In der Linken wurde Oliver Geden 1996 als Autor des Buches »Rechte Ökologie«
wahrgenommen. Wer sich mit Umweltschutz von rechts beschäftigte, kam an dieser
Publikation nicht vorbei, denn es gab nur wenig Literatur zu diesem Thema. Auf
Gedens neuem Forschungsfeld sind die Ausgangsbedingungen ähnlich. Die
Thematisierung von Geschlechterverhältnissen im Rechtsextremismus der Gegenwart
ist ein blinder Fleck antifaschistischer Theorie und Praxis. Das gilt auch für
die wissenschaftliche Debatte. Um diese zu beleben, hat sich Geden der
»Männlichkeitskonstruktionen in der Freiheitlichen Partei Österreichs«
angenommen. Die Beschäftigung mit den Männerbildern in der Rechten, meint der
Autor, könne wichtige Aufschlüsse zur Erklärung des Rechtsxtremismus insgesamt
liefern. Die methodische Verknüpfung von Forschungen zum Rechtsextremismus und
zur Männlichkeit soll das Defizit der Wissenschaft überwinden helfen.
Dazu wurden »freiheitliche« Zeitschriften gesichtet, und es wurde nach dem
Wertekanon der FPÖ-Männer gefragt. Am Beispiel der Neuen Freien Zeitung lassen
sich Antifeminismus und die Dethematisierung männlicher Herrschaft als
geschlechterpolitische Haltung ausmachen.
Zur Rettung einer vermeintlich gefährdeten Männlichkeit, die angeblich durch die
Leugnung biologischer Dispositionen der Geschlechter und durch zunehmende
gesellschaftliche Benachteiligung bedroht ist, setzt die rechtsintellektuelle
Wochenzeitung Zur Zeit auf die Rehabilitierung der Familie als »Keimzelle von
Volk und Staat«. Damit einher geht die Abwertung nicht familienorientierter und
homosexueller Lebensentwürfe.
Entsprechend reaktionäre Argumentationen finden sich bei den untersuchten
Funktionären des Rings Freiheitlicher Jugend kaum: Antifeminismus wird hier mit
der Ablehnung der als Benachteiligung empfundenen gleichstellungspolitischen
Maßnahmen verbunden. Dabei gehen die Hoffnungen darauf, dass die FPÖ »das
gesellschaftliche Klima in einer Weise zu beeinflussen vermag, dass
traditionellere Geschlechterarrangements auch für Frauen wieder attraktiver
werden«. Insgesamt zeigt der ständige Rekurs auf vermeintliche Eigentlichkeit
und deren angebliche Zweckmäßigkeit trotz allem, dass Männlichkeit auch in
diesem Milieu durchaus begründungspflichtig geworden ist.
Doch was folgt daraus? Hatte das Buch »Rechte Ökologie« noch ganz ausdrücklich
zum Ziel, »Emanzipation und Selbstbestimmung des Menschen zu fördern«, verfolgt
die FPÖ-Studie eher akademische Interessen. Daher wird auch die Einsicht,
Männlichkeitsideale im Rechtsextremismus seien »in ihrem Kern keine genuin
rechtsextremen Männlichkeitsideale«, nicht politisch gewendet, sondern lediglich
als Aufforderung zu weiterer Forschung, beispielsweise in Parteien des
politischen Mainstream, verstanden. Hier hätte jedoch politische Praxis
einzusetzen: ein Antifaschismus, der sich als Angriff auf die herrschenden
Geschlechterverhältnisse konkretisiert. Oder wie Adorno meinte: »Einem
bestimmten Gestus der Männlichkeit, sei’s der eignen, sei‘s der anderer, gebührt
Misstrauen.«
Oliver Geden: Männlichkeitskonstruktionen in der Freiheitlichen Partei
Österreichs. Eine qualitativ-empirische Untersuchung. Leske + Budrich, Opladen
2004