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Judentum und Israel
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Weißrussland:
Hakenkreuze und Hetze

Weißrusslands Juden werfen der Regierung vor, den Antisemitismus im Land untätig hinzunehmen: Gedenkstätten verwahrlosen, Hetzschriften erscheinen selbst in staatlichen Verlagen...

Thomas Roser

Der nicht genehmigten Ein-Mann-Demonstration vor dem Palast von Präsident Alexander Lukaschenko machte die herbeigeeilte Miliz Mitte Januar in der weißrussischen Hauptstadt Minsk ein schnelles Ende. "Stoppt die Zerstörung von Synagogen, Friedhöfen und Monumenten", war auf dem Transparent zu lesen, mit dem Jakaw Gutman, der Präsident des Weltverbands der weißrussischen Juden, auf den wachsenden Antisemitismus in seinem Heimatland aufmerksam machte. Nach seiner Verhaftung kündigte er einen Hungerstreik als Protest gegen die seiner Meinung nach staatlich sanktionierte "Politik des schleichenden Antisemitismus" an.

 

Mit mehr als einer Million Juden beherbergte Weißrussland unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg eine der größten jüdischen Gemeinschaften des Kontinents. Vier von fünf weißrussischen Juden starben in den deutschen Vernichtungslagern.

 

Die Zahl der Juden in dem 1991 selbstständig gewordenen Land ist im vergangenen Jahrzehnt durch die anhaltende Auswanderung auf wenige zehntausend geschrumpft. Öffentlich hat der diktatorisch regierende Lukaschenko zwar keine antisemitischen Äußerungen verlauten lassen. Doch selbst Juden, die auf Distanz zur Protestaktion des umtriebigen Gutman gehen, zeigen sich besorgt über die Tatenlosigkeit der Behörden angesichts der zunehmenden Zahl antisemitischer Schmierereien, der Verwahrlosung und Zerstörung jüdischer Monumente.

 

Mehrere jüdische Friedhöfe wurden in den vergangenen Jahren verwüstet, selbst die Gedenkstätte für die jüdischen Opfer des Holocaust im einstigen Ghetto von Minsk wurde im vergangen Mai mit Hakenkreuzen beschmiert. Den Abriss ehemaliger Synagogen werten viele Juden ebenso als Indiz für die judenfeindliche Ausrichtung staatlicher Stellen wie den offenen Antisemitismus einiger staatlicher Publikationen wie der Jugendzeitung Das Banner der Jugend, der Zeitung Persönlichkeit oder der Slawische Sturmglocke. Würden sie vom Lukaschenko-Regime nicht geduldet, wären sie zumindest aus den staatlichen Druckereien verbannt worden, wirft der Publizist Siemion Bukchyn dem Staat vor. Damit bereite er zumindest indirekt den Boden für "Propaganda, die früher oder später zum Pogrom führt".

 

Wurden die damals als "Zionisten" geschmähten Juden bereits zu Sowjetzeiten gerne für gesellschaftliche Missstände verantwortlich gemacht, machen der alternden jüdischen Gemeinschaft heute nicht nur die tief sitzenden Vorbehalte ihrer Landsleute zu schaffen, sondern auch die Gleichgültigkeit der Behörden gegenüber ihren Kulturgütern und Gedenkstätten: In Rahachow ist der jüdische Friedhof zu einem Bolzplatz umfunktioniert worden, in Grodno wurden jüdische Gebeine auf einer Abraumhalde "entsorgt". Auf der Gedenkstätte für den jüdischen Massenselbstmord 1941 in Mozyr, die erst 2001 vom Kulturministerium unter Denkmalschutz gestellt wurde, wird eine Gaspipeline angelegt.

Er sei "kein Antisemit", aber Weißrussen hätten im Krieg genauso gelitten wie die Juden - der Parlamentsabgeordnete Sergej Kostjan wirft den protestierenden Juden gar vor, "ethnische Zwietracht" zu säen. "Sollen wir nur wegen der Juden die Stadt ohne Gas lassen ?"

Frankfurter Rundschau
Frankfurter Rundschau vom 30.01.2004

kt / hagalil.com / 2004-01-30

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