Neonazismus:
Deutsches Haus
Deutscher Alltag anhand von Abschiebungen, Übergriffen und
Friedhofsschändungen...
sw
Bei einer Kontrolle von Gaststätten wurden am 10. September
eine 28jährige Polin und eine 40jährige Kroatin wegen eines Verstoßes gegen das
Ausländergesetz in Gießen (Hessen) festgenommen. In einem beschleunigten
Verfahren wurde die Polin zu fünf Monaten und zwei Wochen Haft auf drei Jahre
Bewährung verurteilt. Die Kroatin erhielt eine Geldstrafe in der Höhe von 200
Euro. Beide sollen abgeschoben werden. Am 9. September wurde ein 20jähriger
Afrikaner in Arnstadt (Thüringen) vom dortigen Amtsgericht zu 15 Tagessätzen zu
je fünf Euro Strafe verurteilt, weil er gegen die so genannte Residenzpflicht
verstoßen hatte. Der Asylbewerber, der im Asylbewerberheim in Ichtershausen
untergebracht ist, hatte sich unberechtigterweise in München aufgehalten. Das
Statistische Bundesamt teilte am 8. September, dem Weltbildungstag, mit, dass es
in Deutschland unterschiedliche »Ausländeranteile in weiterführenden Schularten«
gebe. Während von den Schülerinnen und Schülern in Gymnasien vier Prozent einen
ausländischen Pass besäßen, seien es an Hauptschulen 18 Prozent. In integrierten
Gesamtschulen liege der Anteil bei 13, in Sonderschulen bei 16 Prozent. Während
acht Prozent der deutschen Absolventen die allgemeinbildenden Schulen ohne
Abschluss verließen, seien es unter den ausländischen knapp 20 Prozent. 26
Prozent der deutschen, aber nur elf Prozent der ausländischen Jugendlichen
erlangten die Hochschul- bzw. Fachhochschulreife. »In keinem anderen
Industrieland entscheidet die Herkunft so klar über den Schulerfolg wie in
Deutschland«, resümierte der Spiegel. Am 7. September griffen zwei Männer in
Berlin-Hellersdorf einen 33jährigen Türken, der als Verkäufer an einem
Gemüsestand arbeitete, mit leeren Bierflaschen an, riefen »Heil Hitler« und
beschimpften ihn mit fremdenfeindlichen Parolen. Die beiden 25 und 26 Jahre
alten Deutschen wurden festgenommen. Der 26jährige war ein Häftling auf
Freigang. Der Türke wurde leicht verletzt. Ebenfalls am 7. September griffen
vier Männer am S-Bahnhof Baumschulenweg in Berlin einen 24jährigen Iraner an.
Die vier Unbekannten beschimpften den Mann, der gerade Waren für eine Bäckerei
entlud, schlugen und traten ihn, bis er bewusstlos wurde. Der Iraner musste mit
schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Der Staatsschutz
ermittelt. In Leegebruch (Brandenburg) schändeten Unbekannte am 7. September das
Mahnmal für die Zwangsarbeiter des früheren Konzentrationslagers Sachsenhausen.
Sie ordneten nach Angaben der Polizei vor dem Mahnmal Steine in der Form eines
Hakenkreuzes an. Vier Bulgaren, die am 4. September auf einer Baustelle in
Offenbach (Hessen) bei Verputzarbeiten erwischt wurden, wurden inzwischen
abgeschoben. Die Männer hatten keine Arbeitserlaubnis. Am 3. September
verteidigte der Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) die Erhöhung der
Gebühren für Kindertagesstätten in der Stadt. Auf einer Veranstaltung mit 200
Wirtschaftsprüfern und Anwälten sagte Sarrazin: »Es wird getan, als ob wir
Kinder ins Konzentrationslager schickten.«
Jungle World
Jungle World Nummer 39 vom 17.09.2003
kt /
hagalil.com
/ 2003-09-18
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