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Judentum und Israel
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Aus der rechtsextremen Ecke zum Irak:
"Zur Zeit" im Krieg

Karl Pfeifer

Am Krieg der Alliierten sind die Juden schuld. So brutal und explizit wird das nur von den Neonazi gesagt. In einigen mainstream Medien hat die "jüdische Lobby" in den USA diese in den Krieg getrieben. So meint es zum Beispiel der Wendephilosoph Rudolf Burger.

Im FPÖ-nahen Wochenblatt "Zur Zeit" geht Friedrich Romig der Frage nach den vermeintlich jüdischen Interessen am Irak-Krieg nach. Dieser sei vor allem im Interesse Israels, jedoch nicht in dem Sinne, dass eine feindliche und bedrohliche Diktatur gestürzt werde. Nein, Israel strebe im Schatten des Krieges eine Ausweitung seines Territoriums an: "Israel soll und will eine Großmacht im Nahen Osten werden. Sein Gebiet hat sich vom Jordan bis zum Mittelmeer, im Süden bis zum Suezkanal und im Norden über die Golanhöhen hinaus zu erstrecken. (...) Den Palästinensern ist der Aufenthalt auf diesem Gebiet so lange zu verleiden, bis sie 'abwandern'". (Zur Zeit, Nr. 12/03, S. 16) Ebenfalls nicht fehlen dürfen bei Romig die "amerikanisch-israelischen Strategen im Pentagon und im State-Department", welche dieses Ziel gemeinsam mit dem Zugriff auf die Erdölreserven in der Region rücksichtslos verfolgen würden. Zur Zeit-Chefredakteur Andreas Mölzer wird im Editorial der darauffolgenden Ausgabe noch deutlicher und spricht vom "amerikanisch-angelsächsisch-zionistische(n) Weltherrschaftsanspruch" (Zur Zeit, Nr. 13/03, S. 2). Das eigene antisemitische Ressentiment versucht man hinter einem Zitat des US-Kongressabgeordneten James Moran zu verstecken:

"Wenn die Juden diesen Krieg gegen den Irak nicht so unterstützen würden, würden wir nicht so handeln." (ebd., S.3) Über das "Kriegsziel (...) Dollar-Dominanz" schreibt Gerhoch Reisegger (ebd., S. 22f), der Kontakte ins neonazistische Milieu hat und zuletzt im Jänner 2002 mit seinem Auftritt bei einer internationalen Tagung von Holocaustleugnern in Moskau für Aufsehen sorgte.

Zwei rechtsextreme Brigadiere zum Irak-Konflikt

Brigadier Wolfgang Jung aus dem Heeresnachrichtendienst, der in den Jahren 1995 -2000 Nationalratsabgeordneter der FPÖ war, ist bei Rommel stehen geblieben. "...Dieser Stoß auf Bagdad, ohne Rücksicht auf die offene Flanke Rommel lässt grüßen könnte, sofern die Iraker ein mobilerer Gegner wären, für die Amerikaner tödlich sein. So wird es eher zu einer Komplikation der Kampfhandlungen, zu Schwierigkeiten und auch zu Ausfällen und Verlusten führen, wie wir sie gerade beobachten können. Aber es ist ein sehr großes Risiko, diese ganze, lange, offene Flanke bis Bagdad in Kauf zu nehmen. Und als schwerwiegender Fehler wird sich wohl erweisen, dass man den Kampf um Bagdad in dieser Form eingehen muss und Häuserkampf ist sehr Kräfte raubend. Wenn man sich vorstellt, dass hier eine Mehr-Millionenstadt von einer Truppe eingenommen werden soll, deren kämpfende Teile nur wenig mehr als ein Drittel der Gesamtstärke von 250.000 Mann ausmachen!..." (Zur Zeit 28.3.03 13/2003)

Brigadier Gunther Spath, seines Zeichens stv. Militärkommandant in Kärnten lobt die "Geschickte irakische Taktik" ( "Zur Zeit" 4.4.03 14/2003) Der "Zur Zeit"-Journalist fragt: Herr Brigadier, der Angriff der angloamerikanischen Truppen im Irak ist ins Stocken geraten. Von einem Blitzkrieg kann keine Rede mehr sein. Welche Fehler machten diese bisher?

Brigadier Gunther Spath: ....Die zweite Geschichte ist die, dass die angetretene Truppenstärke für die tatsächliche Besetzung und Beherrschung eines Landes von der Größe des Irak mit diesen Verteidigungsmöglichkeiten wahrscheinlich einfach zu gering ist... Wie schon im Zweiten Weltkrieg zeigt sich auch bei den Irakern, dass ohne Luftunterstützung kein Krieg erfolgreich zu führen ist.

Wird dies auch bei der bald zu erwartenden Schlacht um Bagdad kriegsentscheidend sein?

Spath: Dies wird bei der Schlacht um eine Stadt, wenn sich die Amerikaner und Engländer tatsächlich auf einen Häuserkampf einlassen müssen, nicht so entscheidend sein. Dort kann dann in die ineinander verzahnten Gegner nicht mehr mit der eigenen Luftwaffe hinein, weil einfach die Ziele zu unsicher werden. Solange ich also außerhalb großer besiedelter Räume bin, kann ich, wenn die Witterung passt, die Luftüberlegenheit voll entfalten. In städtischen Ballungszentren der Größenordnung Bagdads relativiert sich die Luftüberlegenheit sehr. ... Die zweite Geschichte ist, dass auch diejenigen, die nach wie vor Saddam Hussein heftigst ablehnen, deshalb noch lange nicht von der Aussicht begeistert sind, möglicherweise über Jahre fremd beherrscht zu werden und auch alles das, was sie selbst einbringen und leisten, von der Ölförderung angefangen, in fremde Taschen fließen zu sehen.

[jetzt fließen die Einnahmen auf der Ölförderung in die Taschen weniger Privilegierter, die Lage kann sich nach der alliierten Besetzung für die Bevölkerung nur verbessern K.P.]

Die irakischen Truppen leisten nun doch größeren Widerstand als erwartet. Worauf führen Sie diese Tatsache zurück?

Spath: "Ich glaube, dass die Erwartungshaltungen zu hoch gesetzt waren. Die Erwartungen, die Irakis wären jetzt nach zwölf Jahren Embargo, nach dem, was man im Jahr 1991 mit ihnen erlebt hat, einfach zu geschwächt, haben sich also offensichtlich als falsch herausgestellt. Dazu scheinen die Iraker, wenn die Informationen stimmen, die Mischung der Truppen, auch der normalen Linien-Infanterien mit den besser ausgerüsteten oder auch ideologisch besser motivierten Republikanischen Garden, relativ geschickt zu betreiben, so dass diese Truppen praktisch ein Gerüst in sich drinnen haben, das verhindert, dass sie sofort auseinanderbrechen."

Der damalige Oberst Gunter Spath sagt es "wegen fehlenden Bewußtseins hierzulande" im rechtsextremen Grazer Monatsmagazin "Aula" 7/8-1987 deutlich, dass die "tatsächlichen Herren der westlichen Welt, die Washington via Wallstreet und ähnlichen Zentren fernsteuern." Spath beklagt ("Aula" 7/8-1995) die "pauschale Verurteilung der Weltkriegssoldaten" und das "Verfolgen des alttestamentarischen Rachegedankens gegen die Enkel bis ins 7. Glied" und betont "so wird aus Verfolgung und Zerstörung nichts gelernt".

Das im Bundesheer des Landes, dessen Regierungschef noch heute festhält an der Fiktion, Österreich wäre lediglich Opfer des Nazismus gewesen, Rechtsextreme Karriere machen können, das kann nur den verwundern, der die Erklärungen österreichischer Regierungspolitiker ernst nimmt. Freilich ist es beruhigend zu wissen, dieses Bundesheer wird nur genützt, um gegen Naturkatastrophen zu kämpfen oder unerwünschte Flüchtlinge an der Grenze aufzuhalten. Denn für andere Zwecke ist diese Armee nicht zu gebrauchen, vor allem deswegen nicht, weil sie von den verschiedenen Regierung stiefmütterlich behandelt wird. Die Wiener Oper, Volksoper und Bundestheater erhalten aus dem jährlichen Budget mehr Mittel als das österreichische Bundesheer. So darf man sich dann auch nicht wundern, wenn die beiden hohen Offiziere sich in der rechtsextremen Wochenzeitung "Zur Zeit" als erstklassige Kaffehausstrategen bewähren.

hagalil.com 08-04-03

 


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