Örtlich betäubt
Uwe Loesch
Die Mehrheit
unserer Gesellschaft reagiert auf die zunehmende rechte Gewalt
fassungslos oder gar gleichgültig. Dabei entspricht die Hilflosigkeit
des Einzelnen der politischen Argumentationskrise. Einmal aus der
Betäubung erwacht, wird nach Erklärungsmustern gesucht, die alte
politische Feindbilder renovieren und deshalb wenig zur Lösung des
Problems beitragen.
Eine mangelhafte
Erziehung zur Demokratie in Schule und Elternhaus oder die
Selbstentfremdung in einer ganz auf materielle Werte bedachten
Gesellschaftsordnung führen nicht zwangsläufig zur Bildung von
marodierenden Banden, die sich demonstrativ kriminell gebärden und
damit außerhalb der Gesellschaft beweisen wollen.
Gleichermaßen
problematisch erscheinen die Entschuldungsstrategien von
Sozialpsychologen, die die Ursache für den zunehmenden
Rechtsradikalismus in Jugendarbeitslosigkeit und beruflicher
Aussichtslosigkeit suchen. Vermutlich ist es eher eine Mischung aus
Langeweile, Versagensängsten und Allmachtsvorstellungen, die
pubertierende Jugendliche vor dem Hintergrund einer allgemeinen
Mediengeilheit rechtspolitisch verführbar macht.
Wir können deshalb
nicht zulassen, dass Neonazis mit zunehmendem Erfolg die Straße zur
medienwirksamen Propaganda nutzen. Neonazis organisieren sich
mit Hilfe der
Neuen Medien international. Wir dürfen den Machenschaften
dieser Minderheit nicht tatenlos zusehen und ihr freiwillig den
öffentlichen Raum überlassen.
Plakate gegen rechte Gewalt können sicher
nicht die schweigende Mehrheit der Zuschauer und Wegseher überreden,
zu aktiven Bürgern mit Zivilcourage zu werden. Plakate können jedoch
bewusstseinsbildend und -verändernd sein und die öffentliche
Diskussion um die Verantwortung des Einzelnen in der Demokratie neu
fordern. Plakate können Gewalttätern und ihren Zuschauern Grenzen
setzen. Plakate können provozieren Farbe zu bekennen und eben doch
Zivilcourage zu beweisen. Rechtsradikalität darf nicht hoffähig
werden. Angesichts der anhaltenden Überfälle und Hetzjagden auf
Ausländer ist es an der Zeit, hier erneut deutlich Zeichen zu setzen!
Die
deutschen Mitglieder der AGI
Alliance Graphique
Internationale, die an deutschen Hochschulen lehren, schreiben
deshalb unter den Studierenden im Wintersemester 2000/2001 den
Plakatwettbewerb "Anschläge gegen rechte Gewalt" aus.
Der
Wettbewerb ,,Anschläge gegen rechte Gewalt": Neben den
AGI-Mitgliedern aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz, die an
deutschen Hochschulen lehren, werden weitere 20 Hochschullehrerinnen
und -lehrer angesprochen. Am Ende nehmen die Studierenden von 26
Fachhochschulen, Akademien und Universitäten der Bundesrepublik
Deutschland am Wettbewerb teil.
Eingesandt werden 454 Plakate! Es gibt keine Preisgelder, statt dessen
sollen die fünf Besten gedruckt und veröffentlicht werden. Darüber
hinaus ist eine Ausstellung geplant, die einen repräsentativen
Querschnitt aller Arbeiten zeigt.
Werner
Ruf:
Gegen
die Gewöhnung
an die alltägliche Gewalt
[Die politische Postkarte:
Anschlag gegen Gewalt]
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Anschläge gegen rechte Gewalt
Ein
Plakatwettbewerb der AGI Alliance Graphique Internationale
an den deutschen Hochschulen /
Verlag Hermann Schmidt Mainz
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