Überblick:
Deutsches Haus
Deutscher Alltag anhand von Abschiebungen, Übergriffen und
Friedhofsschändungen...
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Wie die taz am 25. Februar berichtete, schiebt die Hamburger Ausländerbehörde
»Kinder ins Ungewisse ab«, deren Eltern legal hier leben. So soll der 15jährige
Thomas A. nach Ghana abgeschoben werden, weil er vor vier Jahren ohne Visum
seiner Mutter nachgereist war. Die Mutter hat ein festes Bleiberecht, seine drei
Geschwister besitzen den deutschen Pass. Mit einem Eilverfahren vor dem
Verwaltungsgericht versuchte die Mutter, Abschiebeschutz für ihren Sohn zu
erwirken. Die Behörde teilte jedoch dem Gericht mit, dass sie auf der Ausreise
bestehe und dem Jungen keine Erlaubnis zur Wiedereinreise erteile, da sein
Lebensunterhalt »hier nicht gesichert« sei. Almut Jöde von der
Flüchtlingsberatung Fluchtpunkt glaubt, dass Thomas in Ghana ins Waisenhaus
müsse. Die Hamburger Ausländerbehörde betreibt derzeit die Abschiebung von etwa
30 Kindern, die ohne Visum ihren Eltern nach Deutschland gefolgt sind. Ebenfalls
abgeschoben werden soll die 18jährige Rumänin Alma Stoica aus Wiesbaden
(Hessen), wie der Main-Rheiner am 24. Februar berichtete. Eine Eingabe beim
Petitionsausschuss des Hessischen Landtags verhindert derzeit noch eine bereits
am 10. November angekündigte »Nacht-und-Nebel-Aktion« der Wiesbadener
Ausländerbehörde. Schon zwei Wochen nach dem Bescheid der Behörde sollte Stoica
ein Flugticket nach Rumänien vorweisen, ihr Aufenthaltsrecht in Wiesbaden lief
am 10. Januar offiziell ab. Stoica hat hier Aussicht auf eine Lehrstelle. Sie
spricht die rumänische Sprache nicht und hat in Rumänien keine Verwandten. Ihre
Mutter und ihre beiden Geschwister leben in Deutschland. Wie das Netzwerk-Asyl
in Rendsburg am 23. Februar mitteilte, sollte der 16jährige Kiri Abas Vrana
bereits am vergangenen Wochenende aus dem Abschiebegefängnis in Rendsburg
(Schleswig-Holstein) nach Albanien abgeschoben werden. Die Vollwaise war alleine
vor dem Kosovokrieg nach Deutschland geflohen und ging bei Neumünster zur
Schule. Die Familie des Jungen sei im Krieg umgekommen, in Albanien hat er
keinerlei soziale Kontakte. Sein Asylantrag in Deutschland wurde abgelehnt. In
der Nacht zum 22. Februar griffen offenbar rechtsextreme Jugendliche ein
griechisches Restaurant in Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern) an. Kurz vor
Mitternacht versammelten sich 15 Personen vor dem Lokal »Marathon« und warfen
Flugblätter mit teils ausländerfeindlichen Parolen – unter anderem mit dem Titel
»Schluss mit der antideutschen Hetze« – in die Gaststätte. Die Wirtin und ein
Gast, die die Schriften wieder nach draußen warfen, wurden mit Reizgas besprüht.
Als der Wirt seiner Frau zur Hilfe kam, zerschlug einer aus der Gruppe eine
Bierflasche auf seinem Kopf. Die Polizei nahm sechs Verdächtige vorläufig fest,
die schon wegen anderer Delikte bekannt sind. Das griechische Ehepaar und ein
Gast mussten ambulant behandelt werden. Die Zahl der rechtsextremistischen
Straftaten in Berlin ist im vergangenen Jahr mit 944 registrierten Fällen nahezu
unverändert hoch geblieben. Die fremdenfeindlichen Gewalttaten vermehrten sich
von 28 Fällen im Jahr 2002 auf 42 im Jahr 2003.
Jungle World
Jungle World Nummer 11 vom 03.03.2004
kt /
hagalil.com
/ 2004-03-03
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