Internet:
Aus für FUN-Partei
Sammlungsbewegung der extremen Rechten im Internet gelöscht...
Peter Nowak
Das Kürzel FUN klingt eher nach Spaß und Lebensfreude als nach bierernster
Politik. Doch hinter den drei Buchstaben verbirgt sich eine rechtslastige
Internetpartei, die sich „Freiheitlich – unabhängig – national“ nannte und in
den Internetforen des von Studenten gegründeten Politsimulationsprojekts
democracy online today, kurz dol2day, in der letzten Zeit große Aktivitäten
entfaltete. Damit ist es jetzt vorbei. Die dol2day-Redaktion hat die FUN
gelöscht. Als Begründung verweist sie auf Verfassungsschutzberichte, in denen
die rechten Hintergründe der FUN dokumentiert sind.
Tatsächlich hat der niedersächsische Verfassungsschutz der rechten
Internetpartei eine ganze Seite gewidmet. Dort wird darauf hingewiesen, dass die
Aktivitäten der FUN durchaus nicht nur virtueller Natur sind. „Die rund 200
Mitglieder, vorwiegend aus NPD- und JN-Kreisen stammend, rufen zu öffentlichen
Veranstaltungen auf wie zur Teilnahme an Pressefesten rechtsextremistischer
Publikationen oder zu einem Parteitreffen.“ Ziel der FUN sei die Herstellung
einer rechten Sammlungsbewegung im Internet. Diese Strategie hatte auch Erfolg,
wie die Rechtsextremismusexpertin Margret Chatwin im Informationsdienst IDGR
schrieb: „So geben sich bei der FUN ‘Konservative’, Nationalliberale,
Nationalrevolutionäre, Burschenschafter, Aktivisten der ‘Freien
Kameradschaften’, Mitglieder und Funktionäre der Republikaner, Jungen
Nationaldemokraten und der NPD ein Stelldichein.“
Enttarnt wird von Chatwin auch einer der gar nicht nur virtuellen Rechten im
FUN-Lager. So hatte der in der deutsch-französischen Grenzstadt Kehl lebende
Michael Wiechert den Posten des FUN-Vorsitzenden inne. Er war zeitweise in Köln
ansässig und arbeite als Pressereferent der Deutschen Liga für Volk und Heimat
(DLVH) für Nordrhein-Westfalen und Autor in der Zeitschrift „Europa vorn“. Bei
der Wahl seines Internet-Pseudonyms „Ulex“ soll Joseph Goebbels Pate gestanden
haben. Der wurde als Gymnasiast in Reydt in Anlehnung an Ulysses, dem
Listenreichen, Ulex genannt. Später benutzte Goebbels den Spitznamen bei
journalistischen Arbeiten als Pseudonym. Ulex alias Wiecherts wurde als
FUN-Vorsitzender im März 2002 von Ronny T. abgelöst, der sich bei Dol2Day
„Bussard“ nannte. Das Kreisvorstandsmitglied der NPD in Hannover ist auch als
Moderator im rechtsextremen Mitteldeutschen Gesprächskreis aufgetreten. Seit
April dieses Jahres ist ein 25-jähriger niedersächsischer Student mit dem
Pseudonym „Demos“ FUN-Vorsitzender. In seinem Dol2Day-Profil präsentierte er
sich als Burschenschafter.
Wie ernst die Rechten die FUN nehmen, zeigt ein anonymer Aufruf im Internet:
„Alle deutschen Patrioten sind aufgerufen, an democracy online mitzuwirken und
sich in die Arbeit der FUN einzubringen. Es besteht die einmalige Chance,
nationale Ideen unverfälscht und aus erster Hand publik machen zu können und die
Politikfähigkeit deutscher Patrioten unter Beweis zu stellen. Das Internet kennt
keine Zensur.“
Nationalanarchisten bieten virtuelles Asyl
Nach der Löschung dieser Partei inszeniert man sich auf der FUN-Webseite als
Opfer. „Zum Schweigen bringen können sie uns nicht“, heißt es auf einem
Protestbanner, auf dem im Hintergrund die Deutschlandfahne in die Höhe gereckt
wird. Der „Ehrenvorsitzende“ der FUN-Partei und langjährige NPD-Funktionär
Winfried Krauß hat in einer im Internet geäußerten Stellungnahme nach der
Bannung zur Aufrechterhaltung der Kommunikation aufgerufen. Weit über 100
Aufnahmeanträge habe es nach der Löschung gegeben. Krauß bezeichnete die FUN als
einzige Organisation, in der ein breites Spektrum von freien Nationalisten über
Mitglieder von NPD, REP und DVU bis hin zu „nationalen Exponenten“ bürgerlicher
Parteien zusammenwirken.
Mittlerweile hat die FUN Unterstützung von der virtuellen Christdemokratischen
Partei (CIP) bekommen. Deren Vize mit dem Pseudonym „BlueDog“ bezeichnet linke
Demonstranten in einem Kommentar schon mal als „menschlicher Abschaum“. Eine
vorgeblich anarchistische Internet-Gruppe, die der FUN virtuelles Asyl geboten
hat, war bisher schon mit den Nationalanarchisten und der Webseite von
„querfront“ (BnR 22/02) vernetzt. Auch nach der Löschung der FUN-Partei haben
die Rechten also weiterhin genügend Betätigungsmöglichkeiten im Netz.
www.bnr.de
blick nach rechts Nummer 13/2003
kt /
hagalil.com
/ 2003-07-02
|