Neonazismus:
Deutsches Haus
Deutscher Alltag anhand von Abschiebungen, Übergriffen und
Friedhofsschändungen...
gs/dy
Am 20. Juli soll Orabi Mamavi aus Deutschland abgeschoben werden. Zwei Tage
später beginnt das Verfahren gegen die Männer, die den Asylbewerber aus Togo im
Dezember 2002 offensichtlich aus rassistischen Motiven angegriffen hatten. Nach
einem Bericht des Tagesspiegel will die Ausländerbehörde in Rathenow
(Brandenburg) nur die Aufenthaltsfrist Orabi Mamavis verlängern, wenn das Land
die Kosten für die Unterbringung und Verpflegung des Mannes während der Zeit
übernimmt. Auf der Website der neonazistischen Gruppierung »Combat18
Deutschland« findet sich ein Bekennerschreiben zur Schändung des jüdischen
Friedhofs in Neustadt (Schleswig-Holstein) Anfang Mai. Unbekannte Täter hatten
dort ein aufgeschlitztes Ferkel vor einen Gedenkstein gelegt und »C18« mit roter
Farbe darauf gesprüht. Wie die taz am 11. Juli berichtete, wird in dem Schreiben
der Holocaust geleugnet und seitens der Nazis mit »weiteren Angriffen« gedroht.
Unter Porträtfotos von Politikern der Region stehen die Worte: »Ihr seid die
Nächsten«. Alle Ermittlungen waren bisher erfolglos. Im Berliner Stadtteil
Friedrichshain wurden in der Nacht zum 9. Juli vier Asiaten von ebenso vielen
Rechtsextremen mit Billardqueues zusammengeschlagen. Ein 16jähriger erlitt bei
dem Überfall Platzwunden im Gesicht. Wie die Polizei bekannt gab, gehören die
Tatverdächtigen zum rechtsextremen Spektrum und sind einschlägig vorbestraft.
Acht Jahre nach der schweren Beschädigung des jüdischen Friedhofs in Busenberg
(Saarland) wurden am 5. Juli die 27 und 36 Jahre alten Täter zu
Bewährungsstrafen von zwei Jahren und viereinhalb Monaten verurteilt. Die Männer
hatten 58 Grabsteine halb oder ganz umgeworfen, Parolen wie »Juda verrecke«,
»Tötet alle Juden« und »Jude stirb« sowie Hakenkreuze geschmiert. Der
Sachschaden betrug 13 000 Euro. Beide Täter waren bereits durch rechtsextreme
Aktionen strafrechtlich in Erscheinung getreten und waren zur Tatzeit Mitglieder
der rechtsextremen Organisation »Aktion Sauberes Deutschland«. In der Nacht zum
3. Juli griffen zwei junge Männer einen 19jährigen vietnamesischen Schüler an
einem Badesee bei Falkenberg (Brandenburg) an, wo eine Schulabschlussfeier
stattfand. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung gegen zwei
Tatverdächtige und geht von einem rassistischen Tatmotiv aus. Seit Anfang Juli
befindet sich der iranische Asylbewerber Arash Aria im Hungerstreik. Vor dem
Rathaus von Oer-Erkenschwick (Nordrhein-Westfalen) protestiert er damit gegen
die Streichung seiner Sozialhilfe. Als er sich mit der Begründung, er wolle
einer regulären Arbeit nachgehen, weigerte, weiterhin für einen Euro pro Stunde
gemeinnützige Arbeit zu leisten, strich ihm das örtliche Sozialamt das Geld.
»Ich habe ihn nicht gebeten, sich dort hinzulegen«, zitiert die Westdeutsche
Allgemeine den Bürgermeister Clemens Peick. Die Stadt könne nicht nachgeben, da
dies ungerecht gegenüber den Asylbewerbern sei, die sich an die Regeln hielten.
Jungle World
Jungle World (Nummer 30 vom 16.07.2003)
kt /
hagalil.com
/ 2003-07-25
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