"Visionär
und Priester":
Horst Mahler hat besorgte Freunde
Von Max Brym
Horst Mahler ist kürzlich aus der
NPD ausgetreten. Nachdem die nazistische NPD vom
Bundesverfassungsgericht nicht verboten wurde, wandte ihr Horst Mahler
den Rücken zu. Diese NPD war nach Mahlers Überzeugung "zu
parlamentarisch gestrickt". Mahler will jetzt offen die Gründung eines
"vierten Reiches" anstreben, dazu hat er bereits einen
Verfassungsentwurf vorgelegt, indem er natürlich "die Juden unter
Fremdengesetzgebung" stellen will. Besonders dringlich erscheint diesem
Mahler, eine offensive Leugnung der Schoa. In seinem hinlänglich
bekannten Duktus schreibt Mahler auf seiner Homepage: "Das deutsche
Reich lebt. Die judäo-amerikanische Despotie wird zugrunde gehen"
Wer steht hinter Mahler?
Natürlich Holocaust Leugner wie Ernst
Zündel und die bekannte Schar offener Nazis. Auf jene kann Mahler voll
und ganz zählen. Aber es gibt auch klügere Nazis, die Mahler bedauern
und höchstens mildes Verständnis für ihn haben. Aus der NPD und vom
Kampfbund deutscher Sozialisten werfen ihm viele Freunde "taktische
Ungeschicklichkeit" vor. Ein Thomas Brehl, einst Stellvertreter des
verstorbenen Nazis Michael Kühnen, warnt in einem offenen Brief Mahler
davor, sich "nicht zu weit" aus dem Fenster zu lehnen. Brehl empfiehlt
Mahler "taktisch geschickter" das System zu bekämpfen. Brehl denkt an
eine Kampagne, die sozialdemagogischer ist, um damit die Straße zu
erobern. Er bedauert Mahler, er warnt den Kameraden, durch zuviel
"offenen Geschichtsrevisionismus" ( Leugnung der Schoa ) im Gefängnis zu
landen. Nach Brehl "kann die deutsche Geschichte erst gründlich
revidiert werden, wenn man selbst ein Machtfaktor ist".
Dieser Kampfbund deutscher Sozialisten
hat eine Querfrontstrategie, der KDS versucht die braune Soße mit
"linken" Parolen unters Volk zu bringen. Dabei knüpft der KDS wie andere
Gruppen auch, an den weitverbreiteten Antiamerikanismus in Teilen der
"Linken" an. Selbstverständlich sind die KDS- Leute Antizionisten und
belobigen Figuren wie Saddam oder Slobodan Milosevic. Der scheinbar
linke Jargon in der Rechten ist nichts Neues, nur ist dieses
Jargon beim KDS ausgeprägter als bei anderen Nazigruppen und es wird
eine Querfront (Leute von links nach rechts ziehen) angestrebt.
Der KDS betreibt einen sogenannten
"Rot-Braunen Kanal" und bietet auf seiner Homepage einen Link zum als
links geltenden Querfrontorgan Kalaschnikow an. Natürlich bedauert auch
das ehem. KPD Mitglied Michael Koth (gilt als KDS- Chef), die
sektiererische Entwicklung von Horst Mahler. Die nazistische Rechte lebt
stark von Ideologieproduzenten die einst ein linkes Profil hatten.
Langhans, Mahler, Maschke, Oberlercher und Olles sind die am häufigsten
genannten Namen. Jetzt befürchten einige aus der Szene eine ihrer
Galionsfiguren, nämlich Mahler durch sein Sektierertum zu verlieren. Die
Leugnung der Schoa wird von intelligenteren Rechten nicht in den
Mittelpunkt der Propaganda gestellt, sondern der Kampf gegen Israel und
Amerika.
Bernd Rabehl und Horst Mahler
Professor Bernd Rabehl ist Soziologe
und hält immer noch Vorlesungen an der FU- Berlin. In seiner Studienzeit
war Rabehl Berliner SDS Aktivist und ein wichtiger Theoretiker der
"Außerparlamentarischen Opposition". Er vertrat die sog. "nationale
Fraktion" innerhalb des Studentenverbandes. 1999 referierte er bei den
"Bogenhausener Gesprächen" der rechtsextremen Burschenschaft Danubia in
München. Sein Vortragsmanuskript verteilte der Hochschullehrer unter
anderem in seinem Seminar in Berlin.
In seinem Seminar ließ er auch
das ehem. RAF Mitglied Horst Mahler auftreten. Rabehls Verlautbarungen
weisen seit Jahren typisch rechtsextreme Argumentationsmuster auf. So
meint er, "Denk und Diskussionsverbote" diagnostizieren zu können und
beklagt eine fehlende nationale Identität der "umerzogenen" Deutschen.
Dabei gibt sich Rabehl als "Linker" aus.
Das ist im Rahmen der Bemühungen zu
sehen, die politischen Standortdefinitionen von "links" und "rechts"
aufzuheben. Die gewerkschaftsnahe Hans Böckler Stiftung ließ sich
allerdings nicht täuschen. Anfang des Jahres 2000 trennte sich die
Stiftung von dem Dozenten Professor Rabehl, aufgrund seiner
rechtsextremen Gesinnung. Am 05.05.03 druckte das angeblich linke
Internetorgan Kalaschnikow einen Artikel von Bernd Rabehl über Horst
Mahler ab.
Visionär und Priester
Diesen Titel gab Rabehl seiner Hommage
auf Horst Mahler. Liebevoll skizziert Rabehl das Festhalten von Horst
Mahler an seiner Familientradition. Rabehl beschreibt Mahler als
Menschen, der als Oberschlesier gelernt hat, um die nationale Identität
zu ringen. Der Vater von Mahler war Zahnarzt und Parteigänger der NSDAP.
Rabehl rechnet es Mahler hoch an, sich nie, auch nicht in seiner
ultralinken Phase, von seinem Elternhaus gelöst zu haben. Dann schreibt
er dem heutigen Mahler folgende politischen Verdienste zu: "Mahler
spricht aus was die Herrschenden verschweigen" und "Mahlers Bedeutung
liegt darin, die politischen Tabus dieser Republik offenzulegen".
Was das für Verdienste sein sollen,
ließt sich bei Rabehl so: "Die politischen Eliten gefallen sich darin,
Elemente einer Vassallität der deutschen Republik nur bedingt
anzusprechen. Der Staat Israel wird als Vermächtnis der jüdischen Stämme
gefeiert, ohne diesen Staat als Okkupationsmacht zu betrachten". Rabehl
ist hier mit Mahler einverstanden. Die Differenz besteht in dem Vorwurf
an Mahler, sich zu eng an das Dritte Reich anzulehnen. Rabehl
unterscheidet sich bei Licht besehen nur durch eine raffiniertere
Wortwahl und Taktik.
Rabehl macht Mahler den Vorwurf, die
"nationale Wiedergeburt" nicht in "einer europäischen kontinentalen
Perspektive zu betrachten". Nach Rabehl müssen sich die Völker Europas
gegen den Hegemon USA auflehnen. Der Nationalismus und Antisemitismus
hat, nach dem Schema von Rabehl, heute in einem europäischen und
antizionistischen Gewand aufzutreten. Zudem steht Rabehl dafür, die
"Linke" zu umarmen, um sie braun zu machen. Die Kritik an Mahler besteht
darin, ihn des Sektierertums zu bezichtigen. Bedauert wird Mahler von
Rabehl, weil er nicht auf der Höhe neurechter Ideologie und Politik ist.
Bedenkliches
Das Querfrontmagazin Kalaschnikow gibt
solche Positionen auf seiner Hauptseite wieder. Immer noch schreiben für
dieses Organ nicht wenige, die der PDS und anderen linken Gruppierungen
zuzurechnen sind. Entweder ignorieren die Genannten, die Tatsache, dass
sie mit rechten Querfrontideologen wie Rabehl in einem Organ schreiben,
oder sie wissen Bescheid. Auf jeden Fall weiß der sich "links" gebende
Redaktionsstab, was er tut. Im Forum von Kalaschnikow wurde in einem
Posting der Artikel von Professor Rabehl kritisiert. Daraufhin
verteidigten der Redakteur Charly Kneffl (Ex- DKP Aktivist) und Anton
Holberg, ein sog. Trotzkist, den Herrn Rabehl.
hagalil.com
19-05-03 |