Von Karl Pfeifer
Besteht zwischen Religion und Heuchelei ein ursächlicher
Zusammenhang? Manchmal wenn ich den salbungsvollen Ton religiöser
Sendungen höre, da denke ich mir, dieser Zusammenhang scheint gegeben.
In Österreich sind die religiösen Sendungen im ORF nicht zu knapp
bemessen. Manche höre ich mit Genuß, andere belehren mich, aber dann
gibt es eine Art der Berichterstattung, die den österreichischen
Christen implizit zeigen will, wie gut er/sie ist, und wie schlecht die
anderen, die zu der viel postulierten aber selten gelebten christlichen
Nächstenliebe anscheinend nicht fähig sind.
Ein Thema des gestrigen (21.3.03) Abendjournals von Ö1 waren die vielen
Friedensdemonstrationen in der Welt. In der danach folgenden religiösen
Sendung wurde von einem Israeli und einem Palästinenser berichtet, die
in Österreich den Weg der Versöhnung aufzeigen wollen. Ich werde
hellhörig. Der Israeli meinte, die Siedlungen seien ein Hindernis auf
dem Weg zum Frieden, und er ist stolz auf die wachsende Zahl von
Israeli, die den Militärdienst in den Gebieten verweigern.
Dann kommt der Palästinenser, der ein Auge verloren hat, daran sind die
Israeli schuld, er aber hat den Israeli das verziehen. Und er hat auch
verziehen, dass jemand von seiner Familie in Hebron sein Haus verloren
hat. Was er aber den Israelis nicht verzeihen kann, dass ist "that they
made of our children suicide bombers".
Nun kann man durchaus der Meinung sein, dass Siedlungen in dicht von
Palästinensern bewohnten Gebieten eine Zweistaaten-Lösung verhindern.
Man kann sich auch darüber freuen, dass eine wachsende Zahl von Soldaten
den Dienst verweigern. Obwohl - sollte es doch zu einem Frieden kommen -
Soldaten die diese Siedlungen räumen sollen, sich auf diesen
Präzedenzfall berufend auch den Dienst werden verweigern können.
Aber eines ist sicher, nicht Israel macht aus diesen Kindern
Selbstmordmörder sondern die Islamisten, die nicht nur Siedlungen,
sondern die Anwesenheit der Israeli in Israel beenden wollen. Aber dazu
schwieg die beflissene Redaktion.