Rechtsextremer Terror:
Die Nazi-Gruppe
"Nationale Bewegung"
Der jüngste Anschlag auf das Totenhaus des jüdischen Friedhofs in
Potsdam ist nur der vorläufige Schlusspunkt einer ganzen Serie von
Anschlägen der militanten Nazi- Gruppe "Die nationale Bewegung".
Insgesamt neun nazistische oder antisemitische Aktionen können dieser
Gruppierung seit dem letzten Jahr zugeordnet werden.
Das neue Element am Vorgehen der "Nationalen Bewegung"
ist das Hinterlassen von Bekennerschreiben am Tatort. Solche Schreiben
können als Indiz eines gewachsenen Selbstbewusstseins und einer
zunehmenden Ideologisierung des militanten Flügels der Rechtsextremen
gewertet werden. Im Gegensatz zu den meisten anderen Anschlägen der
Rechten verhält sich die "Nationale Bewegung" bisher höchst konspirativ.
Die Polizei geht von einer Gruppe aus, die drei bis vier Personen
umfasst. Die Identität der Täter ist jedenfalls unbekannt. Der Potsdamer
Polizeipräsident Detlef von Schwerin: "Wir wissen nicht, wer dahinter
steht."
Vor allem Aktionen zur Verherrlichung des
Nationalsozialismus gehören zum Repertoire der Gruppe "Nationale
Bewegung": Im brandenburgischen Güterfelde schändete sie zum 8. Mai des
vergangenen Jahres, dem Tag der Befreiung vom National- sozialismus das
Mahnmal für 1389 ermordete Zwangsarbeiter mit einem schwarz lackierten
Hakenkreuz aus Sperrholz, welches sie dort aufhängten. Im NS-Jargon hieß
es in dem hinterlassenen Bekennerbrief: "Da am achten Mai jeden Jahres
den Siegern über das großdeutsche Reich gedacht wird, wolle man an die
"tapferen Soldaten des Reiches erinnern."
Aber auch die letzte
antisemitische Aktion hat bereits ihre Vorläufer: bereits am 23.
Februar wurde der jüdische Friedhof "zum Gedenken an den 70. Todestag
des durch jüdische Kommunisten ermordeten SA-Helden Horst Wessel. Und am
21. September, dem Tag der Fünfzigjahrfeier des Zentralrats der Juden,
schmieren die Mitglieder der Gruppe Hakenkreuze, SS-Runen und
antisemitische Parolen an die Potsdamer Villa Grenzenlos. In diesem Haus
bietet die Jüdische Volkshoch- schule Kurse an. In dem hinterlassenen
Pamphlet heißt es: "Wir haben keinen Platz im Deutschen Reich für diese
geldgierige, unarische Rasse."
Die Zitate zeigen beispielhaft, dass die Mitglieder
der Gruppe über ein ge- schlossenes nationalsozialistisches Weltbild
verfügen. Diese Art der Gruppen- bildung in kleinen klandestinen Zellen
wird seid Jahren in der militanten NS-Szene immer wieder propagiert.
Diese Art von Terrorgruppen benötigt keinen Befehl einer größeren
Organisation oder eines Anführers; sie arbeiten nach dem sogenannten
Konzept des "führerlosen Widerstandes". Die Praxis und die ideologischen
Elemente der "Nationalen Bewegung" sprechen dafür, dass hier dieses
Modell des braunen Terrors das erste Mal stringent in die Praxis
umgesetzt wird.
IS/
klick-nach-rechts.de
08.01.2001
|