Notizen und Gedanken:
Denk ich an die Friedensbewegung in der Nacht
Von Max Brym
Dann werd ich zwar nicht um den Schlaf gebracht und es fließen auch keine
heißen Tränen, dennoch bleibt ein fahler Geschmack beim morgendlichen
Erwachen. Ein Blick auf die Seiten der Faschisten im Internet verstärkt
diesen Druck im Magen. Die Faschisten rufen im linken Jargon zum Kampf
gegen den US Imperialismus auf. Die Faschos wollen gegen die Zionisten
und die US- Ostküste mobilisieren.
Die Lektüre des Spiegels oder der Süddeutschen Zeitung ermöglicht einem
scheinbar umstandslos, die schnöden Öl- Interessen der USA zu
durchschauen. Das Lesen der UZ oder der Jungen Welt wird überflüssig, da
der Spiegel journalistisch besser die Interessen der US-Ölmultis
aufzeigt. Jedoch glauben viele "Linke" in der Friedensbewegung eine
fortschrittliche Massenbewegung vorzufinden. In Wirklichkeit gilt es
jedoch zu begreifen: Die Masse der Friedensbewegten ist alles andere als
fortschrittlich.
Es wird gegen den amerikanischen Krieg demonstriert.
Das ist der grundlegende Charakter der vorhandenen Bewegung. Es wird nicht
wahrgenommen, dass der deutsche imperiale Drang, bereits Kriege führte
und zu führen gedenkt, aber nur im eigenen Interesse. Im Fall Irak wird
den USA aggressiv der Frieden erklärt. Die Mehrheit in der
Friedensbewegung sieht in den USA den Hauptfeind und stärkt dadurch der
deutschen Regierung den Rücken. Deren Politik gegenüber dem Irak ist
mörderisch und barbarisch auch wenn sie sich friedlich gibt. Saddam
führt seit Jahrzehnten Krieg gegen die eigene Bevölkerung, dies kostete
za. 1 Million Menschen das Leben. Mit diesem Regime möchte Deutschland
wieder normale Beziehungen unterhalten. Das ist mindestens so barbarisch
gegenüber der Bevölkerung im Irak, wie ein Bombardement.
Warum wird das nicht durchschaut ?
In weiten Teilen der Friedensbewegung wird die Welt als Spielball des US-
Imperialismus wahrgenommen. Keinesfalls wird die Zunahme der
zwischenimperialen Widersprüche registriert. Die Theorie vom globalen
Kapitalismus, früher nannte das Kautsky Ultraimperialismus, führt bei
vielen zu nationalistischen Schlussfolgerungen. Es wird gegen das
heimatlose internationale Finanzkapital ( Für einige mit dem Zentrum US-
Ostküste) polemisiert. Dabei wird an die Regierung appelliert, gegen den
Weltverbrecher USA, eine nationale Politik zu betreiben. Nur wenigen
fällt auf, wie stark die Achse Paris, Berlin Moskau bereits daran
arbeitet ein reaktionärer Gegenpol zu den USA zu werden. Noch weniger
wird erkannt, wie stark die These vom Hauptfeind USA die Nazis anziehen
muss. Der herrschende Tendenz, anlässlich der Demos, Israel anstelle des
Regimes im Irak zu kritisieren, ist erstens abstrus und zweitens latent
antisemitisch. All das mag vielen in der Bewegung nicht geläufig sein,
aber der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert.
hagalil.com
14-03-03 |