Ramallah (dpa) - Die Autonomiebehörde Jassir Arafats hat die internationalen
Geberländer zu einem Kurswechsel aufgefordert, um den vollständigen
Zusammenbruch der palästinensischen Wirtschaft zu verhindern. Statt nur
Lebensmittel für hungernde Menschen zu schicken, sollten in den
Palästinensergebieten Beschäftigungsprojekte oder Not leidende Unternehmen
finanziell unterstützt werden, sagte Arbeitsminister Ghassan Chatib am
Donnerstag in Ramallah. Zugleich müssten die Geberländer ihren Einfluss bei
der israelischen Regierung geltend machen, «damit Israel jene Maßnahmen
stoppt, die den Kollaps verursachen».
Nach Angaben Chatibs ist derzeit
jeder zweite Palästinenser arbeitslos. Wegen der Kontrollposten auf den
Straßen und der von Israel verhängten Ausgangssperren könne außerdem jeder
vierte Beschäftigte seinen Arbeitsplatz nicht erreichen. Knapp 200 000
Palästinenser hätten ihre Arbeit in Israel verloren. Jedes dritte
Unternehmen in den Palästinensergebieten habe wegen der von Israel verfügten
Einschränkung der Bewegungsfreiheit von Arbeitskräften, Rohmaterialien und
Fertigprodukten schließen müssen. Viele Betriebe öffneten überhaupt nur
noch, wenn ein Auftrag eingehe.
Zwei von drei Palästinensern leben
nach Angaben Chatibs derzeit unterhalb der Armutsgrenze. «Die Zerrüttung der
Wirtschaft, der sinkende Lebensstandard und die wachsende Armut schaffen
eine Atmosphäre, die für Extremismus und Gewalt notwendig ist», sagte
Chatib. Wenn man noch die von Israel getöteten Palästinenser, die Zerstörung
von Häusern, die Enteignung von Land und die systematische Erniedrigung an
israelischen Kontrollposten hinzunähme, müsse man sich nicht über die große
öffentliche Unterstützung für gewalttätige Aktionen von Palästinensern
wundern.