"Rechtsextremismus
gibt es nicht nur am gesellschaftlichen Rand, sondern in weiten Teilen der
Gesellschaft", beschwört Uta Stechemesser vom Jugendclub Courage ihre Zuhörer.
Damit bringt sie das auf den Punkt, was ihren Verein bewegt hat, die Ausstellung
"Rechts um und ab durch die Mitte? Rechtsextremismus in Deutschland und was man
dagegen tun kann" auf die Beine zu stellen. Ab heute bis zum 12. April ist die
Sonderschau im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln am Appellhofplatz zu
sehen.
Damit wird sie
erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bisher war die 2001
konzipierte und ständig erweiterte Ausstellung nur in Schulen zu sehen. Anhand
von Texten und Fotos auf Stellwänden wird die historische Entwicklung
rechtsextremer Organisationen kurz veranschaulicht. Ideologische Begriffe werden
geklärt, und es gibt Informationen über den Werdegang von Parteien aus dem "ganz
rechten" Spektrum.
Die aktuelle
Situation nimmt dabei besonderes großen Raum ein. Bedrückend detailliert wird
geschildert, wie Organisationen wie "Pro Köln" auf Stimmenfang gehen. "Wir
wollen entlarven, wie rechtsextreme Vereine versuchen, sich ein bürgerliches
Mäntelchen überzustülpen", erläutert Hans von Loeben vom Jugendclub Courage.
Anhand von Porträts werden die wichtigsten Drahtzieher der örtlichen Szene
vorgestellt.
Auf anderen
Stellwänden setzen sich die Initiatoren der Ausstellung kritisch mit
rechtspopulistischen Äußerungen von Politikern auseinander. Manchmal treffen
sich die beiden Darstellungswelten - etwa wenn der nordrhein-westfälische
CDU-Vorsitzende Jürgen Rüttgers mit dem Kölner Neonazi Axel Reitz abgebildet
wird. Der junge Mann soll sich positiv über Rüttgers' Kampagne gegen die
doppelte Staatsbürgerschaft geäußert haben, heißt es im Begleittext. Der
CDU-Politiker habe sich dann wohl mit ihm ablichten lassen, ohne zu wissen, wem
er gegenüber steht.
Schüler, die das
Kölner NS-Dokumentationszentrum besuchen, haben durch die Sonderausstellung
vielfältige neue Möglichkeiten, meint Museumspädagogin Barbara Kirschbaum: "Sie
können hier Parallelen zwischen der Geschichte und der Gegenwart ziehen." Mit
Workshops und Veranstaltungen wird besonders interessierten Gruppen dabei auf
die Sprünge geholfen. So wird der türkische Schauspieler Serdar Somuncu am 2.
März zu einer Abendveranstaltung erwartet, und Hans-Peter Killguss berichtet am
16. und 17. März über rechte Rockmusik.
Für den Chef der
Einrichtung, Werner Jung, ist die Ausstellung in dieser Zeit besonders wichtig.
"Wenn Interviews mit ehemaligen Opfern in der Zeitung erscheinen, müssen diese
Menschen immer damit rechnen, dass sie von Rechten angerufen werden", erklärt
Jung. "Diese Ausstellung weist jetzt auch jüngere Menschen darauf hin, wie weit
der Rechtsextremismus in unserer heutigen Gesellschaft verbreitet ist." Als
problematisch bezeichnen es alle Beteiligten, dass die Fördermittel für die
Aufklärung über diesen Bereich nahezu komplett gestrichen worden seien. Die
Forderung von Bundeskanzler Gerhard Schröder nach einem "Aufstand der
Anständigen" gegen Rechts habe sich "als Luftblase entpuppt", heißt es auf der
Eingangstafel der Sonderausstellung deshalb in resigniertem Ton. "Den großen
Worten zur Bekämpfung des Rechtsextremismus folgten wieder einmal keine Taten."
Die Schau ist zusammen mit der Gedenkstätte und der Dauerausstellung "Köln im
Nationalsozialismus" dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr sowie samstags und
sonntags von 11 bis 16 Uhr im EL-DE-Haus zu sehen.