Überfall in Berlin:
Verhängnisvolle Kette
Ausländische Jugendliche überfallen
Mann, weil er einen Davidstern trägt. Innensenator verurteilt Vorfall
scharf
Ein 56-Jähriger mit einer Davidsternkette um den Hals ist
am Sonntagabend in Berlin Opfer eines antisemitischen Übergriffs
geworden. Wie die Polizei am Montag mitteilte, wurde der Mann von einer
Gruppe ausländischer Jugendlicher bespuckt, ins Gesicht getreten und mit
antisemitischen Sprüchen beschimpft. Innensenator Ehrhart Körting (SPD)
verurteilte den Vorfall: "Jüdische religiöse Symbole müssen in Berlin
ebenso getragen werden können wie solche aller anderen Weltreligionen",
sagte der Senator.
Zu dem Angriff kam es gegen 20 Uhr in einem Bus auf der
Potsdamer Straße. Die etwa 14 bis 15 Jahre alten Täter konnten flüchten.
Der Polizei sagte der 56-Jährige, er sei kein bekennender Jude. Der Mann
verzichtete auf eine Strafanzeige. Eine Begründung dafür war der Polizei
nicht bekannt. "Jeder kann wählen, ob er sein Recht wahrnimmt oder
nicht", sagte ein Sprecher. Dennoch habe die Polizei von Amts wegen ein
Ermittlungsverfahren eröffnet. Das Opfer musste wegen Prellungen im
Gesicht ambulant behandelt werden.
Körting versprach, dass die Polizei alles ihr Mögliche tun
werde, um die Gewalttat so schnell wie möglich aufzuklären. Darüber
hinaus müssten sich aber alle gesellschaftlichen Kräfte Gedanken machen,
"wie sie gerade Jugendlichen die Wertgrundlagen unserer Verfassung wie
Toleranz, Pluralität und Achtung vor dem Recht noch nachhaltiger
vermitteln".
Zuletzt war es im März auf dem Kudamm zu einem
antisemitischen Übergriff gekommen. Ein Unbekannter hatte einen
Amerikaner, der an den Schläfenlocken als Angehöriger jüdischen Glaubens
erkennbar war, ins Gesicht geschlagen.
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