Überregionale Presse - und Medienberichte
Radiosender Bayern 1 /
22.11.00
Kommentar: Stefan Meyer
... „MENSCHLICH, SOZIAL, MODERN“ unter diesem Motto hat die CSU
letztes Wochenende Ihren viel bestaunten Hightec-Talkshow Parteitag
inszeniert. Doch wenn man nach Weiden schaut ist dieses CSU-Motto der
reinste Hohn. In der Oberpfälzer Provinz fernab der Glitzerwelt der
CSU-Kommunikationsstrategen ist die CSU unmenschlich, unsozial und
unmodern.
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Unmenschlich, weil der Weidener CSU OB Schröpf und mit ihm die
Stadtratsfraktion es offenbar nicht für nötig halten, einer übelst
bedrängten jüdischen Mitbürgerin den Rücken zu stärken.
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Unsozial, weil die dortige CSU in Ihrem dumpfbackigen Kleinmut auf
beleidigt macht, und aus einem parteiübergreifenden Aktionsbündnis
gegen Gewalt und Rechtsradikalismus aussteigt.
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Unmodern, weil die Weidener CSU die Chance vertan hat etwas für den
ramponierten Ruf Ihrer Stadt zu tun und ein Zeichen für
Verständigung zu setzen.
Dabei hatte die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Weiden, Gabi Brenner,
doch auf der Kundgebung am Samstag nur gefragt, was viele fragen:
Wo denn nach vier judenfeindlichen Anschlägen allein in diesem Jahr, die
Solidaritätsadresse von der politischen Leitung der Stadt bleibe.“
Sicher keiner lässt sich gern auf einer Kundgebung gegen Rechte Gewalt,
Untätigkeit vorwerfen oder gar in die rechtsextreme Ecke rücken.
Und vielleicht haben sich der CSU Bürgermeister und einige CSU Stadträte
auf der großen Weidener Kundgebung am Samstag wirklich nicht sehr wohl
gefühlt, weil sie in Ihrer Gleichgültigkeit bloßgestellt wurden. Aber
erstens wurde auch CSU Chef Stoiber neulich auf der großen Demo in
Berlin ausgepfiffen und er hat nicht nachgetreten, sondern Flagge
gezeigt. Und zweitens sollte man von einem OB und einer CSU die in
Weiden seit über zwanzig Jahren regieren etwas mehr Stehvermögen
erwarten.
Die beleidigten Reaktionen der Weidener CSU „dieses Einknicken“, weil
man sich vielleicht auf den schwarzen Schlips getreten fühlt sind um so
beschämender, weil die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Gabi Brenner,
ja auch standhaft bleibt. Standhaft trotz Steinen auf Ihr Fotogeschäft
und Farbbeuteln auf das jüdische Gemeindehaus. Standhaft trotz eines
anonymen Hetzbriefs der zur Judenvernichtung aufruft.
Dieser couragierten Frau sollte die Weidener CSU beistehen, ganz egal,
ob sich im Bündnis gegen Gewalt und Rechtsextremismus
mehr Linke oder mehr Rechte engagieren. Ganz egal ob man sich
vielleicht einige unbequeme Wahrheiten anhören muß. Wenn Juden in Weiden
verfolgt werden, dann muß auch die regierende CSU aufschreien. OB
Schröpf und seine Stadtratsfraktion sollten dem Aktionsbündnis
schleunigst wieder beitreten, andernfalls werden die mächtigen Weidener
Christsozialen zu einer Belastung für das ohnehin schon strapazierte
Miteinander in einer gebeutelten Stadt. Aber auch für die CSU die doch
so gerne „modern, sozial und menschlich“ wäre.
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