Von Max BrymDer Kanzler fährt nicht in die
geliebte Toskana, um sich von seinem anstrengenden Job zu erholen. Er
verbringt seinen Urlaub im heimatlichen Niedersachsen. Das ganze wird
als Staatsaffäre inszeniert, da es ein italienischer Staatssekretär im
dortigen Tourismusministerium gewagt hat, deutsche Urlauber zu
kritisieren. Dieser Staatssekretär war für einige Tage der Urfeind der
Deutschen. Jener Sekretär wagte es ,die deutschen Urlauber pauschal als
"nationalistisch", "dickbäuchig" und "arrogant" darzustellen. Er meinte,
dass diese Leute "über unsere Strände herfielen". Der Staatssekretär ist
zurückgetreten, dennoch bleibt der Kanzler in Hannover.
Nicht aber die Bild-Zeitung, für Donnerstag den 17.7 hat sie ein
Flugzeug geordert, um einige ihrer treuen Leser nach Rimini zu fliegen,
damit dort eine Protest-Party steigen kann. Die Erregung soll bleiben,
es wird protestiert. Die politisch brisanten Dinge werden jedoch bewußt
oder unbewußt ausgeblendet. In Italien hat ein Lega Nord Sprecher
kürzlich dazu aufgerufen: "Die Flüchtlingsbote, die sich unserer Küste
nähern, mit Kanonen aus U- Booten auf den Meeresgrund zu befördern".
Dieser barbarische Vorschlag eines italienischen Regierungsmitgliedes
erregte in Deutschland niemand. Das ist absolut kein Zufall. Die
deutsche und italienische Regierung haben ähnliche Positionen, wenn es
um die Bekämpfung unerbetener Flüchtlingsströme geht. Rigoros wird in
beiden Ländern abgeschoben, in beiden Ländern wird Europa als Festung
gegen Armuts- und Bürgerkriegsflüchtlinge begriffen.
An der Oder und der Neiße sind neue Grenzsicherungsanlagen in den
neunziger Jahren gegen Flüchtlinge errichtet worden, jede Nacht finden
dort Menschenjagden statt, ohne dass dies zu einer sonderlichen Erregung
in Deutschland führt. Der rassistische Konsens steht und die Politik der
geschlossenen Grenzen wird weitestgehend akzeptiert. Nur die
undifferenzierte Aussage eines italienischen Staatssekretärs über
"nationalistische deutsche Urlauberhorden" treibt den Blutdruck in
absonderliche Höhen. Vielen in diesem Land wurde die seltsame Fähigkeit
beigebracht, sich meist dann zu erregen, wenn Erregung unangebracht und
lächerlich ist. Nicht selten wird dabei eine schlechte Komödie
dargeboten.
Seit der Spiegel mit Herrn Berlusconi als " Der Pate" aufmachte, wird
viel über Korruption, Machtmißbrauch und Mafiageschäften in Italien
schwadroniert. Diese Komödie soll den Eindruck vermitteln, dass es die
genannten Dinge nur in Italien gibt. Zutreffend stellen die deutschen
Komödienschreiber das Medienmonopol von Herrn Berlusconi in Italien in
den Fokus ihrer Kritik. Dabei wird vergessen: "In Italien ist vielen
Leuten klar, dass die publizierte Meinung die Meinung von Herrn
Berlusconi ist. In deutschen Landen ist die Medienlandschaft ohne einen
talentierten Selbstdarsteller wie Berlusconi auch weitgehend einförmig.
Jedes Beharren auf sozialen Errungenschaften, jede Position gegen den
fortgesetzten Sozialabbau wird, von FAZ bis TAZ, als
"strukturkonservative Haltung" gebrandmarkt. Gewerkschafter, wie der
stellvertretende Vorsitzende der IG- Metall Jürgen Peters, gelten als
"monströse Betonköpfe". Der Kanzler selbst mischt sich in
gewerkschaftliche Fragen ein, fordert ein anderes Personal und maßvolle
Tarifabschlüsse. Dies verbindet ihn mit Silvio Berlusconi, nur dass der
deutsche Kanzler meist eine weniger martialische Ausdrucksweise an den
Tag legt wie der italienische Ministerpräsident. All dies wird ignoriert
und statt dessen über italienische Verhältnisse lamentiert. Obwohl in
Italien der soziale und demokratisch Widerstand gegen die Regierung
größer ist als in Deutschland.
Friedman und die deutsche Reaktion
Michel Friedman hat vorläufig seine Tätigkeit als TV- Moderator
eingestellt. Er akzeptierte einen Strafbefehl in Höhe von 17.400 Euro.
Zudem legte er seine Ehrenämter nieder. In einer starken Rede forderte
er für sich eine zweite Chance. Bekanntlich ging es in der "Affäre" um
Kokain, für die Boulevardpresse aber auch um Bettgeschichten und
Prostituierte. Die Öffentlichkeitsarbeit der Berliner Justiz war gelinde
gesagt skandalös. Sie verletzte durch den Berliner Justizsprecher die
Geheimhaltungspflicht in einem laufenden Verfahren. Abstoßend war die
öffentliche Hinrichtung Michel Friedmans durch die Medien. Ständig wurde
die Presse mit neuen Erkenntnissen aus einem laufenden Verfahren
gefüttert. Der Fehler der Anwälte von Michel Friedman, ein FAX an einem
Pizzabäcker zu schicken, machte den Kohl auch nicht mehr fett.
Auffällig war, dass fast niemand die Frage stellte, mit welchen
Methoden die Berliner Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen führte. In
keiner großen Zeitung wurde die Frage nach dem Überwachungsstaat
gestellt. Die Staatsanwaltschaft sicherte Prostituierten Straffreiheit
und einen legalen Status zu, wenn sie auspacken. Nirgendwo wurde
nachgefragt, warum Prostituierte aus Osteuropa in Deutschland keinen
legalen Status haben. Hier liegt doch das Problem, Menschenhandel und
die Erpressbarkeit von Prostituierten wird durch die rigorose
Ausländerpolitik des deutschen Staates erst ermöglicht. Die Politik der
geschlossenen Grenzen sichert Menschenhändlerringen ihre Existenz.
Dadurch sind die Aussagen der mehrfach erpressbaren Frauen durchaus
anzuzweifeln. Ihre Beschuldigungen könnten ein Geschäft mit der
Staatsanwaltschaft sein, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Prostituierte, speziell Frauen die keinen deutschen Pass besitzen, sind
erst dann in einem rechtsstaatlichen Verfahren glaubhaft, wenn keine
Seite mehr die Frauen unter Druck setzen kann. Das macht eine Politik
der offenen Grenzen nötig und eine völlige Legalisierung der
Prostitution. Aber auf solche Gedanken kommen die sommerlichen
Friedman-Jäger nicht.
Abstoßende Pseudo- Feministinnen
Die TAZ aus Berlin regte sich am 9. Juli fürchterlich über das
Privatleben von Michel Friedman auf. Ihm wurde vorgehalten, nicht über
seine Betterlebnisse geplaudert zu haben. Statt sich ernsthaft um das
Schicksal illegaler Osteuropäischer Prostituierter zu sorgen und deren
rechtliche Gleichstellung mit deutschen Staatsbürgerinnen zu fordern,
wird auf die angenommenen Sauereien Friedmans eingedroschen.
Gesellschaftliche Probleme werden personalisiert, an dem Zustand, dass
Frauen illegal ihrem Gewerbe nachgehen müssen, soll sich nichts ändern.
Das bundesdeutsche Ausländerrecht verhindert zudem eine andere Tätigkeit
der genannten Frauen. Aber das interessiert nicht, interessant ist für
den antisemitischen Bodensatz in der deutschen Gesellschaft "wie der
Jude sein Sperma los wird".
Wenn dieses Bedürfnis von sogenannten Linksliberalen bedient wird, um
so besser. Genüßlich zitieren nazistische Internetseiten wie AlterMedia,
Karen Duve, die im Spiegel am 7.7. diesen fragmentierten und
inhaltslosen deutschen Feminismus niederschrieb. Auch die Süddeutsche
machte sich am Freitag den 11.7 den personalisierten Feminismus von Frau
Duve zu eigen. Friedman wird verurteilt, in seinem Bett gewühlt und eine
weitere Fernsehkarriere Friedmans ausgeschlossen. Die Absicht dabei ist
deutlich, den unerbittlichen, harten, frechen und exzellent
vorbereiteten Friedman nie mehr auf der Mattscheibe erleben zu müssen.
Nie mehr sollen politische Größen wie Roland Koch, Christian Ströbele
oder Frank Steffel ins Schwitzen kommen. Konsens nicht Dissens ist in
diesem Land angesagt. Gnadenlos soll dieses Prinzip durchgesetzt werden.
TV-Today ließ eine Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut Forsa
durchführen. Ergebnis dieser Umfrage: " Nur 32% der Bundesbürger wollen
Friedman eine zweite Chance geben". Besonders Männer über 50 lehnen
Friedmans Rückkehr ab. Warum sie das wohl tun, danach fragt die
"linksliberale" Presse nicht. Gegenüber solchen Fragestellungen gibt es
eine grenzenlose Ignoranz. Ein Massenblatt wie die Bild-Zeitung hatte
mehr Gespür und Anstand. Zwar ist dieses Blatt für jede dumme
Schlagzeile zu haben, dennoch hatte sie im "Fall Friedman" im Gegensatz
zur TAZ bestimmte journalistische Grundregeln eingehalten.
In der Bild wurde Friedman meist als Anwalt und Fernsehmoderator
vorgestellt. Die angeblich liberalen und progressiven Blätter betrieben
ihre Vorverurteilung Friedmans stets mit dem Hinweis auf den
stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in
Deutschland. Zudem hat die Bild in Sachen Friedman nicht die gnadenlose
Härte der linksliberalen Pseudofeministen. Einig ist sich die Bild mit
dem Spiegel und dem Focus, dass das Problem mit den
Menschenhändlerringen und der illegalen Prostitution nicht angegangen
werden soll. Denn am Ausländerrecht und am Status von Prostituierten
soll sich nichts ändern. Einig sind sich Bild, FAZ und TAZ auch in der
Feststellung, dass der deutsche Urlauber "Bella Italia" liebt. Das
Schicksal von Emigranten ist im Massenbewußtsein in beiden Ländern
relativ belanglos.