Neonazismus:
Deutsches Haus
Deutscher Alltag anhand von Abschiebungen, Übergriffen und
Friedhofsschändungen...
sf
Wie die Thüringische Landeszeitung am 19. November berichtete, konnte die
Polizeidirektion Jena (Thüringen) einen Überfall auf ausländische Studierende
der Bauhaus-Universität in Weimar aufklären. Die Kripo Weimar ermittelte zwei
Hauptverdächtige im Alter von 15 bzw. 17 Jahren. Am 7. November waren zwei
Studentinnen aus Südkorea von vier Männern umzingelt, angepöbelt, getreten und
bespuckt worden. Die Skinheads sind der Polizei wegen der Verwendung von
Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen bekannt. Bei der von der
Zentralen Rückführungsstelle Südbayern als Gemeinschaftsunterkunft bezeichneten
Sammelstelle für AsylbewerberInnen im bayerischen Engelsberg handele es sich um
ein neues Abschiebelager, erklärte der Bayerische Flüchtlingsrat in einer
Pressemitteilung am 19. November. Nach Angaben seines Sprechers, Alexander Thal,
ist die Hälfte der 100 Plätze des Heims für geduldete Flüchtlinge vorgesehen,
die wegen fehlender Papiere nicht abgeschoben werden können. Um den Vergleich
mit dem in der Öffentlichkeit negativ besetzten Konzept der so genannten
Ausreisezentren zu vermeiden, habe man auf Zäune und Sicherheitsdienste
verzichtet. Das Mahnmal an der Putlitzbrücke in Berlin-Tiergarten, das an die
Deportation von Juden in die Vernichtungslager erinnern soll, wurde erneut
geschändet. Wie die Berliner Polizei am 18. Oktober mitteilte, wurden mehrere
vor dem Mahnmal liegende Kränze beschädigt. Die Täter warfen vier Gedenkkränze
auf die unter der Brücke liegenden Bahngleise. Unbekannte Täter schmierten
mindestens 20 Hakenkreuze auf verschiedene Gebäude in Göttingen (Niedersachsen).
Wie die Polizei am 17. November mitteilte, verunstalteten die Täter auch
Automaten, Briefkästen und Altglascontainer mit rechtsextremistischen Parolen
und Zeichen. In Bützow (Mecklenburg-Vorpommern) sind in der Nacht vom 16. auf
den 17. November zum wiederholten Mal die Scheiben eines türkischen Imbisslokals
eingeworfen worden, gab der Verein Lobbi bekannt. Der Besitzer berichtete, dass
er ständig Probleme mit rechtsextremen Jugendlichen habe: »Die Stimmung in
dieser Stadt macht es für uns sehr schwer, hier zu leben und zu arbeiten. Abends
können wir nicht allein auf die Straße gehen.« In der Nacht vom 14. auf den 15.
November verprügelten Skinheads in Mannheim (Baden-Württemberg) einen Äthiopier
und seinen Begleiter. Die Täter, drei junge Männer, wurden in Untersuchungshaft
genommen. Nach Angaben der Polizei und der Staatsanwaltschaft verletzten sie die
Opfer durch Fußtritte und Schläge schwer. Nach Angaben mehrerer Opferinitiativen
ist es in Sachsen im ersten Halbjahr 2003 zu 134 rechtsextremen Übergriffen
gekommen. In 107 Fällen handelte es sich um Körperverletzungen. Da viele Opfer
aus Angst keine Anzeige erstatten, wird die Dunkelziffer der Taten jedoch
weitaus höher geschätzt. Das Landeskriminalamt meldete 39 Anzeigen in den
vergangenen sechs Monaten.
Jungle World
Jungle World Nummer 49 vom 29.11.2003
kt /
hagalil.com
/ 2003-11-26
|