Moskau:
Jüdischer Kongress warnt vor Neofaschismus
Der Russische Jüdische Kongress hat vor
rechtsextremistischen Tendenzen in Russland gewarnt. "Die Straßen russischer
Städte sind für jeden gefährlich geworden, der nicht aussieht wie ein Slawe",
heißt es in einer Erklärung der Organisation...
epd/kp
Der Russische
Jüdische Kongress hat vor rechtsextremistischen Tendenzen in Russland gewarnt.
"Die Straßen russischer Städte sind für jeden gefährlich geworden, der nicht
aussieht wie ein Slawe", heißt es in einer Erklärung der Organisation. Die
Behörden müssten damit aufhören, nationalistisch motivierte Gewalttaten als
"Rowdytum" zu verharmlosen.
Als besonders
Besorgnis erregend bewertet der Jüdische Kongress die Lage in St. Petersburg,
das sich zu einem "Zentrum des modernen russischen Faschismus" entwickele. In
der vergangenen Woche hatte der grausame Mord an einem tadschikischen Mädchen
landesweit für Empörung gesorgt. Eine Gruppe Jugendlicher hatte die neun Jahre
alte Churscheda Sultanowa mit Ketten, Messern und Baseballschlägern getötet und
ihren Vater sowie einen elfjährigen Neffen schwer verletzt. Für die Tat werden
Petersburger Neonazis verantwortlich gemacht. Zuvor hatten ähnliche Bluttaten an
Zuwanderern die Stadt erschüttert.
Die offene Tätigkeit
zahlreicher faschistischer Organisationen in Russland sei nicht ohne
stillschweigende Unterstützung durch die Behörden möglich, so der Russische
Jüdische Kongress. Auch zwischen Sicherheitskräften und der
rechtsextremistischen Szene gibt es offenbar intensive Kontakte. Im Jahr 2002
berichteten russische Zeitungen darüber, dass Aktivisten einer faschistischen
Gruppe sich regelmäßig in einer Moskauer Sporthalle der Sonderpolizei OMON
trafen und sogar von Polizeitrainern ausgebildet wurden.
Einem Bericht der Zeitung "Iswestia" vom Donnerstag zufolge haben sich in den
letzten Jahren in 85 Städten Russlands Skinhead-Gruppen gebildet. In ganz
Russland gebe es derzeit etwa 50.000 Skinheads. Allein in Moskau werden über
5.000 Menschen der Szene zugeordnet.
russland-aktuell.ru
Russland aktuell vom 20.2.2004
kt /
hagalil.com
/ 2004-02-20
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