Überblick:
Deutsches Haus
Deutscher Alltag anhand von Abschiebungen, Übergriffen und
Friedhofsschändungen...
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Drei Männer im Alter zwischen 20 und 25 Jahren und eine 18jährige Frau stehen
seit dem 5. Mai vor dem Landgericht Neuruppin (Brandenburg). Die
Staatsanwaltschaft wirft ihnen versuchten Mord, Brandstiftung und versuchte
schwere Brandstiftung vor. Die vier besorgten sich der Anklage zufolge in der
Nacht zum 7. November 2003 in Pritzwalk zunächst Benzin an einer Tankstelle und
zündeten dann einen vietnamesischen Imbissstand an. Dabei griff das Feuer auch
auf einen benachbarten Supermarkt über. Danach schütteten sie Benzin gegen ein
Haus, in dem sich ein türkisches Imbisslokal sowie eine Wohnung befanden, und
zündeten es an. In Hamburger Gefängnissen verübten im April drei Menschen, die
in Abschiebehaft saßen, Suizidversuche, zwei von ihnen starben dabei. Wie die
taz am 5. Mai berichtete, erhängte sich ein Albaner in der Justizvollzugsanstalt
Fuhlsbüttel, ein kurdischer Flüchtling strangulierte sich in seiner
Abschiebezelle im Gefängnis Holstenglacis. Ein Mann aus Sierra Leone zündete
sich am 3. Mai in der Ausländerbehörde am Friedrich-Krause-Ufer in
Berlin-Tiergarten an. Der 34jährige Ibrahim C. war vor elf Jahren eingereist und
hatte einen Asylantrag gestellt, der jedoch abgelehnt wurde. Er legte daraufhin
mehrmals Widerspruch gegen seine drohende Abschiebung ein, der jedoch immer
wieder abgelehnt wurde. Wie die Berliner Morgenpost am 4. Mai berichtete, betrat
der Mann gegen zehn Uhr morgens das Büro der zuständigen Sachbearbeiterin, die
ihm eine Grenzübertrittsbescheinigung aushändigte und mitteilte, er könne das
Widerspruchsverfahren auch von Sierra Leone aus führen. Der Mann überschüttete
darauf hin sich und Teile des Büros mit Benzin aus einer mitgebrachten
Plastikflasche. Als die Polizei eintraf, zündete er sich an. Ibrahim C. wurde
mit schweren Verbrennungen im Gesicht und an den Händen in ein Unfallkrankenhaus
eingeliefert und nach einer Operation ins künstliche Koma versetzt. Er schwebte
am vergangenen Wochenende noch in Lebensgefahr. Am 30. April griffen drei
Skinheads eine dunkelhäutige 13jährige Deutsche bei einem Konzert der Rockgruppe
Mia im Jugendzentrum Kamp in Bielefeld (Nordrhein-Westfalen) an. Sie schlugen
sie auf den Kopf und belästigten auch ihre gleichaltrige Freundin. Die Täter
konnten das Konzert unbehelligt verlassen. Die Jugendkammer des Landgerichts in
Stuttgart (Baden-Württemberg) verurteilte am 27. April vier Neonazis aus
Backnang wegen Brandanschlägen, Körperverletzung, Bedrohung und rechtsextremer
Schmierereien zu mehrjährigen Haftstrafen. Nachdem die 16, 18, 20 bzw. 24 Jahre
alten Männer vorher im Wald das Werfen von Brandbomben trainiert hatten,
verübten sie einen Brandanschlag mit Molotowcocktails auf ein Asylbewerberheim
in Recklinghausen und verletzten dabei eine 33jährige Asylbewerberin. Außerdem
warfen sie Molotowcocktails auf ein türkisches Vereinsheim in Murrhardt und
zündeten einen türkischen Imbisswagen in Backnang an, der von dem Feuer
vollständig zerstört wurde. Zudem bedrohten die Neonazis Migranten und sprühten
rechtsextreme Parolen.
Jungle World
Jungle World Nummer 21 vom 12.Mai 2004
kt /
hagalil.com
/ 2004-05-12
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