FDP-Schützenhilfe für die NPD:
"Schandausstellung"
Neonazis mobilisieren in Neumünster gegen die
Wehrmachtsschau. Schützenhilfe leistet auch die örtliche FDP....
Andreas Speit / bnr
Das Ansehen der Wehrmachtssoldaten wollte Peter Borchert auch in Neumünster
nicht durch die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des
Vernichtungskriegs“ beschmutzen lassen. Gleich für mehrere Samstage, den 29.
März sowie den 5., 12., 19. und 26. April, hatte der Neonaziführer gegen die in
der schleswig-holsteinischen Stadt gastierende Schau Aufmärsche angemeldet. Doch
allein für den 5. April mobilisierten die Neonazis gegen die
„Schandausstellung“.
Solche Aktionen der Neonazis hatte die CDU-Fraktion im Stadtrat befürchtet. Ende
vergangenen Jahres stritten die Ratsfraktionen mehrere Wochen über die
politische Botschaft einer Präsentation in der Stadt.
Nur die Mehrheit von SPD und Grünen ermöglichte, dass die Ausstellung des
Hamburger Instituts für Sozialforschung von Anfang April bis Mitte Mai dieses
Jahres im Stadtzentrum „Kiek in“ gezeigt werden kann.
Um den Beschluss zu unterlaufen, strebte die CDU noch einen Bürgerentscheid an.
„Die Verbrechen von damals sollen nicht beschönigt werden“, betonte
CDU-Fraktionsvorsitzender Peter Jesse, aber die Finanzen der Stadt wären nicht
ausreichend und das Image könnte erneut leiden. Denn „Neumünster (sei) eh schon
für den ‘Club 88’ bekannt“, erklärte Jesse, und „wenn jetzt die rechten
Demonstranten kommen, trägt alleine die SPD die Verantwortung“. Als die
Ratsfraktionen noch stritten, meldete Neonazichef Borchert, Parteivorsitzender
der NPD in Schleswig-Holstein, schon die Aufmärsche an.
Unter dem Motto „Keine Ruhe für Reemtsma – deutsche Jugend marschiert“ folgten
über 500 Neonazis dem Appell nach Neumünster. Bevor die Neonazis aber am 5.
April losmarschieren konnten, mussten sie warten. Über zwei Stunden standen sie
auf dem Kleinflecken in der Innenstadt, weil 60 ihrer Kameraden mit
Antifaschisten zusammen gestoßen waren. Nur unter Polizeischutz konnten sie die
Kundgebung erreichen. Schon zuvor waren Polizeibeamte gegen Demonstranten
eingeschritten. Mehr als 200 Gegendemonstranten waren trotz der 1300
Einsatzkräfte auf den Aufmarschplatz vorgedrungen. An die 500 Menschen hatten
vorher für „Frieden und Wahrhaftigkeit“ protestiert.
Auf dem Großflecken in Neumünster hielt zeitgleich der „Runde Tisch für Toleranz
und Demokratie“ der Stadt eine Kundgebung ab. „Die Ausstellung können nicht
genug Bürger besuchen“, betonte die Stadtpräsidentin Helga Hein, stellte aber
fest, „die Auseinandersetzung spalte seit Tagen die Bürger“. Ein nötiger Streit,
wie Heinz-Werner Ahrens, Präsident des schleswig-holsteinischen Landtags,
hervorhob. Während die Politiker redeten, handelte die Polizei. Mehr als 75
Menschen wurden festgenommen, wobei es auf beiden Seiten zu Verletzten kam. „Die
Personen wollten eine Sperre durchbrechen“, rechtfertigte ein Polizeisprecher
den Einsatz.
Gänzlich von der Polizei abgeschirmt, wetterte bei dem Aufmarsch der
Neonaziführer Thomas Wulff: „Die gleichen Verbrecher, die das Deutsche Reich
überfielen, greifen heute den Irak an“. Thorsten Heise aus Northeim erklärte den
Mitstreitern, dass nur „Volksverhetzer die Soldaten des eigenen Volkes“
beleidigen würden und der Bad Honnefer Ralph Tegethoff ermutigte sie: „In
Deutschlands dunkelster Zeit habt ihr den deutschen Soldaten und der
europäischen Freiwilligenarmee die Ehre erwiesen“. Gemeint war die SS, und die
Kameraden verstanden es auch.
Nach Abschluss des Aufmarsches am Nachmittag, konnten die Neonazis am Abend noch
ein von dem Neumünsteraner Neonazizentrum „Club 88“ veranstaltetes
Rechtsrockkonzert mit den Bands „Ultima Ratio“ und „White Law“ besuchen. Als in
der angemieteten Lagerhalle „Symbole verfassungsfeindlicher Organisationen“
gezeigt wurden, schritt die Polizei ein. Da die Beamten mit Flaschen angegriffen
wurden, stellten sie die Personalien von den 400 Konzertgästen fest.
Unerwartete Unterstützung erfuhren die Neonazis des „Club 88“ von dem
Kreisverband der FDP. Auf ihre Website hatte die örtliche FDP Artikel der NPD zu
der Ausstellung gestellt und auch gleich Links zu der rechtsextremen Partei
gelegt. Nur zur „Dokumentation der Debatte“, wie der FDP-Kreisvorsitzende Wolf
Reith beteuerte. Er verwahrte sich sogleich dagegen, „dass man uns eine rechte
Gesinnung vorwirft“. Zuvor hatte er selbst noch die Präsentation der
Wehrmachtsaustellung als „ideologisch motivierte Geldverschwendung“ bezeichnet.
bnr.de
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