Ich weiss
nicht was soll es bedeuten,
weiss nicht ob ich traurig bin.
Ein Schrecken, aus nicht fernen Zeiten,
der geht mir nicht aus dem Sinn.
München 1997
- Redebeitrag,
Chaim Frank
München, 1. 3. 1997: Kundgebung am Geschwister-Scholl-Platz
- Die Nazis konnten in Muenchen nicht so
recht wie sie wollten: Sie sind wieder abgezogen -
Wohin sind sie gegangen?
Die Gegendemonstration
-
Die Rede des Muenchner OB Christian Ude (SPD) zur
Ausstellungseroeffnung
- Die sog. "Wehrmachtsausstellung" wird
nach Muenchen und Frankfurt am 12.9.1997 in Marburg
eroeffnet.
Zur Eroeffnungsveranstaltung hat unser Leser
Willo Stoll
ein kleines Kontingent Karten bekommen. Wer Interesse hat, sollte
sich bald bei ihm melden.
Es gibt auch die Moeglichkeit im Rahmenprogramm mit einer
Diskussionsveranstaltung vertreten zu sein.
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Eine Initiative Muenchner Buerger hat sich
dafuer eingesetzt, dass die Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen
der Wehrmacht 1941–1944" des Hamburger Instituts für Sozialwissenschaft
nun auch in Muenchen gezeigt wird.
Niemand wird zum Besuch der Ausstellung gezwungen. Der Schrecken, den die
Wehrmacht damals in allen besetzten Laendern verbreitete, kam nicht von
ungefaehr. Die veruebten Greuel sind laengst bekannt, so sollte man meinen,
wurden sie doch von der Wehrmacht und ihren Angehoerigen selbst
abertausendfach dokumentiert.
Doch heute in Muenchen: Der Muenchner
Vorsitzende der 'Christlichen Sozialen Union' Peter Gauweiler geifert und
tobt, und seine sozialen christlichen Parteifreunde wettern mit. ''Ein
Vernichtungsfeldzug gegen das deutsche Volk ist im Gange'' schreibt der
Bayernkurier (das offizielle Organ der CSU).
Das geschaendete Ansehen der deutschen Wehrmacht muss in's rechte Licht
gesetzt werden. Der deutsche Landser ist gut. Er hat seine Pflicht getan,
fuer Deutschland. Fuehrende Vertreter der CSU und der stolzen Jungen Union
begehen den 'Tag der Schande' indem sie die Wehrmacht mit einer
zeremoniellen Kranzniederlegung am Grabmal des Unbekannten Soldaten ehren.
Gauweiler vermutet Luege und Geschichtsfaelschung. Er wundere sich
allerdings nicht, dass so eine Ausstellung in der gruen-rot regierten Stadt
Muenchen, in der Neger mit ihren Afrofrisuren deutsche Friseure stundenlang
beschaeftigen und obendrein noch jede Woche Geld des deutschen Steuerzahlers
ueberreicht bekommen, waehrend rechtschaffene deutsche Rentner und
Kriegerwitwen, nach einem Leben fuer Doitschland, darben und am Hungertuch
nagen muessen...
Der bayerische Kultus- und
Unterrichtsminister meint Schueler vor dem Ausstellungsmaterial schuetzen zu
muessen. Stoiber wettert ausnahmsweise mal nicht gegen die Tschechen. Waigel
posiert mit Gauweiler am Zapfhahn. Der Kanzler schweigt. Einem
CSU-Abgeordneten, der sich von alledem distanzieren moechte, wird die
Niederlegung aller Aemter angeraten und ein Parteiausschlussverfahren
angedroht. Am
1.Maerz kommt Verstaerkung: Aus der gesamten BRD sammeln sich weitere
nationale Kraefte in Muenchen. Auch sie empfinden Stolz! |
Alte und Junge - Witwen und Waisen
Focus:
Die Muenchner CSU boykottierte die Ausstellungseroeffnung und legte
stattdessen unter ihrem Vorsitzenden Peter Gauweiler demonstrativ einen
Kranz am Grabmal des Unbekannten Soldaten nieder.
Schon am Tag der Eroeffnung (am 24.02.1997) wurde gegen die Ausstellung
demonstriert, unter den Demonstranten auch der fruehere Friedensforscher
Alfred Mechtersheimer.
Der Spiegel:
Zu den wuetenden Protesten aus der CSU ein Interview mit dem
Ausstellungsleiter Hannes Heer. Dieser bezeichnete den Muenchner Gauweiler
als 'durchgeknallten Provinzpolitiker'. Dieser wolle sich auf diese Art und
Weise wieder Aufmerksamkeit beschaffen.
Wenn's nur so einfach waere: Gewiss, die ganze Nazi-Denkweise macht
leicht den Eindruck eines paranoid-psychotischen Gedankengespinstes - und
eigentlich ist sie das ja auch - aber, die Andeutung diese Leute seien
einfach krank, geschaedigt, durchgedreht, verrueckt, ist ein auf das
Individuum abzielender Ansatz. Im Umgang mit einer Massenbewegung nuetzt uns
das wenig. Vielleicht sollte man diese ganze Ideologie tatsaechlich als ein
psychopathologisches Geschehen studieren. Man sollte dann aber auch
schleunigst nach Wegen suchen um an diese Leute heranzukommen und die
Mechanismen die zu einer solchen Entwicklung fuehren untersuchen.
Schliesslich muessen wir unvoreingenommen die resultierenden Erkenntnisse
umsetzen und alles tun um den Betroffenen endlich zu helfen. Solange wir
aber weder eine Therapie noch ein Konzept haben, um an dieses gewaltige
Patientenkollektiv heranzukommen, duerfen wir nicht vergessen: So
interessant die Betrachtung vom psychotherapeutischen Standpunkt auch sein
mag, diese Leute sind krank, jene aber die sie benutzen - in welcher Weise
und aus welchem Grund auch immer - sind unsere Feinde - und sie sind
moerderisch. Wir muessen uns auch um sie kuemmern.
Psychoanalytische Betrachtung rechtsextremer Gewalttaeter
Ein Vortrag vor der Aerztlichen Akademie fuer Psychotherapie von Kindern und
Jugendlichen, eV Muenchen, von J. S. Bielicki.
Redebeitrag,
Chaim Frank
München, 1. 3. 1997: Kundgebung am Geschwister-Scholl-Platz
Die Nazis konnten in Muenchen nicht so recht wie sie wollten: Sie sind
wieder abgezogen - Wohin sind sie
gegangen? |
Einen Kommentar wollen wir dazu
nicht geben - vielleicht koennen wir das auch nicht. Die eigenen Gefuehle
muessen und wollen wir erst klaeren.
Ein
Kommentar von Buendnis 90/Die Gruenen: ''...Was sich in München
abspielt, ist ein deutsches Trauerspiel, das man mehr als fünfzig Jahre nach
der Befreiung vom Nationalsozialismus nicht für möglich halten sollte. Mit
den vereinten Hetzparolen von CSU und Neonazis werden die Opfer von Krieg
und faschistischer Diktatur verhoehnt. Es ist ein Skandal, daß sich eine
Partei, deren VertreterInnen immerhin im Deutschen Bundestag sitzen, an die
Spitze dieser Hetze stellt..."
Eine Anmerkung sei noch erlaubt - kein
Kommentar, sondern nur eine Feststellung: Die CSU ist nicht nur im Bundestag
vertreten, sondern sie ist eine staatstragende Kraft in diesem Lande.
Die CSU ist der bayerische Teil der CDU und ist an der Regierung dieses
Staates beteiligt. |