Pressemitteilung -
sinistra!
Reinheit der Szene klargestellt
Übergriff auf israelsolidarische Linke in
Frankfurt
Mit den Worten: "Ich kann diese Israel-Scheisse nicht
mehr sehen!" schlug ein Konzertbesucher plötzlich um sich. Anlass für
ihn war das Statement: "SAVE ISRAEL", das jemand an eine Wand
geschrieben hatte.
Durch diese Graffiti fühlte sich der Schläger
berechtigt, den vermeintlichen Verursacher und alle, die ihn zu schützen
versuchten, anzugreifen. Der Übergriff ereignete sich bei einem
Punkkonzert im besetzten Haus "die Au" in Frankfurt-Rödelheim in der
Nacht vom 19. zum 20. April.
Glücklicherweise konnte die Schlägerei zunächst noch im
Keim erstickt werden. Unbegreiflich ist jedoch, dass danach ausgerechnet
das Opfer des Übergriffs vor die Tür gesetzt wurde. Verantwortlich
hierfür war eine Person, die sich als "Türsteher der Au" (gleich:
Verantwortlicher des Abends) ausgab. Ob mensch den Schläger
rausschmeißen sollte, stand scheinbar nicht zur Debatte. Nach längerer
Diskussion war der "Türsteher der Au" dann jedoch bereit, den
Angegriffenen weiterhin zu dulden: "Ihr könnt wieder reingehen, der Typ
(d.h. der Schläger) hat sich jetzt beruhigt." Trotz dieser demütigenden
Behandlung waren der Angegriffene und diejenigen, die sich mit ihm
solidarisiert hatten, nicht bereit, sich den Spaß am Konzert verderben
zu lassen.
Bis zu dessen Ende verlief der Abend daraufhin
friedlich, die Situation schien beruhigt. Doch weit gefehlt. Es folgte
nun eine Aktion, die allem Anschein nach keine Affekthandlung war,
sondern eher nach einem abgesprochenen Angriff aussah. Nachdem der oben
genannte Verantwortliche des Abends gefordert hatte, dass der Spruch
"Save Israel" mit "dicken, schwarzen Balken" versehen wird, was
natürlich abgelehnt wurde, offenbarte er in einem Gespräch auch seine
Definition von Selbstverwaltung ( O-Ton: "Das hier ist mein Laden."
Frage des Gesprächspartners: "Das ist Dein Laden, der gehört Dir?",
Antwort: "Das ist mein Laden!"). Nach einer offensichtlichen Warnung
("Du weißt, wie das hier läuft?") zog er sich plötzlich aus einem
Gespräch zurück und verschwand.
Daraufhin tauchte der Schläger mit mindestens zwei
Helfern wieder auf und versuchte zwei als israelsolidarisch
Identifizierte gewaltsam rauszuschmeißen. Einer Genossin, die sich dem
in den Weg stellte, wurde mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen. Es
entwickelte sich eine Schlägerei, in der jede/r etwas abbekam, der/die
nur irgendwie mit irgendwelchen sogenannten Antideutschen in Verbindung
gebracht wurde. Der Hauptaggressor ist dabei regelrecht durchgedreht.
Einer Person, die zuvor schon am Auge verletzt worden war, trat er gegen
den Hals. Glücklicherweise verfehlte er den Kehlkopf knapp, und
verursachte so "nur" einen Bluterguss am Hals. Bezeichnenderweise wurde
nicht der Angreifer von den Anwesenden zurückgehalten, sondern die
Attackierten, die sich zur Wehr setzen wollten. Die meisten der nicht
direkt Beteiligten mischten sich mit qualifizierten Kommentaren ein, wie
dem gegen die Angegriffenen gerichteten "Verpisst Euch, Ihr
Arschlöcher!"
Der Hauptschläger, der mit der Unterstützung seiner
KameradInnen mindestens sechs Leute verletzt hat, ist kein Unbekannter.
War es doch derselbe, der bereits vor 12 Monaten im Café Exzess mit den
Worten "Der Mossad hat wohl Feierabend" auf ein Mitglied der Gruppe
"sinistra!" einschlug. Auch dieser Übergriff wurde zunächst nicht durch
einen Rausschmiss geahndet und im Nachhinein von Teilen der "Szene"
relativiert oder gar insgeheim unterstützt. Mittlerweile scheinen
Pöbeleien, Gewaltandrohungen, Anrempeleien und ähnliches von Seiten
bestimmter Antiimps und (Alt-) Autonomer gegenüber als israelsolidarisch
Identifizierten zur Normalität zu werden. Indiz dafür sind auch die
Vorfälle am Tag der Nazidemo in Hanau, als eine Kleingruppe mit der
Fahne des jüdischen Staates permanent abwertenden Kommentaren bis zur
Androhung von Schlägen ausgesetzt war und am Abend versucht wurde, eine
dieser Gruppe zugehörigen Person aus dem "Exzess" zu werfen.
Vor diesem Hintergrund ist auch diesmal wohl nicht mit
einer fairen Diskussion zu rechnen. So wurde schon zu Beginn der
Auseinandersetzungen in der Au ein Angebot, die Intention der
Wandmalerei auf dem Au-Plenum zu begründen, eindeutig abgelehnt.
Offensichtlich geht es nicht darum, Debatten zu führen und Kritik zu
reflektieren, stattdessen soll die kuschelige Szene rein gehalten werden
von störenden ideologiekritischen Elementen, die immer wieder mit
"dieser Israel-Scheiße" auf Mißstände hinweisen. Jene abwehrende
Haltung, die eine Weiterentwicklung linker Positionen unmöglich macht,
und die sich nur noch in Schlägen auszudrücken vermag, was dann zudem
noch geduldet und unterstützt wird - so konnte der Schläger danach noch
relaxt mit seinen Kumpels in der Au weitertrinken - zeigt
seismographisch den Zustand der deutschen Linken an.
Wir fordern die Frankfurter Linke auf, klar Stellung zu
den Vorfällen zu beziehen. Solche Gewaltausbrüche können und dürfen
nicht geduldet werden. Der schon mehrfach skrupellos agierende Schläger
gehört ausgeschlossen aus allen Zusammenhängen, die emanzipatorische
Absichten verfolgen.
sinistra!
Gruppe Francoforte/ Magenza
hagalil.com
23-04-03 |