Wehrmachtsaustellung:
»Opa war in Ordnung«
Rechtsextreme wollen gegen Wehrmachtsausstellung in
Peenemünde protestieren...
Leif Allendorf
Die Wehrmachtsausstellung wird am kommenden Freitag in Peenemünde im
Historisch-Technischen Informationszentrum eröffnet. Ein brisanter Ort,
schließlich waren die Versuchsanstalten von Peenemünde mit den V-2-Raketen
Wernher von Brauns das größte Rüstungsprojekt der Wehrmacht. Mit diesem
Rüstungsprojekt verbunden war das unterirdische KZ und Vernichtungslager
Mittelbau-Dora in Nordhausen (Harz/ Thüringen), das die höchste
Sterblichkeitsrate aller KZ in Deutschland aufwies.
Der NPD-Kreisverband Greifswald macht im Internet gegen die »Schandausstellung«
mobil und kündigt zum Ausstellungsbeginn einen »Info-Stand« an. Außerdem soll
gegen die Schau am kommenden Sonnabend in Wolgast sowie am 2.August in
Peenemünde demonstriert werden. Ein von den Rechten speziell für den Anlaß
entworfenes »T-Hemd« (ächt doitsch für »T-Shirt«) für den Strand oder den
Spaziergang auf der Promenade zeigt ein blondbezopftes Mädchen und den
Schriftzug »Opa war in Ordnung- unsere Großväter waren keine Verbrecher!«
Dirk Zache, der Leiter des Historisch-Technischen Informationszentrums, sieht in
Peenemünde den idealen Platz für die Ausstellung. Erstmals stehe sie auf einem
weltbekannten ehemaligen Wehrmachtsgelände. »Ich hoffe, daß wir damit auch dem
noch vorhandenen Mythos Peenemünde entgegentreten«, sagte Zache in der
Schweriner Volkszeitung vom 11.Juli. Er erwartet etwa 20000 Besucher.
Eigentlich sollte die Ausstellung auf Rügen gezeigt werden. Ortsansässige
Hoteliers hatten aber befürchtet, Touristen durch die Ausstellung und mögliche
Protestkundgebungen der rechtsextremen Szene abzuschrecken und einen
Imageschaden zu erleiden. Daraufhin hatte der Ausstellungsmacher Jan Philipp
Reemtsma sich nach einer Alternative umgesehen. Die Ferieninsel Usedom zeigte
mehr Mut. »Verbrechen der Wehrmacht« ist in der Turbinenhalle des Kraftwerks
Peenemünde täglich von neun bis 18 Uhr zu sehen. Als Begleitprogramm sind
Kulturveranstaltungen, Diskussionsrunden, Fachvorträge und Seminare geplant.
Junge Welt
Junge Welt vom 23.07.2003
kt /
hagalil.com
/ 2003-07-26
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