Dokumentation:
Stellungnahme zur Kampagne "Weg mit der NPD"
Im Rahmen der Proteste gegen eine Veranstaltung der
Jungen Nationaldemokraten zur Verherrlichung des SS-Dichters Kurt Eggers
kam es zu vielen Verhaftungen seitens der Polizei. Der Klick-nach-rechts
berichtete darüber. Wir dokumentieren im folgenden die Stellungnahme der
Kampagne "Weg mit der NPD", welche die Tagesereignisse aus ihrer Sicht
darstellt:
Die Kampagne "Weg mit der NPD" steht für gewaltfreie
Aktionen, durch massenhaftes couragiertes Auftreten, um die Verbreitung
rassistischen Gedankenguts zu verhindern. Wir als Kampagne haben uns zum
Ziel gesetzt, öffentlich gegen Naziaufmärsche- und Veranstaltungen zu
protestieren und von unseren demokratischen Grundrechten gebrauch zu
machen, indem wir versuchen wollen, solche rassistischen Veranstaltungen
mit couragierter Entschlossenheit zu konfrontieren, um die Verbreitung
menschenverachtender und auf die Vernichtung menschlichen Lebens
abzielender Ideologien zu verhindern. Es ist perfide, wenn der Staat,
die Bevölkerung, angesichts der zahlreichen Morde und schwerster
Körperverletzungen begangen von Rechtsradikalen, zum "Aufstand der
Anständigen" aufruft, und der gleiche Staat dann die Verwirklichung des
Aufrufs - den spontanen "Aufstand der Anständigen" - kriminalisiert.
Einmal mehr so geschehen, anlässlich des "Aufstands
der Anständigen" gegen eine Veranstaltung der Jugendorganisation (JN)
der NPD, am 17.März, unter dem Motto: "Gegen rechte Gewalt und
Propaganda". Trotz des breiten öffentlichen Widerstandes plötzlich von
den der NPD abgesagten Nazi-Großveranstaltung, zu Ehren des Waffen-SS
Kommandanten Kurt Egger, lud die JN dennoch zu einem Liederabend, in
ihren rechten Jugendclub "Prozentehouse", mit dem rechtsextremen Musiker
Jörg Hähnel, nach Alt-Friedrichsfelde ein. Der "Aufstand der
Anständigen" rief zu einer spontanen Protestkundgebung, um gegen die
Verbreitung rassistischer Propaganda und der Verherrlichung der
NS-Ideologie öffentlich aufmerksam zu machen. Über 30 "Anständige"
wurden auf Grund von Denunziationen der Neonazis von der Polizei
willkürlich und brutal festgenommen und unter der Anklage des schweren
Landsfriedensbruchs in Einzelzellen verfrachtet. Strafunmündigen
Jugendlichen wurde die telefonische Kontaktaufnahme mit ihren Eltern
verweigert. Als Beweismaterial mussten Pudelmützen, Schals und
Kapuzenpullis, wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Vermummungs-
verbot, herhalten (zur Erinnerung, am 17. März lag die Außentemperatur
bei ca. 4 bis 6 Grad über Null).
Die Polizeikräfte gingen aber noch weit über das
legale Maß des Beweissicherungs- verfahren hinaus: in der Umgebung
herumliegende Steine wurden willkürlich als Beweismittel zugeordnet und
sichergestellt. Das drastische Vorgehen der Polizei gipfelte in einer
Gegenüberstellung der "Anständigen" mit den Neonazis, wobei die Neonazis
als "Zeugen" (!), angeblich gewalttätige "Anständige" zu identifizieren
hatten. Als Schlusspunkt polizeilicher Maßnahmen wurden die
Beschuldigten vom LKA "erkennungsdienstlich" behandelt und bei einigen
"Anständigen" auch Haus- durchsuchungen durchgeführt. Zu ihrem eigenen
Vorteil gelang es den Rechts- extremen, das staatliche Gewaltmonopol zu
instrumentalisieren. Damit gelang ihnen auch, einmal mehr, sich nicht
als Täter sondern dreist als schützenswerte "Opfer" zu präsentieren. Es
stellt sich für alle Unterstützer, den großen und kleinen Initiativen,
der von den Regierenden ins Leben gerufenen Kampagne "Aufstand der
Anständigen" die Frage:
"WIEVIEL ANSTAND VERTRÄGT DIESER STAAT?"
WO IST DER "ANSTAND" DER REPUBLIK?
Vielen BürgerInnen gehört es heute zum
selbstverständlichen Demokratiebewusstsein, dass Rassismus und
Rechtsextremismus keine politische Meinungen, sondern Verbrechen
darstellen. Für viele BürgerInnen ist es daher unerträglich, dass mit
hoher krimineller Energie, kontinuierlich rassistische Ideologien
verbreitet werden und vor allem Kinder als auch Jugendliche Gefahr
laufen, damit kontaminiert zu werden. Zahlreiche Eltern ermuntern ihre
Kinder daher zur Teilnahme an Demonstrationen gegen den Rassismus, gegen
Gewalt von Rechts, um so deren Selbstverständnis für Demokratie und
Humanismus zu verfestigen und nehmen auch selbst daran teil. Man kann
wohl sagen, dass die aktive Teilnahme an Demonstrationen und anderer
Initiativen, zum Schutz der Demokratie gegen die schleichende
Unterwanderung rechtsextremen und rassistischem Gedankenguts, eine
wertvolle pädagogische Übung (nicht nur für Kinder und Jugendliche!),
als auch psychohygienische Immunisierung gegen die Seuche Rassismus ist.
Es besteht ein breiter gesellschaftlicher und parteiübergreifender
Konsens, wie die Demonstration am 9. November 2000 zeigte, dass der
"Aufstand der Anständigen" eine demokratie- politische Notwendigkeit
ist.
Berlin darf nicht "Reichshauptstadt" werden!
Wie wirkungsvoll der "Aufstand der Anständigen" sein
kann, ist erkennbar an den bereits zahlreichen Absagen rechtsradikaler
Veranstaltungen. Wie beispielsweise der breite als Neonazis, unter der
Führungsspitze der NPD, am 25. November 2000 wieder versuchten, Berlin
das Image einer "Reichshauptstadt" zu verpassen. Zahlreiche kleine und
große Initiativen der BürgerInnen stellten sich dem Aufmarsch entgegen,
der so verhindert wurde. Solche Nazi-Großveranstaltungen
zu verhindern ist ein erster Schritt, die Verbreitung rassistischen und
rechts- extremen Gedankenguts einzudämmen. Demonstrieren heißt für die
BürgerInnen im wahrsten Sinn des Wortes Aufzeigen, den Zeigefinger der
Demokratie dorthin deuten zu lassen, wo der Keim für den nächsten
rassistischen Mord gesät wird. Da es immer wieder zu gewalttätigen
Auseinandersetzungen in der politischen Konfrontation mit dem
Rechtsextremismus und Rassismus kommt, rechtfertigt in keiner Weise das
undifferenzierte Vorgehen der Berliner Polizei.
- Die Berliner Polizei unterstellte den Jugendlichen
willkürlich, eine strafbare Handlung begangen zu haben und nahm sie
für mehr als 20 Stunden in Gewahrsam.
- Ein an diesem rechtsradikalen "Liederabend"
anwesender
Rechtsanwalt der Neonaziszene, stellte Strafanzeige, laut
Polizeiangaben (!), wegen Landfriedensbruch, Sachbeschädigung,
Hausfriedensbruch, Körperverletzung und Nötigung, die zu einer
Gegenüberstellung von Neonazis (als Zeugen!) mit den zuvor
willkürlich
festgenommenen "Anständigen" (als Beschuldigte!) führte.
- Weiter führte die auf "Zuruf" des Anwalts der
rechten Szene
durchgeführte Vorgangsweise der Berliner Polizei, zu einer
erkennungsdienstlichen Behandlung der von den Neonazis willkürlich
als
"Täter" identifizierten "Anständigen" und zur Weiterleitung an die
Staatsanwaltschaft.
- Wir fordern daher die Einsetzung eines
parlamentarischen
Untersuchungsausschusses, um die Vorgangsweise der Berliner Polizei
am
17.März 2001 einer objektiven Klärung zuzuführen.
- Wir fordern den Innensenator Werthebach auf, seine
Exekutivbeamten
zu schulen, Menschen die ausschließlich ihr verbrieftes
demokratisches
Grundrecht des öffentlichen gewaltfreien Protestes, im Sinne des
"Aufstand der Anständigen", gegen den sich immer schneller
ausbreitenden Rassismus und Neonazismus, zu respektieren.
Die Kampagne "Weg mit der NPD!", die an dieser
Demonstration am
17.März 2001 teilgenommen hat, verurteilt daher die Vorgangsweise der
Polizei als einen Missbrauch des staatlichen Gewaltmonopols und als
Gefährdung der Demokratie. Die Kampagne "Weg mit der NPD" distanziert
sich entschieden gegen jegliche Gewaltanwendung in der politischen
Auseinandersetzung.
klick-nach-rechts.de
02.04.2001 |