"Jitzhak Rabin
gehört nicht mir und auch nicht euch, sondern in aller Ewigkeit euren Kindern
und Kindeskindern". Mit diesen salbungsvollen Worten weihte unlängst der Chef
der neofaschistischen Partei Großrumänien (PRM), Corneliu Vadim Tudor eine
Statue des 1995 ermordeten israelischen Premiers ein. Das in der nördlich von
Bukarest gelegenen Stadt Brasov/Kronstadt in einem Park aufgestellte Denkmal
soll Tudor von seinem Schmuddelimage als Antisemit reinwaschen und ihn auf der
internationalen politischen Bühne salonfähig machen.
Bei den in diesem
Herbst in Rumänien anstehenden Präsidentschaftswahlen, will Corneliu Vadim Tudor
Staatschef werden. "Ich werde der erste christliche Präsident eines mit Israel
verbrüderten Rumänien", kündigte er an. Schon seit Wochen versucht Tudor die ab
1990 in seiner Zeitschrift România Mare (Groß-Rumänien) veröffentlichte
antisemitische Gräuelpropaganda als literarische Pamphlete zu verharmlosen. Für
seine eigenen antijüdischen Artikel entschuldigte er sich öffentlich. Er
beteuerte zudem, ein Freund des jüdischen Volkes und Israels zu sein und
bezeichnete die Bibel als "das Grundgesetz des Planeten". Gleichzeitig kündigte
er an, mit 100 Mitgliedern der großrumänischen Jugendorganisation in Auschwitz
der Opfer des Holocaust zu gedenken.
Um seinem
"Sinneswandel" Nachdruck zu verleihen, vermeidet der Kryptofaschist seit einiger
Zeit jeden Hinweis auf sein ideologisches und politisches Vorbild, den
faschistischen, rumänischen Diktator und Hitlerverbündeten Ion Antonescu.
Während des Antonescu-Regimes (1941-1944) wurden über 400.000 Juden von den
rumänischen Behörden ermordet. Vor knapp drei Jahren forderte die Partei Tudors
sogar die Heiligsprechung Antonescus und die Errichtung eines nationalen
Pantheons für den großen Patrioten.
Die Leugnung des
rumänischen Holocaust gehört ebenso zum ideologischen Bestand der
Großrumänien-Partei wie die rassistische Verunglimpfung der Roma und die
nationalistischen Kampagnen gegen die ungarische Minderheit. Tudor gab noch im
Vorwahlkampf 2000 bekannt, die Machenschaften "krimineller Zigeuner" durch die
Errichtung einer "Diktatur des Gesetzes" eindämmen zu wollen.
Seine Worte fanden
damals einen positiven Widerhall. Mehr als 30 Prozent stimmten 2000 für den
Präsidentschaftskandidaten Tudor, seine großrumänische Partei hingegen
avancierte zur zweitstärksten parlamentarischen Fraktion. Die Chancen für Tudors
Großrumänen stehen nach jüngsten Umfragen auch diesmal nicht schlechter.
Seinen Anspruch auf das höchste Amt im Staat versucht Tudor mit Hilfe der
israelischen Wahlberatungsfirma "Arad Communications" durchzusetzen. Der
Kostenvoranschlag beläuft sich laut rumänischen Presseberichten auf über 5
Millionen US-Dollar. Gegen die Allianz der israelischen Wahlkampfberater mit den
rumänischen Neofaschisten protestierten nicht nur Vertreter der rumänischen
Zivilgesellschaft, sondern auch prominente israelische Politiker und
Intellektuelle. Marco Maximillian Katz von der rumänischen Sektion der
amerikanischen Antidiffamierungsliga bezeichnet den Versuch von "Arad
Communications" Tudor im Wahlkampf zu unterstützen als "verurteilungswürdig" und
"unerträglich".