Von
Karl Pfeifer
In der liberalen Wiener Tageszeitung "Der Standard" hat ein(e)
Journalist(in) am 19.5. gezeigt, wie man mit zwei nebeneinander
gesetzten Texten einen ziemlich einfachen Sachverhalt vernebelt. Auf
Seite 3 fand ich folgende Texte nebeneinander:
Terror in Israel/Rückschlag
für Friedensplan
Neun Tote bei Selbstmord-attentaten
Sharon sagt Besuch bei Bush ab |
Juden für Sanktionen gegen
Israel |
Fangen wir am Ende an, bei "Juden für Sanktionen gegen Israel", die
Meldung, die dem Redakteur des Standards so wichtig war, stammt aus
Brüssel/Wien: "Die "Europäischen Juden für einen gerechten Frieden"
(European Jews for a Just Peace/EJJP) - eine Vereinigung von 18
jüdischen Organisationen aus neun europäischen Ländern - haben an die
EU-Kommission und an den EU-Ministerrat appelliert, die Resolution des
Europäischen Parlaments vom 10. April 2002 durchzusetzen und das
Assoziationsabkommen EU-Israel zu suspendieren, bis Israel sich an
dessen Bestimmungen hält." Es geht um Waren, die aus den "besetzten
Gebieten" stammen.
Am Ende der Meldung ist
angegeben, dahinter verbirgt sich "Jews for Justice for Palestinians". Wir
können also annehmen, dass es sich um ein paar wirklich kleine und unter
Juden unbedeutende Gruppen handelt.
Die "Juden für Gerechtigkeit für Palästinenser" erinnern mich ein
wenig, an diejenigen Wiener jüdischen Sozialdemokraten, die nach der
Machtübergabe an die Nazi in Deutschland sich nicht entscheiden konnten,
ob denn das Dritte Reich oder der Ständestaat die größere Gefahr sei.
Karl Kraus schrieb über diese Leute, die immer Redefreiheit für
diejenigen postulieren, die im Gegensatz zu ihnen sie zur
Handlungsfreiheit verwenden - "so lange, bis sie doch einmal die
Erörterung des Rassenproblems" herbeiführen, "wie Juden so blöd sein
können." (Die Dritte Walpurgisnacht)
Mit Platzierung der Meldung soll natürlich die Bedeutung der daneben
stehenden Meldung von dem Anschlag eines Palästinensers in Jerusalem,
also in der Hauptstadt Israels, dem Zivilisten zum Opfer gefallen sind,
relativiert werden. Es soll suggeriert werden, dieser Anschlag sei ja
nur eine Reaktion auf die "Besetzung". Doch sachte. Den
Selbstmordattentätern, die in Israel meistens Zivilisten, Alte, Frauen
und Kinder ermorden, geht es nicht um "besetzte Gebiete" sondern darum,
zu zeigen, dass der Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis kein
nationaler oder ethnischer sondern ein religiöser ist, und Juden
überhaupt kein Recht hätten in diesem - ihrer Meinung nach - islamischen
Land zu leben. Daher richtet sich dieser Terror wahllos gegen Juden.
Wäre es denkbar, dass der "Standard", neben einer Meldung über eine
Aktion der israelischen Armee, der palästinensische Zivilisten zum Opfer
gefallen sind, folgende Meldung bringt: "Die in Europa lebenden
Palästinenser für einen gerechten Frieden" für Sanktionen gegen das
palästinensische Autonomiegebiet (PA)"? Und darunter eine Meldung, dass
Palästinenser den sofortigen Stop der antisemitischen Verhetzung in den
staatlichen Medien der PA fordern? Nein.
Eine solche Meldung kann der "Standard" unmöglich bringen, weil es
solche Aktionen von Palästinensern nicht gibt.
Diese Platzierung im Standard gaukelt dem österreichischen Leser eine
Symmetrie vor, die es nicht gibt.