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Judentum und Israel
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Keep cool, recherchiere und berate:
Medienschelte

Manchmal packt Dich die kalte Wut, Du springst im Dreieck, tobst, schlägst den Journalistinnen und Journalisten ihre Sülze um die Ohren, rauchst eine Machorka und fällst dann in Dich zusammen: Nichts ist passiert, nichts verändert sich. Also beruhige Dich wieder, keep cool, darling: recherchiere und berate Journalistinnen und Journalisten (hetz sie nicht zu Tode) wie notwendige Informationen und Kritiken verantwortlich rübergebracht werden.

Dazu ist es auch notwendig, dass Du selbst konkrete Anlässe recherchierst, mit Fakten belegst und sympathisch versuchst, Journalistinnen und Journalisten zu bewegen, verantwortliche Medienpolitik zu betreiben.

Das folgende Beispiel kann zwar noch verbessert werden, ist aber schon ein gutes Beispiel für eine solche Kehrtwendung.

Gestern wird schöner als Morgen:
Wie die Medien dazu beitragen, daß der Rassismus in Deutschland wächst

Es beginnt schon mit der systematischen Ankündigung von Zahlen der Asylbewerber, die vor allem seit der Vereinigung tagaus, tagein bei jeder Nachrichtensendung den Zuhörern und Zuschauern wie Hammerschläge versetzt werden. Zahlen klingen stets sachlich, nüchtern und wahrheitsgetreu. Sie erhöhen die Überredungskunst.

Nackte Zahlen allein sind trocken. Sie werden daher in Bilder gebettet, die so oft gezeigt werden, dass sie automatisch eine Pawlowsche Reaktion hervorrufen. Bei ARD und ZDF zum Beispiel beginnen die Nachrichtensendungen über das Thema "Asyl" fast immer mit demselben starren Bild: Massen von Asylbewerbern, eingepfercht zwischen Gittern, vor dem Eingang der Asylstelle. Eine eingeblendete unendliche Schlange unterstreicht die Kommentare und Zahlen des Nachrichtensprechers und suggeriert Tausende von Menschen. Die dazu angewandte oder von Politikern übernommene Terminologie steuert ihren entsprechenden Teil bei: Asylantenschwemme, Flut von Asylanten, Zahl dramatisch gestiegen...

Wörter und Bilder sind Geschwister. Wörter malen die Realität mit Bildern, und Bilder können durch Wörter bis zur Unkenntlichkeit verzerrt werden: Unsere Bilder sprechen unsere Sprache. Immer.

Das Interesse der Hintergrundberichte gilt fast ausschließlich den Aufnahmekapazitäten der Kommunen, den Auswirkungen auf die Lebensqualität der deutschen Bürger und vor allem der Zunahme der Kriminalität und der Arbeitslosigkeit, die implizit und oft direkt mit den Asylbewerbern in Verbindung gebracht werden. Das alles gewürzt mit Forderungen der Politiker, "endlich Maßnahmen gegen die Asylantenflut" zu treffen.

Indessen wächst das Monster Rassismus, es wird zur alltäglichen Realität, und große Teile der Republik schauen zu oder weg.

In den meisten Diskussionen werden die Ausländer als "Problem" erörtert.

Wie viele Sendungen oder Berichte wurden aber dem menschlichen Schicksal dieser Menschen, ihren Leiden gewidmet? Ausländer, Asylbewerber, Flüchtlinge werden im Grunde genommen kaum als mehr als eine gesichtslose Masse ohne fest umrissene Konturen wahrgenommen. Lediglich Haut- und Haarfarbe, die "andere" Religion und das "Fremdartige" bleiben haften.

Kein Wunder, dass unter diesen Bedingungen, über die kahlgeschorenen Horden hinaus, auch - und das ist das Bedrückendste - der Otto Normalverbraucher den Feuer-Anzündern Beifall klatscht und in Ausländerinnen und Ausländern oder Asylbewerberinnen und -bewerbern potentielle Aggressoren und Störenfriede sieht. Haben uns nicht gar hochrangige Politiker belehrt, dass auch diese Leute "Menschen" sind?!

Ob Talk-Show oder Unterhaltungssendung, zum zigsten Mal salbadern zu "Experten" gekürte Pseudo-Intellektuelle jeglicher Disziplin über die Gründe der Gewaltexplosion. Über die Medien äußern Politiker und immer mehr Deutsche "Verständnis" für die "verirrte Jugend". Die Quelle des Unheils sei im "alten SED-Regime", in dem "unerfahrenen Umgang mit Ausländern" oder in der "sozialen Misere" der neuen Bundes(mit?)bürgerinnen und -bürger zu suchen! Dementsprechend lauter wird ihre Larmoyanz und das permanente Geschrei nach Kohle. Eine, aus nichtdeutscher Perspektive gesehen, manchmal geradezu anstößig klingende Angelegenheit angesichts der Lage in den übrigen ehemaligen "sozialistischen Ländern", geschweige denn in den übrigen Teilen der Welt.

Auffallend an der Art und Weise, wie die Ausländerfeindlichkeit behandelt wird, ist, dass man stets über, aber in den seltensten Fällen mit den Ausländern diskutiert.

Die Debatte - sofern man von einer Debatte sprechen könnte - wird ohne die Betroffenen geführt.

Natürlich, einige Journalistinnen und Journalisten, Moderatorinnen und Moderatoren, manchmal gut inspiriert, denken auch mal daran, ihre Kolumnen oder ihre Sendungen einigen Ausländern zu öffnen, doch abgesehen davon, dass es viel zu selten passiert, sind es leider oft immer dieselben Gesichter.

(Mohammed Tilmatine, gekürzt aus: taz vom 14.10.1992).

Ralf-Erik Posselt
Klaus Schuhmacher
Projekthandbuch:
Gewalt und Rassismus

(Sekundarstufe)

Das Buch setzt der Gewalt eine aktive, lebendige Lebensweise entgegen. Es setzt Fakten gegen Vorurteile, klopft Politikern auf die Finger und ermutigt, die Verhältnisse mit- und umzugestalten. Und es zeigt Alternativen auf: Multikulturelles Lernen, Zivilcourage, Umgehen mit Entfremdung, Zukunfts- und Ideenwerkstatt.

Klassen: 6 - 11
Schulfächer: Politik & Sozialkunde
Schulformen: Jugendarbeit Sek I
Aufl. 2000

Eine Methode, bei der alle gewinnen:
Die Zukunfts- und Ideenwerkstatt
Unsere Welt ist voller zur Zeit unlösbar erscheinender Probleme. Genauso schlimm wie diese Probleme selbst ist die Tatsache, dass die meisten Menschen nicht glauben, dass hier noch Lösungen möglich wären...

Multikulti:
Konflikte konstruktiv

Das Zusammenleben verschiedener Kulturen ist keine Schmusegeschichte - Konflikte gehören zum Alltag. Solange man noch zusammen daran arbeiten kann, ist alles in Ordnung...

Deutschland verkraftet nicht mehr Menschen:
Das Boot ist voll
Fakten gegen Vorurteile...

Häufiger kontrollieren, öfter fündig werden:
Statistik schürt Angst vor Ausländern
Bei Asylbewerbern wird schon Fahrt in andere Stadt als Straftat registriert...

hagalil.com 08-06-04


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