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Verbrecher:
Merz bekennt sich sogar schriftlich zum Opa

Fraktionsvize hat sich auch in einem Zeitungsinterview seines Großvaters gerühmt, der zur Nazizeit Bürgermeister war...

Patrik Schwarz, Martin Teigeler, Mitarbeit: Forian Oel

Im Streit um fragwürdige Äußerungen des CDU/CSU-Fraktionsvizes im Bundestag, Friedrich Merz, zur Vergangenheit seines Großvaters im Nationalsozialismus gibt es neue Erkenntnisse. Am Wochenende ist ein Bekenntnis von Merz zu seinem Großvater Josef Paul Sauvigny im Interview mit einer überregionalen Tageszeitung bekannt geworden. Damit scheint belegt, dass Merz nicht nur spontan auf einer Parteiversammlung am Abend des 6. Januar in seiner Heimatstadt Brilon den Bürgermeister als politisches Vorbild ins Feld führte.

 

Sauvigny, bis 1933 Mitglied der Zentrumspartei, regierte unter den Nationalsozialisten bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1937 (taz vom Samstag, 17. 1.). Merz hatte am 6. Januar auf der Nominierungsversammlung für den CDU-Bürgermeisterkandidaten seiner Heimatstadt Brilon die Teilnehmer aufgefordert, bei der NRW-Kommunalwahl im Herbst das "rote Rathaus" der Stadt "zu stürmen". Zur Begründung verwies er auf seinen Großvater, der im Nationalsozialismus Bürgermeister des Ortes war. In Brilon amtiert seit 1999 ein SPD-Bürgermeister.

 

Im Interview mit dem in Berlin erscheinenden Tagesspiegel sprach Merz am 28. September vergangenen Jahres spekulativ von der Möglichkeit, in die Kommunalpolitik seiner Heimatstadt zurückzukehren, aber nur als "Bürgermeister in Brilon, das war mein Großvater immerhin zwanzig Jahre von 1917 bis 1937."

 

Unterdessen kommen zunehmend weitere Einzelheiten zur Amtsführung Sauvignys zutage, der Merz Großvater mütterlicherseits war und daher seinen Namen nicht an den CDU-Politiker weitergab. So zeigen Recherchen einer lokalen Historikerinitiative, dass bereits fünf Monate nach der NS-Machtergreifung durch eine amtliche Bekanntmachung des Bürgermeisters zwei Straßen in "Adolf-Hitler-Straße" und in "Hermann-Göring-Straße" umbenannt wurden.

 

Nach Forschungen von Briloner Lokalhistorikern waren die Nationalsozialisten durchaus zufrieden mit Sauvignys Amtsführung. In der Sauerländer Zeitung vom 2. Juli 1937 äußert sich der von den Nationalsozialisten eingesetzte Landrat Schramm anlässlich von Sauvignys Pensionierung, dieser habe "sein Amt stets im nationalsozialistischen Geiste verwaltet". In der Sauerländer Zeitung wurde am 3. Mai 1933 eine Lobeshymne Sauvignys auf Adolf Hitler abgedruckt.

Das Berliner Bundestagsbüro von Friedrich Merz, dem die fraglichen Zitate vom 6. Januar vorlagen, hat gegenüber der taz seine Aussagen nicht bestritten. Zur Anfrage der taz vom Freitag nach der Rolle des Großvaters im Dritten Reich wollte Merz nicht Stellung nehmen.

die tageszeitung
taz - die tageszeitung vom 19.01.2004

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kt / hagalil.com / 2004-01-19

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