Bilder: Nazi-Frauen bei NPD-Aufmarsch am 1. Mai 2000
in Berlin
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Rechte Frauen
Neonazis sind Männer sind Männer
sind Männer?
"In der heutigen Zeit, die geprägt ist von
Werteverfall, der Zerstörung deutscher Identität durch Multikultur und
Überfremdung ist es notwendiger als je zuvor, daß sich Frauen und Mädels
auf ihre Sendung und Aufgabe im Volk zurück besinnen und sich aktiv am
nationalen Befreiungskampf beteiligen..."
So schrieb die ehemalige Bundesmädelführerin der rechtsextremen NPD/JN
Katharina Handschuh 1997 auf einer der ersten Internetseiten, die
ersichtlich von rechten Frauen erstellt wurden.
Mittlerweile hat sich die Anzahl rechtsextremer Homepages von Frauen
vervielfacht, ebenso wie diverse Neugründungen rechter
Frauengruppierungen in der BRD stattgefunden haben.
So z.B. der Freie Mädelbund Bad Gandersheim (FMB), der sich Anfang 2000
gründete und seit einigen Wochen eine eigene Homepage hat. Die
Aktivistinnen fordern beispielsweise die "Todesstrafe für
Kinderschänder" und diskutieren über den §218.
Die modernen rechten Frauen greifen also Themen der Frauenbewegung auf
bis hin zu Forderungen nach Gleichberechtigung und verknüpfen diese mit
autoritären und nationalistischen Argumentationen.
Eine weitere nahezu zehn Jahre existierende Frauengruppe der extremen
Rechten, der Skingirl Freundeskreis Deutschland (SFD), hat sich im
Oktober letzten Jahres aufgelöst. Sie war die kontinuierlichste
Frauenorganisation, die sowohl im Internet als auch mit einer eigenen
Zeitschrift präsent war und eng mit der gesamten Neonaziszene
zusammenarbeitete. Aus ihr ging z.B. das Braune Kreuz hervor, eine
Gruppe von SanitäterInnen, die nach wie vor auf Aufmärschen 1.Hilfe
leistet.
Die Tatsache, dass nach bisherigen Untersuchungen nur ca. 5% Frauen an
rechten Gewalttaten beteiligt sind, verleitet dazu sie zu unterschätzen.
Einstellungsuntersuchungen haben jedoch ergeben, dass Frauen genauso
rassistisch und antisemitisch denken wie Männer. In rechtsextremen
Gruppierungen sind sie mit einem Viertel bis einem Drittel vertreten.
Das bedeutet vor allem die Präsenz von Frauen in der extremen Rechten
ernst zu nehmen und nicht zu verharmlosen, aber gleichzeitig Männer
nicht aus ihrer Verantwortung zu nehmen.
Was bringt nun Frauen dazu, sich in der rechten Szene zu engagieren?
Die Gründe für das Interesse an rechten Positionen sind vielfältig. Als
erstes ist zu nennen, dass sich Frauen, ebenso wie Männer, vor allem von
rassistischen und ausgrenzenden Ideologien angezogen fühlen. Einen
weiteren Aspekt bilden Familien- und Lebensgeschichten der Frauen. Aber
auch die Möglichkeit unterschiedliche weibliche Lebensentwürfe in
rechten Kreisen leben zu können, ist sowohl für emanzipierte junge
Frauen, als auch für Verfechterinnen traditioneller Werte anziehend.
Interessant ist, dass insbesondere ihre eigene politische Aktivität
vielen rechten Frauen ein Anliegen ist, während ihre
Geschlechtszugehörigkeit eher in den Hintergrund tritt - sie wollen als
gleichberechtigte Kämpferinnen für die "nationale Sache" wahrgenommen
werden. In Widersprüche bezüglich ihrer eigenen Rolle begeben sich
rechte Frauen vor allem dort, wo tradierte Werte in Parteiprogrammen im
Gegensatz zu ihren eigenen Vorstellungen der Selbstverwirklichung
stehen.
Abschließend zu betonen ist, dass es nicht DIE rechte Frau gibt, sondern
dass die Frauen der extremen Rechten aus allen gesellschaftlichen
Schichten und Altersgruppen kommen. Sie finden in vielfältiger Weise
Betätigungsfelder in der rechten Szene: von der Ehefrau und Mutter, die
eher im Hintergrund tätig ist, bis hin zur Aktivistin, die in der
Öffentlichkeit präsent ist und Leitungsfunktionen übernimmt.
Fazit: Innerhalb des aus der Mitte der Gesellschaft kommenden
Rechtsextremismus und Neonazismus sind Frauen handelnde Akteurinnen.
Literatur zum Weiterlesen:
Veranstaltungshinweis:
Männlich. Weiblich.
Rechtsextrem.
Kirsten Döhring
klick-nach-rechts.de22.03.2001 |