Wuppertal:
Raubkunst einbehalten
Das Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum sagt Veranstaltung zu
Raubkunst ab. Auch sträubt es sich, drei Bilder an jüdische Besitzer
zurückzugeben...
Natalie Wiesmann
Über "Raubkunst,
Antisemismus und Naziagentennetze" wollten Wuppertaler Historiker, die PDS und
das Antifa-Referat der Uni Wuppertal am 9. März im städtischen
Von-der-Heydt-Museum reden. Die Veranstaltung wurde jedoch von der Direktorin
Sabine Fehlemann aus "technischen Gründen" abgesagt. Es stünden Auf- und
Abbauten einer Ausstellung an.
"Anfangs hat sie
mir noch zugesagt", so PDS-Sprecher Peter Oberhaus. Wegen der Umbauarbeiten im
Foyer habe sie ihm alternativ den Bürgersaal angeboten. Dann aber sei ein Anruf
der Direktorin gekommen. Sie habe nach dem Inhalt der Veranstaltungen gefragt,
denn ihr sei zu Ohren gekommen, dass es um die Umbenennung des
Von-der-Heydt-Museums ginge. Kurz darauf hätte ihn ein Brief mit der Absage
erreicht, auch der Bürgersaal stünde nicht zur Verfügung. Fehlemann weist die
Vorwürfe von sich: Sie habe von Anfang an klar gestellt, dass der Raum zu diesem
Zeitpunkt nicht genutzt werden könnte.
Das
Van-Der-Heydt-Museum soll drei Raubgemälde aus jüdischen Sammlungen an die
Erbengemeinschaften zurückgeben. Dafür hat der Stadtradt über alle Parteien
hinweg gestimmt. Aber die Museumsspitze wehrt sich dagegen. An der
Podiumsdiskussion, an der auch der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde
Wuppertal, Leonid Goldberg und der Vize-Direktor des Züricher Rietberg-Museums,
Lorenz Homberger, teilnehmen, sollte es auch um die Haltung der Museumsleitung
gehen.
Die Veranstalter
werfen dem Vorsitzenden Eberhard Robke in einer Presseerklärung Aussagen mit
antisemitischer Färbung vor: Er habe sich in derWestdeutschen Zeitung vom
26.11.03 geäußert, dass es nicht nur keine Rechtsansprüche auf Herausgabe der
drei besagten Gemälde gebe, sondern "auch eine moralische Verpflichtung vermögen
wir [...] angesichts der vielen Millionen Mark, die unser Staat an finanzieller
Wiedergutmachung geleistet hat, nicht erkennen." Man wisse, dass die Werke
verkauft oder auf Kunstmärkten versteigert werden sollten. "Es geht also nicht
um Moral, sondern um Geld."
Das altbekannte
antisemitische Klischee wird von Fehlemann wiederholt: "Es geht den Erben nicht
um die Bilder." Und die Museumsdirektorin setzt noch eines drauf: Man sei nicht
Täter, sondern selbst Opfer. Das Wuppertaler Museum habe durch die
Besatzungsmächte Frankreich und Russland viele Bilder verloren, die man ihr
nicht zurückgeben wolle. Darunter ein Picasso-Bild, das jetzt im Besitz eines
Schweizer Museums sei. Außerdem wüsste sie nicht, warum man sich so über den
Namen Von-der-Heydt ärgere. Schließlich habe man die Kunstsammlung vor allem
August Von-der-Heydt zu verdanken, "der hatte mit den Nazis nichts zu tun".
Die Organisatoren der Podiumsdiskussion haben nun einen anderen Ort gefunden,
die evangelische Alte Reformierte Kirche. "Wir wollen mit unserer Veranstaltung
in die öffentliche Debatte um Raubkunst in Wuppertal eingreifen", so Stephan
Stracke vom "Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen in Wuppertal". Man
wolle auch die Umbenennung des Museums vorantreiben. Wir wollen herausbekommen,
wie Eduard Von-der-Heydt an seine Sammlung gekommen ist." Von-der-Heydt sei 1926
Mitglied der "Stahlhelm" - dem Bund der Frontsoldaten - geworden und 1933 in die
NSDAP eingetreten. Der Baron von Wuppertal wurde unter anderem zu einer
zentralen Figur der Devisenbeschaffung für die Nazis und für die Verwertung von
Raubgold aus ganz Europa.
die tageszeitung
taz - die tageszeitung Ruhr vom 04.03.2004
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/ 2004-03-04
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