|
Presseerklärung der Jüdischen Gemeinde
Weiden
Weiden 21.11.00
Um Frieden und Wahrheit in unserer
Stadt wiederherzustellen, möchten auch wir ein Schlußwort zu dieser
unschönen Affäre sagen.
Tatsachen sind:
- seit Mai diesen Jahres sind vier Anschläge, die
polizeilich bekannt wurden, gegen Einrichtungen der Jüdischen
Gemeinde Weiden, der letzte Anschlag auf unser Geschäft, verübt
worden. Desweiteren gab es diverse antisemitische Hetzbriefe
besonders gegen mich als 1. Vorsitzende der Gemeinde.
- zu den ersten beiden Vorfällen im Mai und Juni
diesen Jahres hat die Gemeinde und auch ihre Vorsitzende geschwiegen
und auf die politische Verantwortung dieser Stadt vertraut. In ganz
Deutschland haben sich in diesem Jahr antisemitische und
rechtsradikale Vorfälle gehäuft, aber in keiner Stadt in Deutschland
hat ein Stadtoberhaupt, das in politischer Verantwortung für alle
seine Bürger steht, zu solchen Vorfällen geschwiegen - nur in
Weiden.
- nach dem 3.Anschlag am 1.9.2000 war ich in meiner
politischen Verantwortung als Vorsitzende der Gemeinde gezwungen mit
diesen Vorfällen in die Öffentlichkeit zu gehen. Ich habe
Verantwortung für Menschen, die sich bemühen, hier ein neues Leben
aufzubauen und sich hier einzugliedern.
- eine Gedenkveranstaltung am 8.11.2000 am
Gedenkstein wurde vom Stadtoberhaupt nicht dazu genutzt, diese
Vorfälle direkt beim Namen zu nennen. Auskünfte wurden von ihm den
Medien verwehrt, damit wurden natürlich den Spekulationen Tür und
Tor geöffnet.
- Gesprächsbereitschaft wurde durch ein Interview im
NT vom 11.11.00 nochmals geäußert und zwar von unserer Seite.
- zudem habe ich als Vorsitzende nochmals am 13.11.00
einen 4-seitigen Brief an das Stadtoberhaupt gefaxt und durch Post
zustellen lassen. Bis heute habe ich auf dieses brandeilige
Schreiben - wie auf viele andere auch- keine Antwort erhalten.
Soviel zur Gesprächsbereitschaft und dem "nicht vorhandenen
Tischtuch".
- niemals wurden die Bürger dieser Stadt von der
Jüdischen Gemeinde als rechtsradikal abgestempelt. Im Gegenteil, ich
habe stets auf die vielen positiven Reaktionen der Bevölkerung
hingewiesen. Ich habe aber auch klar gesagt, daß durch die
Nichtreaktion des OBs die Stadt bundesweit in ein schlechtes Licht
gerückt wird.
- die Demo am 18.11.2000 wurde in keinster Weise
mißbraucht. Wer dies behauptet, sucht nur einen billigen Ausweg,
sich schon wieder aus seiner Verantwortung zu drücken. Es war eine
der außergewöhnlichsten demokratischen Veranstaltungen dieser Art
hier in Weiden, in der gewagt wurde, Demokratie zu leben, indem
offen Mißstände in dieser Stadt angesprochen wurden. Umso
verwunderlicher ist es, daß gelebte Demokratie manchen so bedrohlich
erscheint. Ich habe nur betont, welchen Eindruck auf mich das
Verhalten der politischen Leitung macht. Ich bin Betroffene und darf
meine Meinung wenigstens auch offen äußern, ohne dafür auch noch in
Mißkredit gebracht zu werden.
- Meine Rede anläßlich dieser Demo gegen Rechts und
der Brief an den Ober-bürgermeister stehen in den nächsten Tagen auf
der Webseite Brenner
www.brenner-fotoversand.de
zur Verfügung. Ein Forum dazu wird eingerichtet.
Gabi Brenner
1.Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Weiden
|
|
|
|