Propagator von Wadi:
Wilde Verschwörungsphantasien
Von Karl Pfeifer
Rein zufällig führte mich der Weg über den Wiener Schwedenplatz, wo ein
kleines Häufchen "Antiimperialisten" (AIK) sich vor der Mc Donald
Gaststätte aufstellte, um lautstark den Imperialismus zu bekämpfen, der
in ihren Augen vom österreichischen Pächter verkörpert wird. Durch den
Titel "Eine geheimdienstliche Veranstaltung!" neugierig geworden, ließ
ich mir das Flugblatt, das von "Aug und Ohr / Gegeninformationsinitative
Wien, Verlagsort Wien, Stiftgasse 8, 1080 (sic! K.P.)" herausgegeben
wurde, geben.
"Eine neue Rechte hat an der Wiener Universität Fuß gefaßt." Wer dies
liest könnte meinen, RFS und die schlagenden Burschenschaften hätten
eine Konkurrenz bekommen. Weit gefehlt: "Am 3. Juli findet um 19 Uhr 30
im NIG eine Veranstaltung mit dem Titel: "Die Zukunft des Irak nach
Saddam Hussein" statt." Doch nicht genug damit, der Gottseibeiuns
"Thomas Schmidinger, Propagator und Mitarbeiter des Vereins Wadi e.V."
moderiert die Veranstaltung.
"Wadi e.V. ist hiemit zu einem ideologischen Instrument des
imperialistischen Massenmords geworden, das mitten in der (ehemaligen)
Linken operiert." Also für viel weniger wurde man unter Stalin
erschossen. Interessant ist, dass jetzt, wo man im Irak viele
Massengräber findet, in der die Opfer des Baathregimes verscharrt
wurden, dafür die "Imperialisten" herhalten sollten. Immerhin
erstaunlich, wenn diejenigen, die für einen Faschisten wie Seselj
werben, nun andere Menschen als ehemalige Linke denunzieren.
Da lesen wir dann von "einem konterrevolutionären Projekt der KPÖ" und von
der Irakischen Kommunistischen Partei (IKP), die "den Angriffskrieg in
ihr Kalkül einbezog" anstatt sich den tapferen Antiimps anzuschließen,
die als "Human shields" dem mörderischen Baatregime propagandistische
Hilfe leisteten. "Diese Partei arbeitet eng mit der KPÖ zusammen, die
Schläger (die angeblich "einen Aktivisten der Palästina-Solidarität
krankenhausreif" schlugen) haben auf dem Fest der Volksstimme ihren
Stand. Beschwerden, Petitionen bei der "K"PÖ (Jetzt sprechen sie schon
der KPÖ ab kommunistisch zu sein! K.P.) fruchteten nichts.
Dann wird noch in echter Opfer-Täter-Umkehr den Kurden ein Teil der
Verantwortung für den Giftgasangriff der Baathmörder in Halabja
zugeschoben, indem man ihnen unterstellt, sie "provozierten" diesen.
"Dieser Krieg wurde von Dutzend Rüstungsformen (sollte wohl heißen Firmen
K.P.) in der ganzen Welt alimentiert. Thomas Schmidinger lädt also
Vertreter der bewaffneten Söldnerparteien (so werden die Vertreter der
Kurden liebevoll von den Wiener Kaffeehauskämpfern genannt K.P.) zu
einer Diskussion an einer Wiener Universität. Wessen Söldner dieser
Schmidinger ist, das wird wohl in Zukunft geklärt werden müssen."
Endlich erfahren wir wer alles hier an der Weltverschwörung gegen das
verlorene Häuflein Antiimps teilnimmt: "Die österreichischen
Organisationen, die da neben der aus Deutschland importierten Wadi e.V.
auftreten, sind: Context XXI, die sogenannte Ökologische Linke
(Schmidingers Hausgruppe) und die Studienvertretung Politikwissenschaft
die sich auf die Wissenschaft des Krieges und des Völkermords
spezialisiert haben dürfte."
Doch es kommt noch krauser: "Ein Cluster von reaktionär gewordenen
Neo-Informationsgruppen, darunter indymedia in Austria, MUND und Radio
Orange haben diese Politik unterstützt und vorbereitet. Die Macher und
Macherinnen dieser Gebilde, die gemeinhin das Licht der Öffentlichkeit
scheuen, sind der sich neu formierenden Rechten zuzurechnen: rechts ist
die Steuerung und Moderierung, links eine Restspielwiese, die gewährt
wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Neo-Formationen zusammen
mit deutschen und österreichischen Geheimdiensten und Polizeien und
deren Nahorganisation (in Österreich etwa das DÖW) gegen die
antagonistische Linke vorgehen, juridisch, polizeilich,
geheimdinstlich-terroristisch, staatsterroristisch."
Dann werden "die zionistischen Geheimdienste" sogar in einer Reihe mit den
"Tagen Olahs bis zur Zeit der Briefbomben, von denen einige
Verbindungslinien zum Heer und zur westdeutschen Gladio reichen" in
einen Topf geworfen.
Der Schluß dieses abstrusen Stuß hat es in sich: "Indymedia in Austria
verkommt also zu einer blackboard" und "zu einer Desinformationsagentur
der CIA. Wer dagegen anschreibt, der ist antisemitisch. Eine
CIA-Veranstaltung, eine Kriegsveranstaltung.... Nichtdas erste Mal, dass
die Wiener Universität, als ideologische Brutstätte für eine Politik des
Massenmords fungiert." Das kann nur mit dem altgermanischen Wort
"Chuzpe" qualifiziert werden. Denn niemand anderer als die AIK setzte
sich noch vor kurzem für Solidarität mit dem sattsam bekannten
Holocaustleugner Ibrahim Alloush ein. Nachdem ich diesen Skandal bekannt
machte, sahen sich die Antiimps zur Entschuldigung für diesem "Irrtum"
bei den Opfern des Nationalsozialismus gezwungen. Damit aber übernahmen
sie von Haider die Methode, der sich heuchlerisch für seine wohl
geplanten "Ausrutscher" lediglich bei den Opfern entschuldigt, um auch
damit zu signalisieren, alle Österreicher sind in der Volksgemeinschaft
und denken ähnlich wie er, und der mit dieser Entschuldigung die Opfer
noch einmal ausgrenzt. Was die AIK einen "Irrtum" nennt, hat in Wahrheit
System, es hat zu tun mit der zunehmenden Grenzverwischung zwischen
internationalen Neonazismus und Islamismus. Der Hass auf Israel führt zu
seltsamen Bündnissen und macht blind, auch gegenüber dem antisemitischen
Gehalt der Selbstmordattentate, welche als "Widerstand" gefeiert werden.
hagalil.com
30-06-03 |