Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr wurde der Jüdische
Friedhof in Staßfurt von Unbekannten geschändet. Nach Attacken im Frühjahr sowie
im Juni wurden erneut mächtige Grabsteine umgestoßen. Wie die Polizei erst am
Montag mitteilte, hatte eine Frau am Sonntag das verwüstete Grabfeld entdeckt.
Die Polizei schließt einen rechtsradikalen Hintergrund nicht aus, ermittelt
bislang aber erfolglos.
Einiges spricht dafür, dass tatsächlich Rechtsradikale auf
dem Grabfeld gewütet haben könnten. Schon im Frühjahr war diese Vermutung laut
geworden, nachdem Hakenkreuze an eine Wand geschmiert worden waren. Die jüngste
Schändung sorgte in Staßfurt gestern für Empörung und Unverständnis.
Friedhofsleiter Günter Wetterling, Bürgermeister Martin Kriesel (CDU) und Werner
Täger vom Landesverband Jüdischer Gemeinden standen kopfschüttelnd vor den
verwüsteten Gräbern. Laut Polizei sei das Stören der Totenruhe schon auf einem
normalen Friedhof frevelhaft, auf einem jüdischen komme noch der politische
Aspekt hinzu. Welche Motive die Täter dazu getrieben habe, alle seit Juni noch
stehenden Grabsteine umzuwerfen und sie teilweise zu zerstören, könne noch nicht
gesagt werden. Neben einem rechtsradikalen Hintergrund sei auch bloßer
Vandalismus denkbar. Die Polizei tappt noch im Dunkeln.
Vor Ort kündigte ein Beamter verstärkte Streife im
Friedhofsbereich an. Bürgermeister Kriesel stellte eine Belohnung in Aussicht,
wenn Hinweise zur Ergreifung der Täter führen. Nach Angaben von Täger habe es
jüngst mehrfache Anschläge auf jüdische Friedhöfe in Sachsen-Anhalt gegeben.