Tabubruch in Sachsen:
Wer seid Ihr?
Von Axel Vornbäumen
Fangen wir bei Max Liebermann an, oder doch besser bei
den Fröschen? Nehmen wir Liebermann fürs Gefühl, die Frösche für die Analyse.
„Man kann gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte“, hat der Maler
gesagt. Das ist, genau genommen, noch gar nicht so lange her. 1933 war das, als
er von seiner Wohnung am Brandenburger Tor aus den Fackelumzug der Nazis nach
deren Machtergreifung beobachten musste.
Nun zu den Fröschen.
Setzt man die in einen Topf mit heißem Wasser, dann springen sie heraus. Sie
spüren die Gefahr, instinktiv. Setzt man sie in den gleichen Topf mit lauwarmen
Wasser und erhöht langsam die Temperatur, dann bleiben sie drin, bis zur
Katastrophe – die Instinkte funktionieren nicht....
Tagesspiegel, 14. Nov. 2004
http://www.tagesspiegel.de/politik/index.asp?gotos=htp://archiv.tagesspiegel.de
DG / 2004-11-14041114
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