Eine neue Broschüre, erstellt von dem regionalen "antifaschistischen
dokumentations- und informationsprojekt" (adip) und herausgegeben von
"argumente. Netzwerk antirassistischer Bildung e.V. Berlin" informiert
über rechte und rechtsextreme Entwicklungen in dem zweitkleinsten, doch
bevölkerungsreichen Regierungsbezirk Bayerns. Die Ergebnisse der
Recherchearbeit widerlegen die gängige Einschätzung, Rechtsextremismus
sei ein vorrangiges Problem in den neuen Bundesländern.
Die AutorInnen stellen fest: "Im Zuge unserer Arbeit und Recherche
mussten wir feststellen, dass organisierte Neonazis in Mittelfranken
ideale Bedingungen vorfinden, um die eigenen Strukturen auszubauen und
Anhänger zu rekrutieren. Vielerorts ist eine dominierende rechte bzw.
rechtsextreme Jugendkultur zu beobachten. In den Großstädten
Mittelfrankens findet diese die nötige Infrastruktur, seien es
CD-Versände, Fanzines oder Organisationen, die sie mit den
obligatorischen Neonazi-Scene-Accessoires versorgt. Das bemerkenswerte
an der rechtsextremen Bewegung in Mittelfranken ist u.a. ihre
Verwobenheit untereinander und ihre Bereitschaft, trotz zum Teil
divergierender Positionen, eng zusammen zu arbeiten. Die
überproportionale Aufmarschdichte ist dafür nur ein Indikator."
Im ersten Teil der Broschüre wird die Recherche in einzelnen Städte und
Landkreisen der Region dokumentiert. Ein besonderer Schwerpunkt liegt
auf der Untersuchung des jeweiligen gesellschaftlichen Klimas und den
darin agierenden rechten Organisationen. Die behandelten Themen reichen
von Traditionspflegevereinen bis zur aktuellen städtischen
Skinhead-Scene, etwa in Nürnberg, von deutschen Bürgerinitiativen gegen
südländischen Lärm bis zu einem die Augen vor rechten Treffpunkten
verschließenden Polizeichef in Fürth. Weitere Stationen der Untersuchung
sind Erlangen, die Landkreise Forchheim und Neustadt/Aisch Bad Windsheim
etc.
Vervollständigt wird die Analyse der einzelnen Stationen durch
Chronologien rechter Aktivitäten und Übergriffe, die hier stattfanden
und die heute, drei Jahre nach dem proklamierten "Aufstand der
Anständigen" in den meisten Medienanstalten allenfalls ein leichtes
Schulterzucken hervorrufen, aber keine Meldung mehr wert sind.
Nach der Vorstellung antirassistischer und antifaschistischer
Initiativen im Mittelteil der Broschüre, folgt ein ausführliches Lexikon
zu rechten und rechtsextremen Organisationen, Bands, zu ihren Codes,
Zeichen und Publikationen, zu rechten Parteien, ihrer Geschichte und
ihren Konzepten, zu Vertriebenen- und Studentenverbänden, ihren
Gesellschaften und Initiativen. Die gut recherchierte Broschüre ist
empfehlenswert nicht nur für Bewohner der Region, sondern auch für alle,
die in der politischen Bildungsarbeit tätig sind – oder die sich
schlichtweg ein Bild verschaffen wollen über eine Gegend, hinter deren
traditionsbewusst geputzte Fassade ein Blick geworfen wird.
Spezialitäten aus Mittelfranken. Ein Überblick über rechte und
rechtsextreme Strukturen
Vertrieb:
antifaschistisches dokumentations- und informationsprojekt (adip)
Königswarterstraße 16
90762 Fürth