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Judentum und Israel
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Sommer, Sonne, Freizeit....wer mag das nicht? Wie kann man seine Ferien angenehmer verbringen, als irgendwo am Wasser auszuspannen oder sich in den schönsten Urlaubsorten vergnügen? Ist es nicht wunderbar, sorglos und unbeschwert in den Tag hineinzuleben?

Auch ich genieße gerne meine freie Zeit. Diese verbinde ich dann noch am liebsten mit Dingen, die mir sehr am Herzen liegen, und ich habe dafür einen sehr guten Weg gefunden - die Jugendbegegnung, über die ich hier berichten möchte.

Warum Jugendbegegnungen so wichtig sind

In einer Zeit, in der sich die Menschen oft nur noch in Cyberspace begegnen, sich vom tv berieseln lassen oder einfach nur in ihrer eigenen kleinen Welt vor sich hinleben, immer auf der Suche nach dem neusten "kick", haben wir verlernt, uns wirklich zu begegnen und miteinander zu reden.

Von der Vergangenheit wollen heute viele nichts mehr wissen, "das ist doch schon so lange her, was geht mich das überhaupt noch an"? Und hier will ich ansetzen, hier bei diesem Satz, denn dieser Satz beinhaltet die "es geht mich nichts an Haltung", und genau das ist das große Problem unserer Zeit. Wir entziehen uns unserer Vergangenheit, in dem wir sie ad acta legen... wie bequem, wie angenehm... "Schwamm drüber", heute zählen Spaß, Lifestyle und Konsum... und auf der Straße marschieren schon wieder die Nazis und die etablierten Politiker sind tüchtig an der rechten Meinungsmache beteiligt, indem sie z.B. von "Leitkultur", "nützlichen Ausländern" und einer "durchrassten Gesellschaft" reden. Unsere Jugend hat für viele Fragen und Probleme keine Ansprechpartner. Schlimmer noch, Deutschlands "neue Rechte" kümmert sich gerade deshalb verstärkt um die Jugendlichen, sprich versucht die unzufriedene, fragende und alleine gelassene Jugend für ihre Zwecke zu missbrauchen. Schnell kann es geschehen, dass aus unwissenden Menschen Leute mit massiven Vorurteilen und pervers verzerrtem "Weltbild" werden.

Ich halte die Jugendbegegnung für einen der besten Wege, solchen Fehlentwicklungen vorzubeugen. Schon in dem Wort Jugendbegegnung steckt die Lösung für ein Problem, denn wer sich wirklich "begegnet", lernt sich kennen und beginnt ganz schnell, mit Stereotypen und Vorurteilen aufzuräumen. Die Begegnung, das Kennen lernen ist die größte Chance, den immer stärker werdenden rassistischen und antisemitischen Tendenzen entgegenzutreten und den Nazis die rote Karte zu zeigen.

In Dachau gibt es seit 19 Jahren die internationale Jugendbegegnungsstätte, die hervorragende Jugendbegegnungen ausrichtet. Ich selbst habe gerade an einer solchen Begegnung teilgenommen und war absolut begeistert von dem Engagement und dem Interesse der jungen Leute, mit denen ich die Tage der Begegnung verbrachte. Das Motto der Begegnung heißt erinnern-begegnen-Zukunft gestalten, und daran haben wir zusammen auch gearbeitet.

Mit am wichtigsten empfand ich den Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau, der ein erschütterndes Erlebnis für uns alle war. Einige der Jugendlichen, die aus vielen verschiedenen Ländern angereist waren, wurden dort zum ersten Male direkt mit dem Terror und der unendlichen Grausamkeit der Nazis konfrontiert. Die Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte hat durch Dokumente in Bild und Text gezeigt, wie unerträglich und grausam die Häftlinge behandelt wurden. Natürlich gab es von Seiten der Jugendlichen sofort viele Fragen, die dann weit über den Besuch in der Gedenkstätte hinausgingen. Die jungen Leute haben verstanden, dass die Nazis mit blutiger und brutaler Hand regierten. Sie waren schockiert von den Bildern der gequälten Menschen, der Opfer der medizinischen Versuche, den Toten.

"nur wenn Du Dir bewusst bist,
was möglich war, kannst Du mithelfen dafür zu sorgen,
dass es nie wieder geschehen kann"

"Wie kam es nur dazu"... eine Frage, die sehr oft kam, und die dann später, nach dem Besuch in der Gedenkstätte ausführlich erörtert und diskutiert wurde. Wie wichtig es ist, den Jugendlichen die Schrecken der Vergangenheit vor Augen zu führen, und danach ausführlich über die Ursachen und historischen Hintergründe, die zu all den Verbrechen und zum Holocaust führten zu reden, habe ich ja schon erklärt. Wenn man sich schon früh mit der Geschichte auseinandersetzt, wird man sich seiner Verantwortung für die Zukunft erst richtig bewusst. Sehr wichtig war eine Aussage eines jungen Mädchens aus Polen, die mir sagte, dass sie nun beginne zu verstehen, was ihre Großmutter ihr schon oft gesagt hatte: "nur wenn Du Dir bewusst bist, was möglich war, kannst Du mithelfen dafür zu sorgen, dass es nie wieder geschehen kann".

Die Jugendbegegnung ermöglicht auch den Kontakt zu Zeitzeugen, die in der Lage sind ihre eigene Geschichte vorzutragen. Wenn man einem solchen Menschen zuhört wird einem erst richtig bewusst, wie es wirklich aussah, was wirklich geschah. Die Berichte der Zeitzeugen waren für alle Zuhörer ein Erlebnis, das man nicht mehr "abschütteln" kann.

Mich hat besonders die herzliche und für mich persönlich unendlich wichtige Begegnung mit zwei holländischen Widerstandskämpferinnen geprägt. Die zwei Damen haben sich mit aller Kraft gegen die Nazis gestellt und sehr oft ihr Leben für andere Menschen auf's Spiel gesetzt. Lange habe ich ihnen zugehört und ich konnte sehr viel Kraft aus ihren Lebensberichten schöpfen, denn sie haben in der dunkelsten Zeit Licht und Hoffnung an Menschen weitergegeben , die verfolgt und in Lebensgefahr waren.

Augen, Ohren und den Mund aufmachen

Widerstand ist möglich - das war ihre Botschaft, eine Botschaft, die wir alle uns zu Herzen nehmen müssen, denn es ist eben nicht so, dass die Vergangenheit "abgehakt" werden kann. Widerstand gegen den alltäglichen Rassismus und Antisemitismus und Mut, sich für andere, die in Bedrängnis sind, einzusetzen - eben die lähmende Gleichgültigkeit abzuschütteln und die Augen, Ohren und den Mund aufzumachen, wenn Rassisten und Antisemiten Menschen beleidigen und angreifen.  

In Workshops haben wir dann gemeinsam die Problematik Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus Hass und Gewalt aufgegriffen. Alleine der Workshop, an dem ich teilnahm, hat gezeigt, dass es doch unendlich viele Möglichkeiten gibt, sich gegen Rechtsextremismus und seine Auswirkungen in der Gesellschaft zu engagieren. Wir sprachen über tief verwurzelte Vorurteile, Stereotypen und rassistische/antisemitische Tendenzen im täglichen Leben und Umfeld. In den Diskussionen kam ganz klar zum Ausdruck, dass auch in anderen Ländern übelste Vorurteile und Ausgrenzungen gegenüber Minderheiten stattfinden. Besonders erschreckend dabei wieder, dass in allen Ländern Europas auch die Neo-Nazis ihre Finger mit im Spiel haben. So hat mir zum Beispiel ein Junge aus Polen berichtet, dass er einen Skinhead-Überfall auf einen Schwarzen miterlebt hat - und keiner traute sich einzuschreiten. Hakenkreuze, Nazisymbolik aller Art, Musikproduktionen für rechtsextreme Bands, man kann auch dies in vielen europäischen Ländern beobachten.

Da alle Jugendlichen, die an der Begegnung teilnahmen, sich auch im Alltag engagieren wollen, haben wir viel über Lehr- und Lernmethoden gesprochen. Jugendarbeit aus verschiedenen Projekten und Ländern wurde uns vorgestellt. Um das ganze ein wenig aufzulockern und unsere angestauten Gefühle auszudrücken, haben wir dann in kleinen Gruppen Collagen angefertigt, die sich auch mit dem Aspekt der Hoffnung für die Zukunft beschäftigt haben. Als wir so miteinander gearbeitet haben, konnten wir auch viel persönlich reden, haben Gemeinsamkeiten und Differenzen entdeckt und konnten, trotz der ernsten und bedrückenden Thematik auch miteinander lachen.

Zur Jugendbegegnung gehört auch gemeinsame Freizeit, die alle genutzt haben, sich auszutauschen und das Erlebte miteinander zu verarbeiten und zu besprechen. Wir alle haben festgestellt, dass es zwischen Menschen doch mehr Dinge gibt, die uns verbinden, als uns trennen - und genau das nahmen die jungen Leute mit nach Hause. Für mich ein großes Zeichen der Hoffnung für die Zukunft, denn all diese engagierten jungen Menschen wollen sich beruflich wie privat gegen Diskriminierung und Hass einsetzen.

Ich sehe in solchen Jugendbegegnungen einen wichtigen Baustein in der Arbeit gegen Rechtsextremismus und Intoleranz. Leute, die an solchen Veranstaltungen teilnehmen, werden oft zu Multiplikatoren im Freundes- und Bekanntenkreis, sind Teamer oder anderweitig in der Jugendarbeit aktiv. Für Jugendliche, die einfach mal neugierig waren, wie eine Jugendbegegnung abläuft, ergeben sich oft total neue Perspektiven für die Zukunft, wie ich in etlichen Gesprächen mit den jungen Menschen herausgefunden habe.

Neue Perspektiven, Wissen über die Vergangenheit und Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft - Jugendbegegnungen tragen dazu bei, dass vielleicht eines Tages endlich der Rassismus, der Antisemitismus und all der kranke Hass der Menschen untereinander besiegt werden können.

Dies war nur ein kleiner Einblick in meine Erlebnisse während der Jugendbegegnung. Ich werde noch etliches mehr darüber schreiben und berichten. Auch möchte ich ausführlich über unsere Abendveranstaltung berichten, die im Rahmen der Jugendbegegnung stattfand. Ich habe diesen Artikel hier zum Einstieg in die hervorragende und wichtige Arbeit von hagalil.com verfasst und freue mich wirklich, bei hagalil mitwirken zu dürfen.

Gunda Hernandez


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