antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

 
[Der Pressespiegel im Klick nach Rechts]

Horst Mahler:
Mit Luthers Hilfe

Die Initiative Deutsche Nationalversammlung will am 31. Oktober für eine »deutsche Verfassung« demonstrieren. Am liebsten mit Horst Mahler...

Andreas Schug

Zu seiner Mitstreiterin Irmgard Kohlhepp hat es Bernhard Heldt nicht weit. Er muss nur über den Hinterhof gehen. Doch die beiden teilen nicht nur eine Adresse in Berlin-Schöneberg, sondern auch eine politische Vision. Waren sie einst Gründungsmitglieder der Grünen und pflegten guten Kontakte zu Rudolf Bahro, so zeichnen sie nun gemeinsam verantwortlich für die Gründungsinitiative Deutsche Nationalversammlung. Am Reformationstag, dem 31. Oktober, wollen sie zusammen mit dem Rechtsextremisten Horst Mahler vor dem Reichstag demonstrieren, wie sie in einem offenen Brief vom 20. September schreiben. Ihr Motto soll lauten: »Jetzt den Aufstand wagen!«

Die Ziele der Reformation bestanden ihrer Auffassung nach darin, den »Römischen Katholizismus in Christus und damit das Römische Recht zu erneuern«. Eine neue »deutsche und europäische Verfassung« soll deshalb her. Der Besuch eines Treffens, zu dem »Experten der Reformbewegungen« Rudolf Steiners, Silvio Gesells und Franz Oppenheimers kommen sollten, soll Aufschluss darüber geben.

Doch aus dem großen Reformertreffen wird doch nur, wie Heldt meint, eine »kleine Runde«. Neben Heldt ist nur noch Kohlhepp anwesend, wobei ersterer das Wort führte. Am Tag zuvor, dem 20. September dieses Jahres, sei Heldt zu einem Treffen Mahlers mit einigen Vertretern des »Zentralrats der kommissarischen Regierung des Deutschen Reiches« gefahren, wo er unter »Patrioten« für seine Verfassungsidee habe werben wollen, erzählt er.

Sein Bericht von dem Treffen von angeblich rund 120 Rechten in Borgsdorf bei Berlin klingt aber recht höhnisch. Mahler habe eine Meditation angeleitet, bei der sich alle als »Volkskörper« spüren sollten. Das scheint nicht die Ebene zu sein, auf der Heldt agitieren will. Er sei auch kein Anhänger der Verschwörungstheorien, lässt er wenig später durchblicken. Und Mahlers Ausländerfeindlichkeit sei ihm zu platt. Schließlich müssten die Ursachen der »Überfremdung« bekämpft werden, und die lägen in der Macht des Kapitals, das die Menschen zur Auswanderung zwinge. Als Beweis für seine Toleranz gegenüber Ausländern führt Heldt seinen palästinensischen Schwager an, einen engen Freund Yassir Arafats.

Wie resistent Heldt, der sich als Globalisierungskritiker versteht, gegenüber Verschwörungstheorien ist, beweisen seine tief schürfenden Erkenntnisse zur Gründung von Attac in Deutschland. Schon sehr früh habe er versucht, eine deutsche Sektion in Berlin zu gründen. Jüdische Studierende aus den USA hätten dies damals verhindert, was er auch beweisen könne. Seine Quelle will Heldt selbstverständlich nicht nennen, wohl wie immer aus Sicherheitsgründen.

Einschlägige Erfahrungen mit Geheimdiensten sammelte Heldt bereits. So habe er nach dem Attentat auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München wegen seiner Freundschaft zu einem Freund Arafats lange unter Beobachtung gestanden. Immer wieder verweist er auf den Einfluss der USA und jüdischer Finanzkreise, etwa auf den ehemaligen Berliner Innensenator Heinrich Lummer (CDU), der Heldt natürlich nur wegen des US-amerikanischen Drucks auf die Berliner Politik habe beobachten lassen.

Selbst die Tatsache, dass nach dem Fall der Berliner Mauer keine neue deutsche Verfassung ausgearbeitet wurde, kann der Träumer von einer »Deutschen Nationalversammlung« sich nur verschwörungstheoretisch erklären. Eine Verfassung sei nicht verabschiedet worden, weil sie einer Expansion des Kapitals im Wege gestanden hätte.

Wenn es um Juden geht, zeigt sich Heldt sehr um Differenzierungen bemüht. Schließlich seien nicht alle Juden kritisch zu sehen, sondern nur die »jüdische Finanzlobby an der US-amerikanischen Ostküste«. Im Zusammenhang mit der Kritik am internationalen Finanzmarkt wird der Verfassungskämpfer jedoch deutlicher. »Es gibt kein Volk, das die Feinheiten der Finanztransaktion so filigran beherrscht wie die Juden.«

Der oben erwähnte offene Brief der Gründungsinitiative zeigt, wie die Lehren Martin Luthers für das Projekt einer deutschen Verfassung zu gebrauchen sind. »Du kannst nur Gott dienen oder dem Mammon!« wird der Reformator zitiert. »Luthers Lehre zum Zinseszins, zum Eigentum und Besitz, seine juristischen Erkenntnisse entschlüsseln uns die Geheimnisse dieser Begierden im Katholizismus, im Kapitalismus und im Zionismus gleichermaßen.«

Auch mit der Hilfe Luthers und Gottes sucht die Initiative Bündnispartner für ihren geplanten Auftritt vor dem Reichstag. Sie habe den evangelischen Kirchen und dem Arbeitskreis Christlich-Konservatives Deutschland eine Zusammenarbeit vorgeschlagen, ist in dem offenen Brief zu lesen. Der Arbeitskreis allerdings ist in Antifa-Kreisen als Sammelbecken rechtsextremer Christen bekannt.

Die Reaktion mehrerer Mitglieder des Arbeitskreises sei sehr positiv gewesen, sagt Heldt. Er suche die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen ideologischen Strömungen, etwa den Freiwirtschaftlern, den Anthroposophen, der »Kommissarischen Reichsregierung« und vielen anderen. »Wir wollen eine gemeinsame Kraft bilden.«

Dabei scheint er jedoch kaum erfolgreich zu sein. Viele Anthroposophen stünden der Initiative ablehnend gegenüber, gesteht er. Zu seinen weiteren Plänen macht Heldt nur vage Andeutungen. Man wolle sich nicht zurückziehen, aber »anders organisieren«, deutet er am Ende des Gesprächs geheimnisvoll an.

Wo Heldts und Kohlhepps Initiative politisch steht, zeigt jedenfalls ihre Stellungnahme zum Treffen des »Zentralrats der Kommissarischen Reichsregierung« in Borgsdorf . Für Heldt ist selbst die »Reichsregierung« ein »Hirngespinst eines Psychopathen«, denn ihr Gründer Wolfgang Ebel »stützt die Legitimität seiner ›Regierung‹ auf die Zustimmung der USA und merkt nicht einmal, dass er sich zum nützlichen Idioten der Zionisten degradiert, die in den USA und hierzulande die politische Macht haben und alles verhindern, was den nationalen Interessen Deutschlands dient«.

Jungle World
Jungle World Nummer 42 vom 08.10.2003

kt / hagalil.com / 2003-10-08

Die im Pressespiegel veröffentlichten Texte spiegeln die Meinungen der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Verantwortlichen dieser Website wieder.


DE-Titel
US-Titel

Books

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2013 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved