Eine Gruppe Skinheads
überfiel am späten Abend im Zentrum von St. Petersburg einen Mann und zwei
Kinder aus Tadschikistan. Das neunjährige Mädchen starb an den ihm beigefügten
Messerstichen. Gouverneurin Valentina Matwijenko rief die Miliz derweil dazu
auf, die Verbrecher um jeden Preis zu finden und einen Schauprozess zu
veranstalten.
Der 35-jährige Jussuf
Sultanow kehrte am Montag Abend kurz nach 21 Uhr mit seiner neunjährigen Tochter
Churscheda und dem elf Jahre alten Neffen Alabir von der Eisbahn im
Jussupow-Garten im Admiralitäts-Stadtbezirk nach Hause zurück. Im dunklen
Innenhof des Hauses Nr. 4 im pereulok Bojzowa wurden sie von acht bis zehn mit
Ketten, Messern und Baseball-Schlägern bewaffneten Jugendlichen überfallen.
Als der Notarztwagen
an Ort und Stelle war, kam für das Mädchen bereits jede Hilfe zu spät - der
Blutverlust von den insgesamt elf Messerstichen war zu groß. Dem Jungen war es
gelungen, sich den Schlägern zu entwinden und unter einem geparkten Auto Schutz
zu suchen. Mit Kopfverletzungen und einer Gehirnerschütterung musste er
vorübergehend ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Mann zeigte ähnliche
Verletzungen auf, verweigerte jedoch eine stationäre Behandlung.
Die Miliz hat Anklage
wegen Mordes erhoben. Bisher konnten die Täter nicht dingfest gemacht werden.
Die Vernehmung von etwa zwei Dutzend Jugendlichen, die nach der Beschreibung als
Täter in Frage hätten kommen können, brachte keine Resultate. Die "Handschrift"
des Verbrechens weist jedoch ohne Zweifel in die rechte Ecke. Überfälle auf
"nichtarisch" aussehende Jugendliche und immer häufiger auch Kinder sind leider
keine Ausnahme mehr.
So wurde im April
letzten Jahres eine Jugendgruppe aus Berlin Opfer eines Überfalls in der
Metro-Station "Gorkowskaja" (russland-aktuell.RU berichtete). Im September 2003
überfielen Skins ein tadschikisches Zigeunerlager am Rande von St. Petersburg.
Dort kam ein sechsjähriges Mädchen ums Leben, ein fünfjähriges Kind wurde schwer
verletzt.
Nach offiziellen
Angaben waren Ende 2003 etwa 22.500 junge Petersburger Mitglied in
extremistischen Gruppen; im Laufe des Jahres kam es zu etwa einem Dutzend
Schwerverbrechen mit Beteiligung von rechtsextremen Jugendlichen.
Gouverneurin
Valentina Matwijenko ließ an ihrer Empörung angesichts des jüngsten Falles
keinen Zweifel. Auf einer Sitzung der Stadtregierung sagte sie am Dienstag: "Die
Verbrecher müssen um jeden Preis gefunden werden und dann bekommen sie einen
Schauprozess." Sie stellte Verbrechen dieser Art auf eine Stufe mit dem
kürzlichen Terrorakt in der Moskauer Metro.
"Wir kämpfen gegen den Terrorismus und müssen genauso kompromisslos gegen jede
beliebige Art von Nationalismus in unserer großen Stadt angehen", sagte
Matwijenko im Smolny. Besonders schmerzhaft seien solche Verbrechen in St.
Petersburg, das stets ein Hort der Toleranz gegenüber Menschen anderen
Nationalität und Religion gewesen sei.