taz: Herr Mathews, die I.G. Farben sind aufgelöst. Das haben
Sie lange gefordert. Sind Sie jetzt glücklich?
Henry Mathews: Nein, ich bin selbstverständlich unglücklich.
Dies ist keine Auflösung, sondern ein Konkurs. Das heißt, dass sich die Banken
das Geld der I.G. Farben unter den Nagel reißen werden. Wir fordern, das gesamte
Restvermögen den ehemaligen Zwangsarbeitern zur Verfügung zu stellen.
Von welchen Banken reden wir?
Die Liquidatoren taten heute so, als wüssten sie das selbst
nicht so genau. Allein 20 Millionen aber sollen an eine gewisse HSH Handelsbank
gehen.
Und was machen Sie jetzt ?
Wir müssen moralischen Druck auf die Gläubigerbanken ausüben,
dass sie auf das Geld verzichten.
Wie setzt man Banken unter Druck?
Handelt es sich um Aktiengesellschaften, kann man - wie wir
es bislang auch gemacht haben - Aktien erwerben und zur Hauptversammlung der
Aktionäre gehen. Ansonsten setzen wir auf die Öffentlichkeit.
Was geschieht mit der I.G.-Farben-Stiftung, die zwecks
Zwangsarbeiterentschädigung 1999 gegründet wurde?
Noch keinen Pfennig oder Cent hat diese Stiftung bislang
ausgeschüttet. Die Stiftung besteht überhaupt nur auf dem Papier. Der bisherige
Liquidator und Stiftungsvorstand Otto Bernhardt hat heute allerdings
angekündigt, die Stiftung werde wohl demnächst das Archiv der I.G. Farben
beherbergen und dies unter Umständen in ein oder zwei Jahren zugänglich machen.
Das reicht uns natürlich nicht.
Sondern?
Wir fordern, das Archiv sofort zugänglich zu machen. Und die
beiden Liquidatoren sollen die Leitung der Stiftung an Zwangsarbeiter oder an
deren Vertreter abgeben.
u.a. weitere Artikel zum Thema I.G. Farben:
Aktionäre ohne Geld, Zwangsarbeiter auch
Die Aktionäre der I.G. Farben werden kein Geld erhalten