Politische Amnesie:
Hamas, Hudna und die "Wiener Zeitung"
Von Karl Pfeifer
Die "Wiener Zeitung" - die Eigentum der Republik Österreich ist - drückt
als main stream Zeitung eigentlich österreichischen Konsens aus, wenn
sie die palästinensische Terrorgruppe Hamas als Partner für
Verhandlungen betrachtet. Denn Menschen, san ma ja alle. Viele denken
nostalgisch an die guten Tage unter Bruno Kreisky, als arabische
Terroristen vom österreichischen Bundeskanzler umherzt wurden. Vergessen
die Tatsache, dass diejenigen, die Kreisky umarmten, dann Terroristen
nach Österreich sandten, um hier Menschen - Juden und Nichtjuden - zu
ermorden.
Die "Wiener Zeitung" leidet anscheinend auch unter politischer Amnesie:
"Kontraproduktiv äußerte sich US-Sicherheitsberaterin Condoleeza Rice*,
die am Samstag zu ihrer Nahost-Mission startet. Sie rief die arabischen
Staaten dazu auf, der Hamas jegliche Unterstützung zu entziehen und
sprach sich für eine vollständige Ächtung der Hamas aus." (27.6.03) Wie
konnte sie das nur tun?
Die Hamas hat zum Ziel den Staat Israel zu liquidieren. In ihrer Charta
wird das ganz klar festgehalten: "Die Islamische Widerstandsbewegung
glaubt, dass das Territorium Palästinas ein islamischer Waqf [ein
Terminus aus dem islamischen Recht, der so viel bedeutet wie: Gottes
Eigentum, von Gott legitimierter Besitz] aller Generationen bis zum
Jüngsten Tag ist; niemand darf es oder einen Teil davon aufgeben oder
darauf oder auf einen Teil davon verzichten." Da aber Hamas zum Glück zu
schwach ist, dieses Ziel zu erreichen und schwere Schläge in letzter
Zeit erlitten hat, ist sie bemüht eine zeitweilige Waffenruhe, eine
"Hudna" zu erreichen.
"Hudna kommt aus dem Arabischen und hat zwei Bedeutungen. Es impliziert
einerseits das Wort "Waffenruhe", andererseits birgt es auch eine
religiös-islamistische Konnotation. Indem die Hamas mal eine Hudna
erwägt, mal wieder ausschließt, spielt sie mit beiden Bedeutungen und
verdeutlicht somit, dass sie, wenn überhaupt, nur an einer
vorübergehenden Waffenruhe interessiert ist. Im Koran wird "Hudna" nicht
explizit erwähnt, aber von islamischen Religionsgelehrten mit dem Marsch
des Propheten Mohammed und 1500 Gläubigen im Jahr 628 in Zusammenhang
gebracht. Damals stellte sich ihnen eine anti-muslimische Armee in den
Weg, woraufhin Mohammed gegen den Willen seiner Anhänger eine Hudna
vereinbarte. Zwei Jahre später annullierte Mohammed die Waffenruhe und
eroberte mit doppelt so vielen Anhängern die Stadt Mekka." (SZ
23.6.2003)
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn ausgerechnet die
Palästinensische Autonomiebehörde solche Gespräche mit Hamas führt. Lobt
deren Vorsitzender Arafat doch die Selbstmordattentäter als Shahids in
höchsten Tönen bis heute. Diese Gespräche über eine Hudna sind eine
große Augenauswischerei, denn solche "Vereinbarungen" gab es ja schon in
der Vergangenheit. Wenn dann doch ein Terroranschlag passiert, dann
erklären uns unsere "Nahostsachverständigen" wurde der von
"Einzeltätern" vollbracht und Jassir Arafat erklärt mit ernster Miene,
wie sehr er diesen Anschlag verurteile.
Es scheint, dass Aba Eban recht hatte, die Palästinenser versäumen keine
Gelegenheit eine Gelegenheit zu versäumen. Sie glauben sich mit
semantischen Tricks und PR-Mätzchen herausschwindeln zu können. Sie
haben nicht die Lektion, die David Ben Gurion dem israelischen Volk
gegeben hat, gelernt. Er hat 1948 das Gewaltmonopol des Staates mit
Gewalt der einige Juden zum Opfer fielen durchgesetzt. Die Terrorgruppen
Hamas, Islamischer Dschihad und Al-Aksa-Brigaden sind kein Partner für
den Frieden. Wenn Palästinenser wirklich einen Staat wollen, dann müßten
sie dafür sorgen, dass es keine Terrorgruppen und keine "Einzeltäter"
gibt.
* Condoleeza Rice ist eine beliebte Zielscheibe der palästinensischen
Medien, die sie gelegenlich als "schwarze Witwe" abqualifizieren. Was
man hier in Europa nicht wahrnehmen will sind die bei vielen Arabern
vorhandenen rassistischen Vorurteile gegen Schwarze.
hagalil.com
29-06-03 |