Besorgnis erregend:
Zunahme rechtsextremer Internetseiten
Der Jahresbericht 2002 "Rechtsextremismus im Internet" gibt
Auskunft über das Ausmaß der rechtsextremen Webpropagada...
Rechtsextreme nutzen in zunehmendem Maße das Internet für ihre Aktivitäten und
so erklärt auch die derzeitige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend, Renate Schmidt, die Tendenz sei Besorgnis erregend. Websites mit
rechtsextremem Inhalt würden immer attraktiver gestaltet und professioneller.
Man beobachte, dass Rechtsextreme auf ihren Websites mit emotional aufheizender
Argumentation geschickt an die Gefühle und Zukunftsängste von jungen Menschen
appellieren und gleichzeitig verführungskräftige, einfach gestrickte
Lösungsmodelle aus rechtsextremer Sicht anbieten. Bedenklich sei außerdem, dass
sich Rechtsextreme zunehmend über das Internet koordinieren.
Laut dem Jahresbericht 2002 "Rechtsextremismus im Internet" bietet das Internet
Rechtsextremisten ein Forum für Austausch und Agitation, es werde auch intensiv
zur Koordination und Mobilisierung der Szene genutzt. Seine Bedeutung für die
Szene liesse sich am Beispiel rechtsextremistischer Homepages veranschaulichen:
Die Zahl der von deutschen Rechtsextremisten betriebenen Homepages stieg von 330
im Jahr 1999 auf rund 1000 im Jahr 2002 an, so der Jahresbericht.
Die aktuelle regierungsamtliche Studie stellt ausserdem fest, dass viele
rechtsextreme Websites aktuelle Probleme aufgreifen, wie z.B.
Hochwasserkatastrophe, Irak-Krieg, Sozialstaatsreform. Die Mischung aus
Aktualität der Themen, radikaler Kritik am System, medial ansprechender
Präsentation sowie konkreten Kontaktangeboten macht die besondere Brisanz dieser
Websites aus. Neu für die von Staats wegen Zuständigen ist die Zunahme von
Websites rechtsextremer Gruppierungen mit regionalem Bezug. Diese nutzen das
Internet zur Werbung für lokale Aktivitäten. Rechtsextreme würden interessierte
Jugendliche gezielt ansprechen, mit dem Ziel, nationalen Nachwuchs zu
rekrutieren.
Der Jahresbericht 2002 "Rechtsextremismus im Internet" stellt ausserdem fest,
dass Rechtsextreme sich auch in Onlineforen präsentieren: Verstärkt zeigen sie
Präsenz gerade dort, wo sich Kinder und Jugendliche bewegen. Beispielsweise
fanden sich im letzten Jahr auf einer von jungen Menschen vielfrequentierten
Kommunikationsplattform (uboot) auch zahlreiche rechtsextreme Nutzer-Profile.
Inzwischen scheint man sich sogar mit der Frage auseinanderzusetzen, wie denn
die Leser auf Nazi-Seiten landen. Eine Pressemitteilung informiert: "Auch die
Internet-Recherche von Jugendlichen zum Thema Nationalsozialismus, z.B. für ein
Schulreferat, kann auf Websites aus dem rechtsextremen Spektrum führen. Oft
werden auf diesen Seiten geschichtsverfälschende Informationen mit einem
pseudowissenschaftlichem Anstrich verbreitet. Nicht immer können Schülerinnen
und Schüler diese von verbürgten historischen Tatsachen unterscheiden.
Erfahrungen zeigen, dass unterschwellige rassistische und antisemitische Thesen
für sie (gemeint sind wohl die Jugendlichen) vielfach schwierig zu durchschauen
sind".
DG /
hagalil.com
/ 2003-05-21
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