Neonazismus:
Deutsches Haus
Deutscher Alltag anhand von Abschiebungen, Übergriffen und
Friedhofsschändungen...
cs
Am 25. August beschimpfte ein 41jähriger Mann in Berlin-Kreuzberg von seinem
Balkon aus zwei Türken und zeigte ihnen den Hitlergruß. Nach Angaben der
Berliner Zeitung nahm die Polizei den Mann fest. Der Berliner Innensenat will
den 38jährigen Kongolesen Raphael Batoba nicht mehr allein in einem Privatjet
abschieben, erklärte ein Sprecher der Innenverwaltung ebenfalls am 25. August.
(Jungle World, 34/03) »Um die Kosten zu reduzieren«, solle er gemeinsam mit
abgelehnten Asylbewerbern aus anderen Bundesländern ausgeflogen werden. Vier
jugendliche Rechtsextremisten griffen am 23. August einen Afrikaner in
Bitterfeld (Sachsen-Anhalt) an. Nach einem Bericht der Dessauer Polizei sei der
Ingenieur am Abend mit dem Zug aus Berlin zurückgekehrt, als die Neonazis ihn
vor dem Bahnhof beleidigten und auf ihn einschlugen. Außerdem entwendeten sie
den Aktenkoffer des Mannes. Daraufhin floh er zurück in das Bahnhofsgebäude, wo
ihm ein 25jähriger zu Hilfe kam. Zwei Männer zündeten am 21. August in
Weißenthurm (Rheinland-Pfalz) das Wohnhaus ihrer aus Serbien-Montenegro
stammenden Nachbarn an, teilte die Rheinische Post mit. Sie hätten sich über
laute Musik und Müllberge geärgert, erkärten sie. Sie und ein mutmaßlicher
Helfer sitzen nun in Untersuchungshaft. Es gab keine Verletzten. Der 33jährige
Türke, der sich Ende Juli auf der Ausländerbehörde in Rheda-Wiedenbrück
(Nordrhein-Westfalen) anzündete, ist nach Aussagen der Polizei vom 21. August
noch immer in Lebensgefahr. (Jungle World, 33/03) Der Mann sei nach mehreren
Operationen ins Koma gefallen. Zwei Rechtsextremisten schlugen einen 23jährigen
Armenier am 16. August in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) zusammen. Sie lauerten
dem jungen Mann bei einem Fest im Bierzelt auf und beschimpften ihn.
Anschließend schlug einer der Täter ihn mit einer Bierflasche zu Boden, der
andere trat ihm ins Gesicht. Das Opfer erlitt einen Kieferbruch, ein
Schädel-Hirn-Trauma und Prellungen. Die Polizei nahm die zwei jungen Männer am
21. August fest. Nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau vom 21. August sei
die Zahl der rechten Gewalttaten in den Sommermonaten weitaus höher als im
restlichen Jahr. So wurden zum Beispiel im Winter 1999/2000 nur halb so viele
rechte Übergriffe wie im darauffolgenden Sommer registriert. Der Grund dafür
seien »gruppendynamische Prozesse«. Die Neonazis träfen sich zu Volksfesten und
an Seen, tränken Alkohol und ließen sich von ihrer Musik aufputschen. Deshalb
sei ihre Gewaltbereitschaft größer. Durchschnittlich werden in Deutschland
täglich zwei Menschen Opfer rechter Angriffe. Im ersten Halbjahr 2003 habe es
nach einer Statistik des Bundesinnenministeriums 245 rechte Übergriffe gegeben.
Die Einwohner Nossens (Sachsen) wollen mit einer Unterschriftensammlung gegen
die Unterbringung von 50 Asylbewerbern in der Stadt protestieren, berichtete die
Sächsische Zeitung am 20. August. Die Bürger hätten Angst vor
Rauschgiftmissbrauch und Kriminalität.
Jungle World
Jungle World Nummer 37 vom 03.09.2003
kt /
hagalil.com
/ 2003-09-05
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