Vor dem Landgericht Hagen ist gestern der Prozess gegen einen
88-jährigen früheren Wachmann der Waffen-SS nach fast fünfwöchiger
krankheitsbedingter Unterbrechung wieder aufgenommen worden. Dem gebürtigen
Niederländer Herbertus Bikker wird vorgeworfen, im November 1944 einen
holländischen Widerstandskämpfer erschossen zu haben.
Das Verfahren gilt als einer der letzten großen
NS-Kriegsverbrecherprozesse in Deutschland. Am 15. Verhandlungstag gegen den
ehemaligen Wachmann des Lagers Erika bei Ommen hörte das Gericht zwei betagte
holländische Zeugen, den 83 Jahre alten Jan Soutebier und den 91-jährigen Gerit
Wilhelm Jalink. Soutebier war in den letzten Kriegsjahren wie Bikker auch als
Wachmann in dem Lager tätig und wurde dafür nach dem Krieg zu einer
neunmonatigen Haftstrafe verurteilt. Entgegen früheren Vernehmungen beschrieb er
Bikker als unauffällig. Den Begriff "Schlächter von Ommen" will er nie gehört
haben. Ansonsten könne er sich an nichts mehr erinnern. Bikker sei auch nur
einfacher Wachmann gewesen.
Der Zeuge Jalink dagegen kannte den erschossenen
Widerstandskämpfer Houtmann. Der habe sich drei Monate auf dem väterlichen Hof
vor den Nationalsozialisten versteckt, berichtete Jalink. Von der Schießerei auf
einem Nachbarhof habe er gehört. Bikker habe den flüchtenden Widerstandskämpfer
im Stall zunächst nieder- und dann erschossen. Er selbst habe die Leiche später
sogar gesehen, führte Jalink aus. Das Verfahren wird am Montag fortgesetzt.