Alltag:
Deutsche Haus
Deutscher Alltag anhand von Abschiebungen, Übergriffen und
Friedhofsschändungen...
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Deutsches Haus
Unbekannte Täter schändeten den jüdischen Friedhof bei Bad Kreuznach, teilte die
taz am 22. Mai mit. Auf acht der 13 Grabsteine sprühten die Täter mit Lack
Hakenkreuze, SS-Runen und antisemitische Parolen. Jetzt ermittelt die
Staatsanwaltschaft wegen Sachbeschädigung und der Verwendung verfassungswidriger
Kennzeichen. Ein 19jähriger Bulgare soll nach Angaben des Weser Kurier vom
gleichen Tag abgeschoben werden, weil er mit zwei Landsmännern bei
Renovierungsarbeiten in einem Privathaushalt geholfen habe, ohne die
erforderliche Arbeitsgenehmigung zu besitzen. Die beiden anderen Männer wurden
festgenommen. Ein 30jähriger Asylbewerber aus Mali sei in Lüdenscheid
(Nordrhein-Westfalen) »pöbelnd und betrunken« herumgelaufen, schrieben die
Lüdenscheider Nachrichten ebenfalls am 22. Mai. Der Mann fühlte sich als Opfer
einer Gesellschaft voller Vorurteile, rassistischer Beleidigungen und
behördlicher Willkür. Er wurde nun zu neun Monaten auf Bewährung verurteilt. Das
Urteil erging wegen räuberischer Erpressung, Sachbeschädigung,
Hausfriedensbruchs, Beleidigung und vorsätzlicher Körperverletzung. Der
Vorsitzende Richter verkündete das Urteil mit den Worten: »Das sind keine
rechten Manieren. Sie können nicht einfach durch Lüdenscheid laufen, Leute
anpöbeln und im Sozialamt Krawall schlagen. Das muss ein Ende haben!« Und der
Oberstaatsanwalt fügte hinzu: »Ich weiß nicht, wie man das in Mali nennt. In
Deutschland nennt man das asozial.« Der Angeklagte nahm das Urteil mit den
Worten hin: »Ich möchte sowieso nicht mehr gerne in Lüdenscheid leben.« Andere
Asylbewerber wollen erst gar nicht mehr nach Deutschland. Im April beantragten
nach Angabe des Bundesinnenministeriums in Berlin 4 012 Flüchtlinge Asyl. Das
waren zirka sieben Prozent weniger als im März 2003 und ein Drittel weniger als
im März 2002. Das Amtsgericht Rathenow lässt vier rechtsextreme Schläger auf
freiem Fuß, teilte die Opferperspektive Potsdam am 21. Mai mit. Drei Täter
wurden wegen gefährlicher Körperverletzung zu Bewährungsstrafen zwischen einem
und anderthalb Jahren verurteilt. Das Verfahren gegen den vierten Täter wurde
eingestellt. Wie die Jüdische Allgemeine berichtete, stießen unbekannte Täter
auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen einen Gedenkstein um. Der
umgestürzte Stein aus Marmor mit ungarischer Inschrift war bereits am 9. Mai
entdeckt worden. Ob es sich um eine Tat mit rechtsextremem Hintergrund handelt,
ist nach Polizeiangaben unklar.
www.jungle-world.com
Jungle World (Nummer 23 vom 28.05.2003)
kt /
hagalil.com
/ 2003-06-05
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