Berlin:
Veranstaltung zur Verherrlichung
eines SS-Dichters abgesagt
Polizei reagiert mit Großaufgebot gegen linke
Kundgebungen
Die für den vergangenen Sonnabend angekündigte
Saalveranstaltung der Jungen Nationaldemokraten (JN) zur
Verherrlichung des SS-Mannes Kurt Eggers in Berlin-Schöneweide wurde
von der rechtsextremen Partei offiziell abgesagt. Dennoch protestierten
auf zwei Kundgebungen der PDS und antifaschistischer Gruppen ungefähr
350 Menschen gegen rechts.
Das Spektrum der Protestierenden reichte von
kirchlichen Friedenkreisen und "Gewerkschafter gegen Rassismus" über die
PDS und DKP bis zu autonomen Antifaschisten. Weder die Demonstranten
noch die Polizei waren von der erfolgten Absage der neonazistischen
Veranstaltung überzeugt. Auf die Gegendemonstranten reagierte die
Berliner Polizei in der ihr eigenen Art und Weise: Sie riegelte den
Bahnhof Schöneweide mit einem Großaufgebot komplett ab.
Die JN hatte ihre Veranstaltung wegen des wachsenden
Widerstandes offiziell abgesagt und lud ihre Mitglieder und
Sympathisanten am Sonnabend informell in die Lichtenberger Kneipe
"Prozenthaus", die als Treffpunkt von Rechtsextremen bekannt ist. Hier
sollte das Mitglied der Waffen-SS Kurt Eggers, welcher im August 1943
beim deutschen Überfall auf die Sowjetunion starb, als Märtyrer gefeiert
werden. Eggers war Panzerkommandant der 5. SS-Freiwilligen-Divison.
Zudem schrieb er Gedichte und Aufrufe zur Verherrlichung des
Heldentodes mit denen sich deutsche Soldaten auch durchaus fanatisieren
ließen.
Nach Beendigung der Kundgebung in Schöneweide kam es
zu Auseinandersetzungen zwischen linken Antifaschisten und
Rechtsextremen am Ausweichort der Rechten. Das Gebäude der Lichtenberger
Kneipe wurde von Linken, welche die Nazi-Veranstaltung verhindern
wollten mit Flaschen und Steinen beworfen. Daraufhin bewaffneten sich
die Rechtsextremen mit Schlagwerkzeugen. Es kam in der Folge zu
straßenschlachtähnlichen Szenen, welche von der Polizei beendet wurden.
Diese hatte die Situation erst nach drei Stunden völlig unter Kontrolle
und nahm 38 Personen aus dem linken Spektrum, sowie 35 Neonazis fest.
IS
/ klick-nach-rechts.de
19.03.2001 |