Viel mehr als die Geschichte einer Ausstellung:
"Verbrechen der Wehrmacht"
Wilde Proteste von NPD, DVU, Rep, CDU und
CSU begleiteten die Ausstellung von Anfang an.
Schon bald nach der ersten Ausstellung 1995 in Hamburg, hatte der
ehemalige Anwalt und NS-Aktivist Manfred Röder Propagandaaktionen gegen
die Ausstellung gestartet. 1996 wurden die Aktionen militanter und aus
der Nazi-Szene wurden vermehrt Anschlagsdrohungen laut. DVU, Rep und NPD
begannen eine regelrechte Mobilmachung gegen die 'Präsentation der
nationalen Schandausstellung'.
Den Höhepunkt erreichte die Ausstellung, als die
Ausstellung in Bayern gezeigt werden sollte. Trotz schärfster Proteste
der CSU, eröffnete der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) im
Februar 97 die Ausstellung im Münchner Rathaus. Die CSU-Fraktion
boykottierte die Veranstaltung fast geschlossen und marschierte
stattdessen zum Grabmal des Unbekannten Soldaten. Vor dem Rathaus
demonstrieren Anhänger von NPD, DVU, Rep und CSU gegen die Ausstellung.
Obwohl vor allem der Münchner CSU-Chef Gauweiler die Stimmung gegen die
Ausstellung immer weiter aufheizt, wird diese in München von fast
100.000 Menschen besucht. Am 1.März 1997 meldet die dpa: Ein Aufmarsch
Tausender Nazis aus dem gesamten Bundesgebiet, sowie "Massenproteste von
rund 15.000 Demonstranten verwandeln die
Münchener
Innenstadt in einen Hexenkessel".
Unter dem Motto "Unsere Großväter waren keine Verbrecher" und "Wir
sind stolz auf sie", rufen Nazi-Vereinigungen zur Münchner
Kundgebung gegen die Ausstellung auf. |
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Münchens CSU und Junge Union:
Demonstrative Kranzniederlegung am Grabmal des Unbekannten Soldaten, als
Protest gegen die Ausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der
Wehrmacht".
Photo Lehsten / argum
Der
Bayernkurier, Zentralorgan der CSU,
empört sich am 22.2.1997 über die "Diffamierung der Deutschen". |
Im März 1997 bittet der Münchner CSU-Chef, Dr. Peter
Gauweiler in einer Wurfsendung an die
Münchner Bürger um Unterstützung gegen die Ausstellung.
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Auch eine Bürgerinitiative "Schutzbund Deutscher
Soldaten" ruft zu Protesten gegen die Ausstellung auf: |
Für die rechtsextreme Vereinigung "Nation Europa" war die
Wehrmacht die "beste Truppe der Welt":
Im April 1997 wird die Ausstellung durch Ignatz Bubis in
der Frankfurter Paulskirche eröffnet. Die Union distanziert sich auch
hier deutlich von der Dokumentation der Verbrechen der Wehrmacht.
Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) bleibt der Veranstaltung fern, ihr
Parteikollege Bundesverteidigungsminister Volker Rühe lehnt eine
Einladung ab. Trotzdem, auch in Frankfurt besuchen fast 100.000 Menschen
die Ausstellung.
In Dresden kann die Eröffnungsveranstaltung nur unter massivem
Polizeischutz durchgeführt werden. CDU, DVU und NPD Anhänger stimmen die
erste Strophe des Deutschlandlieds an. Die Polizei singt mit.
Unter scharfem Protest der Union wird in Hannover die
Ausstellung im Februar'99 erstmals in einem Landesparlament gezeigt. Bei
Ausschreitungen während einer Demonstration der NPD-Jugend entsteht
Sachschaden von mehreren mehreren 100.000 Mark.
Auch im Saarland protestiert die CDU gegen die Dokumentation der
Verbrechen der Wehrmacht. Ministerpräsident Klimmt (SPD) eröffnet die
Ausstellung trotzdem. Am 9. März'99 wird auf die Wanderausstellung ein
Sprengstoffanschlag verübt.
Bildmaterial v.a. aus dem
Ausstellungskatalog zur überarbeiteten Ausstellung: "Verbrechen
der Wehrmacht - Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941 - 1944".
hagalil.com
06-10-02 |