Reaktionen:
Antisemitische Schmierer
Ein Wuppertaler Verlag ist Opfer einer antisemitischen
Attacke - wegen Veröffentlichung über NS-Widerständler...
MEWA
Der Dienstwagen und
die Hoftür eines Wuppertaler Verlages wurden am Wochenende mit antisemitischen
Parolen beschmiert. In gelber Graffitti-Farbe leuchten die Lettern auf der
Motorhaube: JUDE. Alle vier Autoreifen sind zerstochen, ein Kratzer rund um den
Wagen gezogen. Auf dem Tor zum Versandhaus haben die Täter "J!" gesprüht.
Eine Nachbarin hatte
die Schmierereien am Rosenmontag bemerkt und sofort den Verleger angerufen sowie
die Polizei alarmiert. In der aktuellen Ausgabe einer Zeitschrift des Verlags
war ein Artikel über die Gruppe der Edelweißpiraten erschienen. Für die Polizei
steht fest, dass das Erscheinen des Textes über die Widerstandsgruppe gegen das
Nazi-Regime Rechtsradikale "zu dieser Tat provoziert" hat. Nun ermittelt der
Staatsschutz in Düsseldorf.
Im Verlag erscheint
alle zwei Wochen eine Zeitschrift mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren. Es
sind vornehmlich historische Themen aus der Region, die die Autoren
beschäftigen. So auch die Geschichte der Edelweißpiraten. In dem Artikel geht es
vor allem um einen Film, der die Geschichte der Widerstandsgruppe aus dem
Rheinland verarbeitet und bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt werden soll.
"Wir haben die Edelweißpiraten nicht verherrlichend dargestellt", sagt die
Autorin des Artikels, die - wie ihr Verlag - nicht genannt werden möchte. Die
Gruppe der Edelweißpiraten hatte geflohene Zwangsarbeiter versteckt,
Versorgungszüge geplündert und Lebensmittelmarken gestohlen, um verfolgte Juden
zu versorgen. Außerdem verübte sie Anschläge auf NS-Funktionäre.
Neben historischen Themen wird in der Zeitschrift auch über jüdisches Leben in
Wuppertal berichtet. "Wir sind ein überkonfessioneller Verlag, aber hier gibt es
eine rasant wachsende jüdische Gemeinde, über die wir berichten", sagt eine
Verlagssprecherin. Das habe bisher zu keinen heftigen Reaktionen geführt. Ein
paar ältere Herren hätten angerufen und "ihre Sicht der NS-Zeit" geschildert.
"Die haben aber immer ihren Namen genannt und haben uns nicht persönlich
angegriffen", sagt die Sprecherin. Dass es nun zu antisemitischen Attacken
gekommen ist und der Dienstwagen beschädigt wurde, bereitet den
Verlagsmitarbeitern ein "mulmiges Gefühl."
die tageszeitung
taz - die tageszeitung Ruhr vom 26.02.2004
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/ 2004-02-26
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