Überblick:
Deutsche Haus
Deutscher Alltag anhand von Abschiebungen, Übergriffen und
Friedhofsschändungen...
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Am 26. Dezember wurde eine 29jährige allein erziehende Roma mit ihren vier
Kindern nach Belgrad abgeschoben. Sie befand sich seit Anfang Dezember in
Abschiebehaft, während die Kinder von einer Verwandten betreut werden mussten.
Wichtige Kranken- und Sozialhilfebezugsscheine für die Kinder wurden jedoch von
den Behörden nicht ausgehändigt. Die Ausländerbehörde verwies nach Angaben der
taz darauf, dass die ärztlichen Gutachten über die Krankheit eines der Kinder in
Englisch abgefasst seien, und diese Sprache spreche man in der Behörde nicht.
Nach einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 24. Dezember hat
die Marketingabteilung der Barmer Ersatzkasse in einem Rundschreiben an die
regionalen Geschäftsstellen die Empfehlung gegeben, Sozialhilfeempfänger und
Asylbewerber möglichst davon abzuhalten, in die Kasse einzutreten. In dem Brief
heißt es: »Schöpfen Sie alle Möglichkeiten vor Ort aus, um den Bestand der
Sozialhilfeempfänger/Asylbewerber so gering wie möglich zu halten.« In Berlin
scheiterte am 22. Dezember der Versuch, einen 17jährigen Vollwaisen nach
Kirgisien abzuschieben. Sechs Beamte des Bundesgrenzschutzes hielten dem sich
sträubenden Jugendlichen in einer voll besetzten Aeroflot-Maschine Mund und Nase
zu und schlugen ihn. Als Passagiere gegen die Misshandlung protestierten,
weigerte sich der Pilot, den Jugendlichen mitzunehmen. Er wurde wegen
angeblicher Fluchtgefahr in die Abschiebehaftanstalt Grünau zurückgebracht. Der
17jährige erstattete Anzeige gegen die beteiligten BGS-Beamten. Ein 18jähriger
beschmierte in der Nacht zum 21. Dezember die Stiftertafel des Jüdischen Museums
in Berlin. Er wurde noch am Tatort gestellt. Die Polizei schließt einen
politischen Hintergrund der Tat aus. In Bochum (Nordrhein-Westfalen) hetzte ein
Betrunkener am 20. Dezember seinen Kampfhund auf eine Gruppe afrikanischer
Kinder. Ein sechsjähriger Junge aus Somalia wurde an der Hand und am Bein
verletzt. Knapp vier Wochen nach einem Brandanschlag auf seinen Imbisswagen
steht in Wusterhausen (Brandenburg) ein Vietnamese mit seiner vierköpfigen
Familie vor dem Ruin. Der Wagen wurde am 27. November auf einem Parkplatz
angezündet und brannte vollständig ab. Die Täter konnten bis heute nicht
ermittelt werden, so dass der Besitzer den entstandenen Schaden von 13 000 Euro
selbst tragen muss. Bereits Anfang November hat in Pritzwalk (Brandenburg) ein
ähnlicher Brandanschlag eine vietnamesische Familie finanziell ruiniert.
Unbekannte schmierten auf ein Wandbild an einer Kindertagesstätte in Frankfurt
(Hessen) SS-Runen und Hakenkreuze, die am 18. Dezember entdeckt wurden. Zudem
wurden auf dem Kunstwerk die Gesichter einiger Kinder entstellt. Die Leiterin
der Kita ist sich sicher, dass gezielt die »ausländisch geprägten Gesichter«
verunstaltet wurden. Unter das Bild schrieben die Täter: »arische Kunst«. Und
daneben: »Dieser Kindergarten verdient ein dickes Hakenkreuz.« In der Kita
werden zu 90 Prozent Kinder nicht deutscher Herkunft betreut.
Jungle World
Jungle World Nummer 2 vom 07.01.2004
kt /
hagalil.com
/ 2004-01-07
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