Von Max Brym
In München existiert seit Anfang des Jahres, eine Organisation mit
dem Namen "Demokratie direkt". Diese rechtsextreme Sammlungsbewegung
vereint offene Neonazis, Rechtskonservative und Republikaner. Das
Konzept einer regionalen Selbstorganisation rechter Gruppen über
Parteigrenzen hinweg, geht auf einen Diskussionsbeitrag des Augsburgers
Roland Wuttke im Strategieblatt "Nation & Europa" vom Frühjahr 2002
zurück. Seit Jahren gehört Roland Wuttke der rechtsextremen
"Deutschlandbewegung" an. Dieser Verein wird, von dem ehem. grünen
Bundestagsabgeordneten Alfred Mechtersheimer geleitet.
Die "Deutschlandbewegung" präsentiert sich seit längerem, als
Alternative zu der von ihr beklagten "rechten Zersplitterung" und den
nervigen "Führersuchanzeigen". Davon ausgehend meint Wuttke folgendes
rechtes Patenrezept zu haben. Er fordert, "die Zerstrittenheit im
nationalen Spektrum durch Zellenbildung auf unterster Ebene
auszuhebeln". Wuttke beklagt "den Postenschacher und die Anpassung an
das System in rechten Kreisen". Viele rechte Parteigründungen hält
Wuttke für gescheitert. Statt dessen soll unter möglichst
unverfänglichem Namen am Aufbau einer Gegenöffentlichkeit gearbeitet
werden. Im Vordergrund soll nach Wuttke "das Thema und nicht die Partei
stehen".
Die Politikfelder
In einer möglichst "neutralen Ansprache" sollen folgende Themenkomplexe
der Öffentlichkeit nahegebracht werden: "Der Kampf gegen die
Kriegspolitik der USA, die zionistischen Sauereien, die Bevorzugung des
Großkapitals, der Missbrauch von Steuergeldern, deutsche
Milliardenzahlungen ans Ausland, Schächten und Tierschutz, Überfremdung
und Ausländergewalt". Das ganze rechte Demagogiefeld soll
basisdemokratisch und durch Überwindung der rechten Spaltung unters Volk
gebracht werden. Dieser Ansatz wird in München auf die Straße getragen.
Neben dem Republikanerstadtrat Johann Weinfurtner und Anhängern der
Deutschlandbewegung, beteiligen sich an den Aktionen von "Demokratie
direkt" vor allem Anhänger der "freien Kameradschaft" um Martin Wiese.
Vielfältig sind die Aktivitäten der rechtsextremen Vereinigung. Es
werden zahlreiche Infostände durchgeführt und der Versuch gewagt, unter
dem Label "Antizionismus" an linken Debatten und Demonstrationen
teilzunehmen. Letzteres hatte bis dato noch keinen nennenswerten Erfolg.
Einige Aktionen
Bei einigen Mahnwachen und Kundgebungen von "Demokratie direkt" wurden
Unterschriften für den Erhalt des Atomschutzbunkers am Münchner
St.-Jakobs Platz gesammelt. Hinter dieser Forderung verbirgt sich
offener Antisemitismus, da dort an einem jüdischen Zentrum mit Synagoge
und Museum gearbeitet wird. Die Unterschriften gegen das jüdische
Zentrum wurden anlässlich einer Kundgebung zur "Erinnerung an die
Bombardierung Dresdens" gesammelt. Lange zuvor lehnte der Stadtrat der
Republikaner Weinfurtner im Rathaus aus "Sicherheitsgründen" ein
jüdisches Zentrum am Jakobs- Platz ab.
Ende April gedachte Demokratie direkt mit einem Aufmarsch vor der
Feldherrnhalle, "des Ostfrontkämpfers Reinhold Elstner" der 1995 mit
einer Selbstverbrennung ein "Fanal" gegen die "Verleumdung und
Verteufelung des deutschen Volkes habe setzen wollen". Ihren letzten
Auftritt hatte "Demokratie direkt" am 17. Juni am Stachus in München.
Demagogisch versuchte diese Mischung aus brauner Krawatte und
nazistischem Skinhead, gegen Korruption, Sozialabbau und
"Fremdbestimmung" zu wettern. Dieser Versuch ging in die Hose, denn die
Herrschaften mussten auf ihren Infostand verzichten. Er war schnell
zerlegt und die Faschisten mussten sich von der Polizei beschützen
lassen.
"Demokratie direkt" in Giesing
Regelmäßig finden Diskussionsveranstaltungen von "Demokratie direkt" im
Münchner Arbeiterviertel Giesing statt. Bis zu hundert Personen treffen
sich in der Genossenschaftsgaststätte "Zur Freundschaft". Sonst treffen
sich hier vor allem sozialdemokratische Organisationen, wie der
Wanderverein Naturfreunde. Darüber herrscht in der Nachbarschaft
Unverständnis. Die Treffen werden zurecht als Gefahr betrachtet, denn
vor zweieinhalb Jahren wurde anläßlich des Geburtstages von Michael
Wiese vor einem Lokal im Schlachthofviertel ein Grieche halb tot
geschlagen.
In dem Blatt "München direkt", das u.a. bei solchen Treffen zur
Verteilung gelangt, wird nicht nur Rassismus und Antisemitismus
propagiert, sondern gegen den "linken Gesinnungsterror" mobil gemacht.
Das Blatt veröffentlicht Steckbriefe mit Fotos von linken Gegnern.
Erstes Opfer der Anti- Antifa ist der Münchner Fraktionschef der Grünen
Siegfried Benker, dem unter anderem Engagement "für Asylmissbrauch"
angelastet wird. Da die Neonazis offensichtlich alphabetisch vorgehen,
soll in der nächsten Ausgabe der ND-Journalist Nikolaus Brauns
drankommen.
Das Ganze nannte Herr Wuttke Anfang Juni bei einer Kundgebung: "Macht
kaputt was euch kaputt macht". Diese Gesellschaft trifft sich
kontinuierlich in einer eher sozialdemokratisch geprägten Gaststätte in
München Giesing. Es ist an der Zeit, beim Wirt der Gaststätte gegen
diesen Skandal zu protestieren. Zudem sollte beachtet werden, dass sich
die vielen Emigranten in Giesing durch die Gestalten von "Demokratie
direkt" oder besser "Faschismus direkt" extrem bedroht fühlen.